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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers
Autoren: Marcia Muller
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nichts dagegen tun.«
    »Wir haben alle unsere ganz
persönlichen Ängste«, entgegnete ich und mußte an meine Phobie vor Vögeln
denken.
    Snelling hantierte mit einem
Tischfeuerzeug, und ich beobachtete ihn dabei, enttäuscht darüber, daß er so
gar nicht meiner Vorstellung von einem Starphotographen entsprach. Ich wußte
selbst nicht genau, was ich eigentlich erwartet hatte — jedenfalls nicht so
etwas wie diesen unscheinbaren Mann. Er war schlank, hatte ein geradezu
unnatürlich blasses Gesicht und verwaschen blaue Augen. Er trug ausgebleichte
Jeans mit einem Flicken auf einem Knie, dazu ein Arbeitshemd voller Flecken,
die vermutlich von den Chemikalien in der Dunkelkammer stammten, und
ausgetretene Turnschuhe. Seine abrupten Bewegungen erinnerten mich an die von
Stelzvögeln, wie man sie am Strand beobachtet, wenn sie durch das seichte
Wasser stolzierten. Diese Assoziation machte ihn mir keineswegs sympathischer.
    Aber er war möglicherweise ein Klient,
und es war allmählich an der Zeit, das Gespräch auf das Geschäftliche zu
lenken. »Mr. Snelling, ich höre, Sie haben ein Problem, das ich für Sie
untersuchen soll.«
    Endlich hatte er die Zigarette
angezündet und blickte auf. »Ja, wie ich bereits Ihrem Chef sagte — Hank Zahn
ist doch Ihr Chef, oder?«
    Ich nickte.
    »Gut, also, wie ich Hank Zahn schon
erklärte, es ist nicht von der Art, daß ich so einfach zur Polizei gehen
könnte. Wissen Sie, vielleicht steckt auch gar nichts dahinter, und dann wäre
Jane wütend auf mich.«
    »Fangen wir mal ganz von vorne an. Wer
ist Jane?«
    »Jane Anthony. Sie wohnt hier bei mir.
Und sie ist verschwunden.«
    Ich nahm einen Block und einen Kugelschreiber
aus der Tasche und notierte den Namen. »Seit wann?«
    »Seit einer Woche. Ja, genau heute vor
einer Woche ist sie verschwunden.«
    »Erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich
hatte schon ziemlich früh am Vormittag einen Phototermin. Ich arbeite
grundsätzlich nur in meinem Studio, im oberen Stockwerk.« Er deutete auf eine
Wendeltreppe, die nach oben führte. »Ich nahm an, Jane schlafe noch in ihrem
Zimmer. Die Arbeit an den Photos zog sich ziemlich lang hin; es war Anna Adams —
Sie wissen, die Schauspielerin, die in diesem gräßlichen Musical im Golden Gate
Theater auftritt.«
    »Ja.«
    »Nun, Miss Adams ist eine gute
Schauspielerin, aber sie kann sich einfach nicht konzentrieren. Es hat Stunden
gedauert, bis wir ein paar brauchbare Photos von ihr geschossen hatten. In der
Zwischenzeit glaubte ich gehört zu haben, wie Jane unten in der Küche rumorte.
Und als Miss Adams das Studio verließ, war Jane schon weg.«
    »Hat sie irgend etwas hinterlassen, ich
meine, eine Notiz, irgendeine Nachricht?«
    »Nein, nichts.«
    »Geht sie öfters weg, ohne es Ihnen zu
sagen?«
    »Nie.«
    »Und was haben Sie unternommen?«
    »Zuerst habe ich mir nicht viel dabei
gedacht. Ich habe meine Arbeit getan, wie immer. Aber als es Abend wurde und
Jane noch immer nicht zurück war, habe ich angefangen, mir Sorgen zu machen.
Ich rief bei einigen Bekannten an, so gegen neun, aber sie hatten alle nichts
von ihr gehört.«
    »Und was ist mit ihrer Arbeitsstelle?
Oder hat sie keine?«
    Er schüttelte den Kopf. »Jane ist
Sozialarbeiterin, aber zur Zeit ohne Stellung. Bei den gegenwärtigen Etatkürzungen
findet man in dem Bereich nur schwer einen Job.«
    »Was haben Sie als nächstes
unternommen?«
    »Ich habe gewartet. Am nächsten Tag
habe ich noch bei ein paar Freunden angerufen. Und im Lauf der Woche habe ich
mich mit Janes Mutter in Verbindung gesetzt — sie lebt im Süden, in einem Dorf
am Pazifik, es heißt Salmon Bay, in der Nähe von Port San Marco. Ich wollte
Mrs. Anthony nicht beunruhigen — sie ist alt und gesundheitlich schlecht
beieinander-, also gab ich vor, Jane habe angedeutet, sie würde auf ihrer Fahrt
nach Los Angeles einen Abstecher machen und bei ihr vorbeikommen. Aber auch
Janes Mutter hatte nichts von ihr gehört.«
    »Hat Jane irgend etwas mitgenommen?«
    »Soweit ich das beurteilen kann,
höchstens ein paar Sachen für ein oder zwei Nächte. Ihre Toilettenartikel aus
dem Badezimmer sind verschwunden, und außerdem fehlt ein kleinerer Koffer aus
ihrem Schrank, aber die größeren Koffer sind alle noch da.«
    »Ich nehme an, sie ist mit dem Wagen
gefahren?«
    »Ja. Sie hat einen — ich glaube, es ist
ein Toyota, ungefähr fünf Jahre alt.«
    »Wissen Sie was für ein Modell?«
    »Nein.« Er breitete hilflos beide
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