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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers
Autoren: Marcia Muller
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irgendwelchen persönlichen Gründen das
Haus verlassen hat, würde ich mich lächerlich machen, und sie wäre wütend auf
mich.«
    Offenbar war ihm sehr viel daran
gelegen, Jane nicht wütend zu machen. »Immerhin ist sie verschwunden, ohne
Ihnen ein Sterbenswörtchen davon zu sagen«, gab ich ihm zu bedenken.
    »Ich weiß, aber sie würde
entgegenhalten, sie sei schließlich ein erwachsener Mensch und habe das Recht,
ihr eigenes Leben zu führen. Können Sie denn nicht nach ihr forschen, ohne die
Polizei einzuschalten, Sharon?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Dann ließ ich mir die Namen der Freunde und Bekannten geben, mit denen er
Kontakt aufgenommen hatte, sowie die Telephonnummer von Janes Mutter und ihre
Adresse in Salmon Bay. Er nahm sein Adreßbuch zur Hand und las mir die
gewünschten Nummern vor.
    »Wollen Sie mit Mrs. Anthony sprechen?«
fragte er, während er mich zur Tür begleitete.
    »Ich werde versuchen, sie nicht zu
beunruhigen. Aber ehrlich gesagt, hier finde ich so wenig von Ihrer
Mitbewohnerin — praktisch gar nichts Persönliches — , daß ich keine Vorstellung
davon habe, wer sie ist und welche Neigungen sie hat.«
    »Seltsam.« Er blieb stehen, die Hand
auf dem Türknopf. »Ich dachte, ich kenne sie, aber ich muß sagen, eigentlich
weiß ich auch nicht viel mehr über sie.«
    »Nun, vielleicht kann mir ihre Mutter
etwas mehr sagen.«
    »Vielleicht.« Aber es klang nicht sehr
hoffnungsvoll.
    Wir verabschiedeten uns, und ich ging
hinaus in den Herbstabend. Als ich über den vom Gras überwucherten Weg zur
Straße ging, hörte ich, wie Snelling die Sicherheitskette vorlegte und sich in
seinem Haus verbarrikadierte.
     
     
     

Kapitel
2
     
    Als ich zu meinem Wagen zurückging,
fiel mir ein schwarzer VW auf, der in der Nähe parkte. Er hatte zuvor nicht
dagestanden, und da er noch zerbeulter war als mein MG, fragte ich mich schon,
ob er vielleicht von seinem Besitzer einfach dort abgestellt worden war. Aber
meine unausgesprochene Frage wurde beantwortet, als ich losfuhr. Die
Scheinwerfer des VW leuchteten auf, und der Wagen folgte mir.
    Ich bog von der Straße, in der Snelling
wohnte, in die Missouri Street ein und glaubte, der allgemeinen Richtung zu
meiner Wohnung zu folgen, kannte mich aber nicht gut aus am Potrero Hill und
stellte rasch fest, daß es hier sehr viele Sackstraßen gab. Im Dunkeln hatte
ich inzwischen weitgehend die Orientierung verloren, und zugleich wurde mir
bewußt, daß ich schon eine ganze Weile Scheinwerfer im Rückspiegel beobachtet
hatte. Sie waren verhältnismäßig klein und lagen dicht nebeneinander, so daß
ich mich fragte, ob es noch der VW war, den ich in der Nähe von Snellings Haus
gesehen hatte, und wenn, warum er mir folgte. Möglicherweise hatte es etwas zu
tun mit meinem Besuch bei dem Photographen, aber vielleicht war es auch jemand,
der mich gesehen hatte — eine Frau allein in einem Wagen — und der nun
versuchte, sein Spielchen mit mir zu treiben. Das beste war, wenn ich so
schnell wie möglich diesen verdammten Hügel hinter mir ließ; dann könnte ich
den Wagen leichter abhängen.
    Ich erreichte die Zwanzigste Straße und
bog dann nach links ab. Es war eine Durchgangsstraße, sie wand sich in einer
weiten Kurve wieder um den Hügel und brachte mich meinem Ziel nicht näher.
Verärgert trat ich auf die Bremse, wendete, und meine Scheinwerfer beleuchteten
den Plankenzaun, der einen der öffentlichen Parks einschloß, die in der zum
Abbruch bestimmten Gegend verstreut lagen. Als ich wieder hügelaufwärts fuhr,
kam der alte, schwarze VW mir entgegen. Ich versuchte, einen Blick auf den
Fahrer zu werfen, aber das Licht seiner Scheinwerfer blendete mich. Als ich die
Vermont Street erreicht hatte, hielt ich an und wartete, um festzustellen, ob
er weitergefahren war oder wie ich wenden würde.
    Er mußte die Richtung geändert haben,
denn er kam wieder auf mich zu. Ich legte den ersten Gang ein, fuhr auf der
Vermont weiter und entschloß mich, den Fahrer des schwarzen Wagens auf die
Probe zu stellen. Vor mir lag eine Strecke, die als die kurvenreichste Straße
der Welt bekannt ist — eine Serie von Haarnadelkurven, die noch bei weitem
gefährlicher war als die berüchtigte Lombard Street am Russian Hill. Ich
schaltete herunter und schlich im ersten Gang zwischen den betonierten
Begrenzungsmauern die steile Straße hinunter, vorbei an einem mit Zypressen
bestandenen Park auf der einen und den hellerleuchteten Fenstern der Häuser
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