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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors
Autoren: Lindsey Davis
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könnte Caninus selber sein?«
    »Oh, kluger Junge!«
    »Die Marine untersucht also nicht die Lösegeldschwindelei?«
    »Vielleicht tut sie das«, sagte Fulvius. »Was meinst du, was ich hier mache?«
    Mein Onkel war ein Agent? »Kannst du diese Behauptung beweisen?«
    »Das brauche ich nicht.« Als ich schwieg, beharrte Onkel Fulvius: »Du hast mich verdammt noch mal nie als Frau verkleidet gesehen.«
    »Schminke und Pantoffeln sind nicht dein Stil? Was für eine Erleichterung für die Familie! Ich weiß nur, dass du nach Pessinus wolltest und das falsche Schiff erwischt hast …«
    Fulvius lachte leise. »Ich habe das Schiff erwischt, das ich wollte. Bist du Cassius begegnet?«
    »Nein …« Mir fiel der Bettler hinter dem Tempel der Roma und des Augustus ein. »Cassius? Natürlich – ich dachte mir doch gleich, dass der Dreck selbst aufgetragen war.«
    »Er stürzt sich gerne in alles rein«, prahlte Fulvius. Eine derbe Anspielung, die ich zu ignorieren vorzog. »Cassius und ich sind seit einem Vierteljahrhundert zusammen.« Tja, das beantwortete schon mal eine Frage. Sie waren ein festes Paar.
    »Mutter wird so erfreut sein, dass du zur Ruhe gekommen bist. Cassius war auf dem Schiff, nehme ich an. Dem Schiff, das für dich das richtige war?«
    »Er war auf dem Schiff.«
    »Das freut mich für dich, Onkel. Aber wir verschwenden Zeit. Wir müssen hier raus.«
    »Wir müssen bleiben.«
    »Tut mir leid, Onkel, ich möchte Cassius nicht durch langes Verweilen mit dir eifersüchtig machen …« Ich versuchte die Tür aufzudrücken. Onkel Fulvius erlaubte mir, mich zu verausgaben, grunzte nur protestierend, als ich ihn gegen die Wand quetschte.
    »Halt die Klappe und hör auf. Der Schrein ist der Treffpunkt. Zeno hat es mir erzählt. Wenn das Geld übergeben wird, können wir zuhören und Beweise sammeln.«
    »Zeno war der Laufbursche?« Ich kam wieder zu Atem. »Du hast dich mit ihm angefreundet? Und wo ist Zeno jetzt?«
    »Ein Attis-Priester versorgt ihn mit heißer Milch und Sesamkuchen.« Das beruhigte mich nicht. Doch das Kind konnten wir später befreien. Uns zu befreien könnte sich als schwieriger erweisen.
    »Wird Cassius Hilfe bringen?«
    »Natürlich.« Das war beruhigend, doch es gefiel mir trotzdem nicht, hier unter der Erde in Dunkelheit gefangen zu sein. Panikwellen schwappten über mich hinweg. Es musste einen Abfluss geben, aber Höhlen, die mit Blut durchtränkt worden sind, nehmen einen grauenhaften Geruch an. Ich kämpfte gegen die Klaustrophobie. Wenn Novizen das hier allein durchstehen konnten, dann konnte ich die Furcht auch überwinden … Möglicherweise.
    »Was hast du zu Mittag gegessen?«, wollte mein Onkel angewidert wissen. Ich atmete ihm ins Gesicht; eine Alternative gab es nicht. »Bestattungskost.«
    »Zwiebeln.« Oh, Fulvius war mäkelig. Jetzt hätte ich am liebsten gelacht.
    Während wir darauf warteten, dass etwas geschah, setzte ich meinem Onkel zu, mir zu erzählen, welche Rolle er bei dem Fiasko spielte. Er sagte, er arbeite für die Marine, als Getreidekommissionär. Das hatte Papa mir schon erzählt. Und ich wusste, dass die Armee – und wie anzunehmen war, die Marine ebenfalls – ihre Kommissionäre oft mit Geheimdienstaufgaben beauftragte. Fulvius hatte seit Jahren mit der Nachschubversorgung der Legionen zu tun. Von Salonae aus, wo er lebte, hatte er Kontakte mit der Ravenna-Flotte aufgenommen. »Er war in Ravenna …«
    »Caninus?«
    »Genau!«
    »Ich bin Privatermittler, Onkel. Was auch immer du von der Familie gehört hast, ich bin gut in meinem Beruf … Ich finde es merkwürdig« – ich fand es haarsträubend –, »aber willst du damit sagen, dass du ähnliche Arbeit tust wie ich?«
    »Vielleicht.«
    »Kein Grund, dich geheimnisvoll zu geben. Ich war Kundschafter bei der Armee. Jetzt übernehme ich kaiserliche Missionen.«
    »Wie schön für dich, Junge!« Fulvius wechselte das Thema, ohne irgendwas zuzugeben. »Unsere Wege haben sich bisher nie direkt gekreuzt.«
    »Tja, ich bin froh, dass diese Geschichte keine alten Freundschaften zerstört hat … Er behauptet also, du seist der Illyrier, und du sagst, er sei es.«
    »Hör mir einfach zu«, befahl Fulvius.
    »Vielleicht mache ich das …« Oder vielleicht auch nicht. »Wie ist Caninus auf die schiefe Bahn geraten?«
    »Er hat sich die falschen Freunde gesucht, als er die illyrische Küste überwachen sollte.«
    »Falsche Freunde? Als wir an der Imbissbude mit Geminus geplaudert haben, hast du selbst
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