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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors
Autoren: Lindsey Davis
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überraschen würde, wenn seine Verbindungen zu den Illyriern aus Dyrrhachium zwielichtig wären. Angesichts seiner Vergangenheit schätzte ich, dass er wieder ins Ausland geflohen war. Dieser Besuch in Ostia würde ein weiterer verwirrender Aspekt seiner schillernden Persönlichkeit werden, über den meine Familie während der gesamten Saturnalien brummeln und streiten würde.
    Dann berichtete Petronius mir, dass die Vigiles einen Hinweis auf Caninus’ Aufenthaltsort erhalten hätten. Ausgerechnet Gaius Baebius hatte berichtet, ihn gesehen zu haben. Als Gaius an diesem Morgen sein Frühstück im Delphin in Portus einnahm, sei Caninus in die Pflaumenblüte geschlüpft, das Bordell gegenüber. Rubella und Brunnus hatten einen Trupp mitgenommen und würden den Attaché verhaften, wenn er noch im Gebäude war.
    »Brunnus ist immer noch auf Ruhm für die Sechste aus.«
    »Während Rubella selbstverständlich über solche Ambitionen weit erhaben ist! Sollen wir losgehen und bei dem Spaß mitmischen?«
    »Überlass ihnen die Rangelei. Wir beide haben mehr Verstand.«
    Wir mussten nicht lange warten. Während wir dort saßen, schleppten Rubella, Brunnus und ein bewaffneter Trupp den verhafteten Attaché zur Kaserne. Sein Tag der Abrechnung war gekommen. Wir blieben auf unserem Posten, zogen nur die Füße ein, um dem Staub auszuweichen, den sie aufwirbelten.
    Der Gefangene war fast unsichtbar inmitten seiner Eskorte. Aber ich bemerkte, dass Caninus, vielleicht, um sich im Bordell zu tarnen, stark geschminkt war. Von seinen berühmten perlenbestickten Pantoffeln war nichts zu sehen, seine Füße waren nackt. Seine lange Tunika war in Fetzen. Er hing schlapp herab, von den Vigiles unter den Armen gehalten. Sie hatten ihn wohl schon im Bordell in der Mangel gehabt.
    Petronius und ich sahen grimmig zu, als sie ihren Gefangenen rückwärts durch die Seitenstraße zum Tor der Kaserne zerrten. Er war ein korrupter Offizier; die ehemaligen Sklaven unter den Vigiles würden erbarmungslos sein. Vespasian hatte bereits genügend verkommene Legionen säubern müssen und würde nicht auch noch einen Marineskandal haben wollen. Die Caninus-Affäre würde unter den Teppich gekehrt werden. Kein Prozess oder eine Verurteilung würde in den Gerichtsberichten des Tagesanzeigers auftauchen. Caninus stand eine lautlose Beseitigung bevor. Wir sahen, wie er in die Kaserne geschleppt wurde. Niemand würde erfahren, wann er wieder herauskam. Oder ob das je der Fall sein würde.
    Der Gefangene und seine Eskorte verschwanden im schummrigen Innern. Dann schlug jemand ausnahmsweise einmal die schweren Tore hinter ihm zu. Die Vigiles suchten ihre eigene schreckliche Abgeschiedenheit für das, was als Nächstes passieren würde. Das dumpfe Geräusch des schweren Balkens, der die hohen Tore verriegelte, hallte in der leeren Straße nach.
    Petronius und ich blieben im nachmittäglichen Sonnenlicht bei unserem Becher Wein sitzen, zwei alte Freunde, die vieles zusammen erlebt hatten.

Über Lindsey Davis
    Lindsey Davis wurde in Birmingham geboren, lebt aber heute in Greenwich. Nach einem Englischabschluss in Oxford arbeitete sie zunächst im öffentlichen Dienst, schreibt aber nun ausschließlich Romane. Mit den historischen Kriminalabenteuern um Falco und seine Helena hat sie sich international Bestsellerruhm erschrieben. 1995 erhielt sie den »Crime Writers’ Association Dagger Award«.

Impressum
    Die englische Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel »Scandal Takes a Holiday« bei Century, London
     
    eBook-Ausgabe 2012
    Knaur eBook
    Copyright © 2004 by Lindsey Davis
    Copyright © 2009 für die deutschsprachige Ausgabe bei Knaur Taschenbuch.
    Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
    Redaktion: Dr. Gisela Menza
    Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
    Coverabbildung: Artothek/Castagno, Andrea dal, 1410–1457 /Bildnis von Dante Alighieri
    Karten: Computerkartographie Carrle, München
    ISBN 978-3-426-55876-8

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