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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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einem gewaltigen Krachen zerbarst die schwere Eichentür. Bernhardi, der sich im oberen Stockwerk aufhielt, hörte es deutlich. Entschlossen griff er zu seinem Degen und zu einem Langdolch. Dann löschte er die Lichter und näherte sich vorsichtig dem Fenster. Unten hatten die Männer Fackeln entzündet. Also war auch eine Flucht durchs Fenster aussichtslos.
    Schon polterten die Eindringlinge an die erste Tür, die sie erreichen konnten. Das war die Wohnung von Barbara und Friedrich. Offenbar hatten die Männer das erleuchtete Fenster nicht der richtigen Wohnung zuordnen können. So gewann Bernhardi einige Sekunden, in denen er fieberhaft überlegte. Wieder zerbarst eine Tür.
    „Hier ist niemand!“
    „Weiter, die nächste!“
    Nur noch eine Tür trennte Bernhardi von seinen Häschern. Er musste sich wohl mit seinem Schicksal abfinden. „Aber einen guten Streich will ich noch führen“, murmelte er, als er seinen Degen zog.
    Er musste sich eingestehen, dass er das Spiel verloren hatte. Und vielleicht war er sogar schuld daran, dass eine wertvolle Entdeckung wieder dem Vergessen anheimfiel. Denn er hattees nicht geschafft, sie systematisch zu beschreiben, geschweige denn ein Werk darüber für den Druck vorzubereiten. Es war ihm nicht gelungen, das Erbe Saalfelds anzutreten und ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Außerdem hatte er das Glück seiner Familie zerstört. Und jetzt würde er dafür bezahlen …
    Plötzlich fiel sein Blick auf den Kamin, der die eine Seite der Wohnung ausfüllte. Zugleich wurde mit rasender Wut auf seine eigene Wohnungstür eingedroschen. Er saß in der Falle.
    Friedrich drückte sich fest an die Mauer. Tatenlos musste er mit ansehen, wie die Häscher ihr Werk fortsetzten. Ihr Lärm dröhnte in seinen Ohren. Doch was er als Wut der Angreifer zu hören glaubte, löste sich in ein wildes Geschrei auf, das von der Straße zu kommen schien. Und dann – nach einer kurzen Bewegung des Kopfes – sah er sie: Bewaffnete Stadtsoldaten, Büttel und aufgebrachte Handwerksburschen, die Knüppel, Schwerter und Degen in den Händen hielten, zogen in Richtung des überfallenen Hauses.
    Die Armbrustschützen ließen verwirrt ihre Waffen sinken und sahen zu ihrem Anführer hinüber. Dieser hatte nur wenig Zeit für eine Entscheidung. Wenn er auf die Menge zu schießen befahl, würde es Tote geben. Sein Plan, Bernhardi und Friedrich von der Aue dingfest zu machen, ließe sich so nicht mehr verwirklichen, denn sein Auftraggeber hatte ihm äußerste Diskretion befohlen. Einen öffentlichen Konflikt wollte er unbedingt vermeiden. Trotzdem hatte er geglaubt, einmal die Muskeln spielen lassen zu können.
    „Rückzug!“
    Den Belagerern vor dem Haus gelang es nur durch unverzügliche Kehrtwendung, dem aufgebrachten Mob zu entkommen. Die Eindringlinge im Innern des Hauses kamen nicht so glimpflich davon. Einer wurde erstochen, die beiden anderenwurden schwer misshandelt und gefangen genommen. Unter Johlen und Pfeifen brachte man sie ins Stadtgefängnis.
    Friedrich konnte es fast nicht glauben. Er eilte auf den Anführer der Stadtsoldaten zu. „Das war Rettung in allerletzter Sekunde. Wem habe ich das zu verdanken?“
    Als er in das erstaunte Gesicht des Hauptmanns blickte, gab er sich zu erkennen. „Ich bin Friedrich von der Aue. Ich wohne in diesem Hause. Und eine weitere Familie. Wie es aussieht, wollten sie zu uns …“
    Der Hauptmann nickte. „Da werdet Ihr uns einiges erklären müssen. Morgen, auf der Wachstube. Was Eure Rettung hier angeht: Ein sehr aufdringliches Weib hat uns zum Handeln gebracht. So etwas ist mir auch noch nicht begegnet. Aber lassen wir das. Wir dulden hier weder Aufruhr noch Eingriffe in unsere Stadtrechte. Von wem auch immer. Jetzt kümmert Euch aber um Euren Mitbewohner!“
    Friedrich von der Aue nickte und ging auf das Haus zu. Vor dem Eingang hockte Bernhardi. Er war kaum ansprechbar, aber als er Friedrich erblickte, leuchteten seine Augen auf.
    „Das war knapp!“
    Bernhardi nickte kurz. „Ich glaube, ich bin langsam zu alt für so was.“
    Als Friedrich antworten wollte, hörte er, dass hinter ihm gerufen wurde. „Friedrich! Vater!“
    Barbara fiel Friedrich um den Hals. „Ihr lebt!“
    „Ja, aber es war knapp.“ Friedrich versuchte, sich von ihr zu lösen. „Warst du es, die die Stadtwehr alarmiert hat?“
    Barbara nickte. „Ich konnte euch doch nicht eurem Schicksal überlassen. Allerdings wollte mir der Wachhabende erst nicht glauben. Er meinte, ein
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