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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Welt liegt die Zukunft. Wie Ihr wisst, besitzt unser Kaiser Karl als spanischer König ein großes, neu gewonnenes Land. Eine dieser Ländereien – Klein Venedig oder auch Venezuela genannt – ist Gegenstand dieses Asiento. Wir haben noch weitere Verträge abgeschlossen, von denen wir mit Stolz sagen können, dass sie unseren Einfluss in diesen Regionen vergrößern werden. Schon in wenigen Wochen laufen die ersten Schiffe unserer Gesellschaft aus. Es werden neben Bau- und Kaufleuten, Soldaten und Materialien auch geeignete Bürger gesucht, die mithelfen sollen, die neuen Ländereien zu kolonialisieren.“
    Elisabeth durchschaute als Erste den Zusammenhang. „UndIhr wollt uns dadurch retten, dass wir diese Reise ins Ungewisse mitmachen sollen!“
    „Dort wäret Ihr in Sicherheit und könntet einen unbeschwerten Neuanfang wagen. Niemand würde von Eurer Ausreise wissen. Und vor allem würde Euch niemand mehr wegen dieser Entdeckung verfolgen, wenn Ihr Euch dort Zurückhaltung auferlegt. Mehr Zurückhaltung als bisher. Ihr erhaltet sämtliche Privilegien, derer es bedarf, um einen guten und ungefährdeten Anfang zu wagen. Ihr wäret sogar in unseren Diensten und stündet damit unter einem besonderen Schutz. Ihr müsst nicht schon heute Nacht eine Entscheidung treffen, aber allzu lange kann ich Euch hier keinen Schutz gewähren. Ich schlage vor, Ihr bedenkt dieses Angebot, so lange seid Ihr meine Gäste. Ich wünsche Euch jetzt eine gute Nacht. Mein Diener wird Euch Eure Kammern zeigen.“ Bartholomäus zog noch einmal an dem geflochtenen Band und verließ den Raum.
    Alle schauten sich betreten an, selbst die Kleinsten begriffen, dass in diesen Stunden über ihr weiteres Schicksal entschieden wurde.
    „Ich will nicht in die Neue Welt.“ Barbara hatte ihre Fassung wieder verloren. „Mein Kind soll hier geboren werden.“
    Elisabeth nahm ihre Tochter in den Arm. „Wir werden das morgen in aller Ruhe besprechen. Ich hege auch keine Neigungen, in die Fremde zu ziehen.“
    Am nächsten Tag kamen Friedrich und Leonhard erst spät von einer weiteren Unterredung zurück. Leonhard ergriff als Erster das Wort und schilderte den Stand der Planungen.
    „In vier bis sechs Wochen sollen wir aufbrechen. Als Erstes hätten wir eine beschwerliche Reise nach Lissabon vor uns, nur gemildert durch die Tatsache, dass wir mit einer großen welserschen Wagenkolonne mitreisen. Eine starke bewaffnete Eskorte würde uns begleiten – das gibt Sicherheit. In Lissabonwarten dann drei Schiffe auf uns, die gemeinsam nach Klein Venedig aufbrechen. Wir brauchten nur Ja zu sagen.“
    „Ich kann das nicht!“ Barbara hielt verzweifelt eine Hand über ihren Bauch, der allerdings von der Schwangerschaft noch nichts erkennen ließ.
    Friedrich legte beruhigend seinen Arm um sie. „Zusammen können wir alles schaffen. Oder wenigstens fast alles.“
    „Was ist, wenn wir von unbekannten Krankheiten heimgesucht werden. Ich habe gehört, dass dort ein neuartiges Fieber herrscht, das die Menschen schwachsinnig werden lässt!“
    „Schwachsinnige haben wir hier schon genug – auch ohne das neue Fieber!“ Leonhard konnte sich einen sarkastischen Seitenhieb nicht verkneifen.
    „Es kommen auch Ärzte mit auf unsere Reise. Mehr können wir hier ja auch nicht tun.“ Friedrich versuchte mit allen Mitteln, Barbara aufzumuntern.
    Leonhard schaute seine Frau durchdringend an. „Was meinst du, Elisabeth?“
    Elisabeth hatte die ganze Zeit geschwiegen. Auch am Tag zuvor hatte sie mit Leonhard nicht über die neue Situation gesprochen. Doch jetzt ergriff sie das Wort.
    „Ich fürchte, wir haben keine große Wahl. Wenn wir mit den Kaufleuten aufbrechen, müssen wir vielleicht nur einmal eine Gefahr auf uns nehmen. Die Unbilden der Seefahrt sind vermutlich nicht zu unterschätzen. Aber ich gehe davon aus, dass der spanische Statthalter am Ziel alles tun wird, um uns einen sicheren Neubeginn zu ermöglichen. Leider gibt es kaum Nachrichten aus der Neuen Welt, auf die wir uns stützen können. Den euphorischen Berichten der Ausbeuter glaube ich nicht … Trotzdem, auch wenn man eine unbekannte Gefahr nicht einer bekannten vorziehen sollte: Die bekannte Gefahr verbietet es uns, noch länger hierzubleiben. Ich mache mir allerdings immer noch Sorgen.“
    Leonhard war überrascht. „Welche denn?“
    „Wir werden in ein Land kommen, in dem die römische Kirche das uneingeschränkte Sagen hat. Das muss uns nicht weiter beunruhigen, aber du, lieber Leonhard,
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