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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Schultern.
    „Aber nein, das weißt du doch. Ich bin stolz auf unsere Töchter, die sich alle so wie ihre Mutter entwickeln: klug, gebildet und schön. Du und die Kinder, ihr seid mir die höchste Belohnung und ein Zeichen, dass der Herr seine Gunst noch nicht von uns genommen hat.“
    „Aber warum lässt er uns dann ein so unstetes Leben führen?“
    „Mein alter Freund Einhard hat immer gesagt, Gottes Gunst bestehe nicht darin, uns vor dem Übel zu bewahren, sondern dass wir mit dem Übel besser leben lernen. Für einen nicht gerade übermäßig frommen Mann eine erstaunliche Ansicht, wie ich finde. Und je länger ich über den Satz nachdenke, desto mehr scheint er mir die Wahrheit zu treffen.“
    „Die Kenntnis der Wahrheit hat ihn nicht vor einem frühen Tod bewahrt.“
    „Eben, darin bestätigt sich ja seine Wahrheit. Ich muss oft an ihn denken. Trotz seines Schicksalsschlages hat er sich nicht fallen lassen, sondern hat sich sein Leben, so gut es ging, eingerichtet.Was würde ich darum geben, wenn ich noch einmal mit ihm über alles sprechen könnte.“
    „Beim Jüngsten Gericht werden wir viel zu erzählen haben.“ Elisabeth meinte das durchaus ernst. „Aber bis dahin wirst du mit mir vorliebnehmen müssen. Hast du die neueste Kunde schon vernommen?“
    „Welche meinst du? Dass Barbara Mutterfreuden entgegensieht, wissen wir bereits.“
    „Nein, ich meine das große Feuer.“
    „Es hat gebrannt? Wo?“
    „Draußen in der Nähe des Flusses. Glücklicherweise, denn sonst wäre die Stadt in Gefahr geraten.“
    Leonhard Bernhardi atmete tief durch. Eine dunkle Ahnung stieg in ihm auf. „Weiß man, um wessen Haus es sich handelte?“
    „Ich weiß nur, dass dort ein Mechanicus oder Opticus wohnte und ums Leben gekommen ist.“
    „Ein Opticus.“
    „Du wusstest es schon?“
    „Nein, aber ich kannte den Opticus, der da draußen gewohnt hat.“
    „Willst du damit sagen, dass du versucht hast, bei ihm Hilfe für den Nachbau des Sehapparates zu erhalten?“ Elisabeths Stimme war hart und laut geworden.
    Leonhard Bernhardi schluckte. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er nickte.
    „Und davon hast du mir kein Sterbenswörtchen gesagt?“ Bernhardi nickte wieder. „Ich wollte dich nicht beunruhigen.“
    „Das ist dir aber wunderbar gelungen. Was hat dich getrieben, uns so in Gefahr zu bringen?“
    „Die Sache hat mich einfach nicht losgelassen. Wie kann man denn leben, wenn man das verschweigt, was einen unendlich umtreibt?“
    „Du bist schwach, Leonhard, sehr schwach. Aber was schlimmer ist, du hast dich mir nicht anvertraut. Und uns alle in Gefahr gebracht.“
    „Aber wieso denn? Der Opticus hat doch niemals wissen können, wozu ich seine Hilfe brauchte.“
    „Glaubst du? Nicht alle Menschen sind so einfältig, wie du annimmst, nur weil du ein Magister bist. Ich bin sicher, dass sein Tod sehr wohl mit allen bisherigen Versuchen zu tun hat, die saalfeldsche Erfindung zu vernichten.“
    „Was spricht dafür?“
    „Das Feuer.“
    „Das Feuer?“
    „Man verfolgt dich und uns, weil du eine Entdeckung gemacht hast, die von einflussreichen Mächten als dämonisch angesehen wird und mit allen Mitteln verhindert werden soll. Der weltliche Arm und Rom arbeiten Hand in Hand. Sie sehen die Gefahr, dass sich die gesamte Weltordnung auflösen könnte und damit auch ihr Einfluss. Nur in einer Sache sind alle einer Meinung.“
    „Und die wäre?“
    „Die Abwehr der Bedrohung des Glaubens. Da würden vielleicht sogar die Lutherischen mitmachen.“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
    „So, kannst du das nicht? Glaube ja nicht, dass der inzwischen weitverbreitete neue Glaube nicht auch Fanatiker hervorgebracht hat. Es sind alles nur Menschen.“
    „Aber noch einmal: Wieso spricht das Feuer für eine Verbindung zwischen meiner Entdeckung und dem Tod des Opticus?“
    „Weil Feuer die Strafe für Ketzerei ist. Denk doch einmal nach: Unser Haus wurde abgebrannt, als man unser nicht mehr habhaft werden konnte. Das Haus von Einhard sollte ebenfalls ein Raub der Flammen werden – glücklicherweise haben wache Bürger das noch verhindert. Und jetzt das Anwesen desOpticus. Wollte man nur irgendwelche Spuren beseitigen, dann wäre das nicht nötig gewesen. Das Feuer war mehr als nur eine Vernichtung. Es war eine Warnung vor der Ketzerei.“
    Leonhard schwieg eine Weile, dann sagte er leise: „Angenommen, du hast recht. Dann ist man uns vermutlich dicht auf den Fersen, oder?“
    „Das ist zu befürchten. Der
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