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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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seltsame Besucher in deiner Druckwerkstatt bedeutet ebenfalls nichts Gutes. Und wieder ist alles, was wir hier aufgebaut haben, umsonst gewesen.“
    Leonhard sprang auf. „Wir müssen Friedrich und Barbara warnen.“
    „Allerdings! Aber ob wir uns selbst noch schützen können, weiß ich nicht.“
    Er beruhigte sich wieder und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. „Noch scheinen sie uns nicht zu kennen, das ist unser Vorteil. Eine erneute Flucht würde sie erst recht auf unsere Fährte bringen. Also sollten wir lieber hierbleiben, uns unauffällig verhalten und versuchen, in der Stadt Schutz zu bekommen. Wenn wir den Magistrat nur davon überzeugen könnten, diese Machenschaften hier nicht zuzulassen!“
    Elisabeth schaute ihn fragend an. „Wie willst du sie dazu bringen?“
    „Genau das, meine Liebe, will ich herausfinden.“
    Friedrich von der Aue blickte von seinem Stehpult auf. Johannes Geyer, der Besitzer des Wollhandelsgeschäfts, bei dem er kurz nach seiner Ankunft in Augsburg eine Anstellung erhalten hatte, betrat die Schreibstube. Wie es sich für einen führenden Händler seines Gewerbes gehörte, war er in eine vornehme Garderobe gekleidet. Mit dem prachtvollen, pelzbesetzten Mantel stellte er seinen Reichtum und seine Bedeutung in der Stadt zur Schau.
    „Guten Morgen, die Herren!“
    Nicht nur Friedrich, sondern auch die anderen Angestelltenund Schreiber begrüßten ihn ehrfürchtig: „Guten Morgen, Herr Ratsherr Geyer!“
    Dann schritt Geyer zu seinen Angestellten und fragte jeden nach seiner Arbeit. Schließlich war Friedrich an der Reihe. „Na, wie laufen die Geschäfte?“
    „Sehr gut, bis auf diesen Handel hier.“ Friedrich hielt Geyer mehrere Schreiben vor die Augen.
    „Was ist das?“
    „Petrus Leyendeck aus Köln weigert sich, die geforderte Summe in voller Höhe zu bezahlen.“
    „Patrizierpack!“ Geyer schnaubte verächtlich. „Was gibt er als Grund an?“
    „Er behauptet, seine Ware sei mit großer Verzögerung und in minderwertiger Qualität bei ihm eingegangen, und erlaubt sich deshalb, nach gutem Brauch die Forderung zu kürzen.“
    „Was erlaubt er sich! Noch nie hat minderwertige Ware meine Manufakturen verlassen!“, schnaubte Geyer und lief rot an. „Das ist Euer Ressort, Herr von der Aue, Ihr wisst ja, was Ihr juristisch dagegen zu unternehmen habt.“
    Friedrich hatte zwar keinerlei Erfahrung mit solchen Fällen, aber er nickte und versuchte, so souverän wie möglich zu wirken. „Selbstverständlich. Er erhält ein Schreiben, in dem seine Pflicht zur vollen Begleichung der ausstehenden Summe angemahnt wird. Ansonsten werden die Zunftherren ein Wörtchen miteinander zu reden haben. Immerhin haben die einen sehr kurzen Weg zum Reichskammergericht. Ich denke, das sollte genügen. Aber wir können zur Sicherheit noch eine Abschrift des Gütezertifikats beifügen, das bezeugt, dass die Ware in bestem Zustand Euer Kontor verlassen hat.“
    Geyers Gesicht hellte sich merklich auf. „Gute Arbeit, gute Arbeit! Ich denke, das sollte genügen. Hoffentlich muss ich meiner Drohung nicht Taten folgen lassen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil es im Magistrat zurzeit schwer ist, in irgendeiner Sache Übereinstimmung zu erhalten. Ich weiß nicht, was los ist, aber in den letzten Jahren war es einfacher, die Stadt zu regieren.“
    „Vieles hat sich verändert.“
    „Jawohl. Und das sehe nicht nur ich ungern. Daher bin ich mir gar nicht sicher, ob ein Zunftbescheid von hier ausgehen wird. Einige sehen es vielleicht mit einer gewissen Schadenfreude, wenn man meinem Geschäft Knüppel zwischen die Beine – oder besser gesagt: Fuhrwerke – wirft.“
    „Darf ich bezüglich des Magistrats eine Frage an Euch richten?“
    „Nur zu.“
    „In Religionssachen scheint der Rat ja tolerant zu sein. Man duldet die neue Predigt in der Stadt.“
    „Ja, wir wollen, dass die alten römischen Gesellen sich verdammt noch mal anstrengen. Sollen die doch endlich mal ihren Hintern hochkriegen und zeigen, dass sie besser predigen können als die Lutherischen. Bisher sind sie den Beweis schuldig geblieben.“
    Friedrich von der Aue beneidete insgeheim die Bürger der Stadt Augsburg. Während sich in der kleinen Universitätsstadt alle nach den Anordnungen des Herzogs richten mussten, entschieden die Bürger hier frei und ohne Bevormundung durch eine Obrigkeit. Selbst den Wünschen des Kaisers widersetzten sie sich, denn sie ließen den neuen Glauben gewähren.
    „Das halte ich für ein Beispiel einer
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