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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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müsstest dich in Bezug auf deine Entdeckung völlig zurückhalten. Selbst wenn dir das gelingen sollte – du wirst keine Lektüre des Wittenbergers mit dir führen können … Du wirst keinerlei Sympathie seinen Lehren gegenüber bekunden können. Wie ich dich kenne, wirst du damit deine Schwierigkeiten haben. Schon bisher hast du es nicht geschafft, aus deinem Herzen eine Mördergrube zu machen, wie dieser Luther es so schön auf Deutsch gesagt hat.“
    Leonhard kratzte sich an seinem Kopf. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Wieder bewunderte er die Weisheit seiner Frau. „Ich werde es lernen müssen.“
    „Was mir ebenfalls Sorge bereitet, ist die Verantwortung unseren Kindern gegenüber. Werden sie uns eines Tages vorwerfen, mit ihrem Leben und ihrer Zukunft leichtfertig umgegangen zu sein?“
    Da meldete sich Sophia zu Wort. Sie hatte sehr wohl die Bedrängnis ihrer Eltern und deren Sorge um die gemeinsame Zukunft verstanden. „Ich freue mich auf alles Neue, was uns begegnet. Ich habe schon einiges über die Neue Welt gehört.“
    Lächelnd sahen sich Elisabeth und Leonhard an. „Ja, wenn das so ist!“, riefen sie fast gleichzeitig. Nur Barbara war nicht zu überzeugen.
    Der Familienrat wägte noch eine Zeit lang das Für und Wider einer solchen Umsiedlung ab. Dann wurde, trotz aller Zweifel, das Angebot der Welsers angenommen. Sie bereiteten sich auf ihr neues Leben vor.

Epilog
    Nach mehreren Monaten Reise erreichten die Bernhardis mit ihrem Schwiegersohn Venezuela. Leonhard Bernhardi wirkte dort erfolgreich als Lehrer und Organisator der neu gegründeten Gemeinwesen. Ihm waren noch fünfzehn glückliche Jahre vergönnt, bevor er starb. Bis zuletzt hatte er das Geheimnis um das Fernrohr bewahrt. Seine Frau überlebte ihn um drei weitere Jahre. Alle Töchter heirateten in der Neuen Welt und gründeten eigene Familien.
    Mit dem Rücktritt von Kaiser Karl V. verloren die Welser 1556 ihre Statthalterschaft über Venezuela. Friedrich von der Aue kehrte mit Barbara wieder nach Europa zurück. Von da an verliert sich ihre Spur. Ihre Hoffnung, dass sich die Wahrheit und das Wissen ihren Weg durch die Geschichte bahnen, hat sich jedoch erfüllt.

Zur Geschichte einer Erfindung
    Wann ist das Fernrohr erfunden worden? Der genaue Zeitpunkt liegt für die Wissenschaftsgeschichte immer noch im Dunklen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass das Linsenfernrohr kurz nach 1600 in den Niederlanden erfunden wurde. Allerdings waren schon Jahrhunderte vorher brauchbare Brillen entwickelt worden. Die vergrößernde Wirkung der Gläser dürfte ihren Herstellern nicht entgangen sein. So ist es durchaus möglich, dass die Entwicklung des Fernrohrs eine längere Geschichte hat, als bis heute bekannt ist.
    Seit einem ersten Patentersuchen aus dem Jahre 1608 wird in der Literatur häufig der Name
Hans Lippershey
(um 1570–1619) als Erfinder genannt. Bald darauf erfuhr
Galileo Galilei
von diesem Instrument und baute wenig später ein erstes wirklich brauchbares Exemplar.
Galilei
war übrigens einer der Ersten, die das Fernrohr auf den Himmel richteten. Seit dieser Zeit trat das Fernrohr seinen Siegeszug um die Welt an.
    Die kleine Universitätsstadt an der Elbe ist fiktiv. In dem Roman gehört sie zum Territorium Herzog Georgs des Bärtigen, dem Gegner des sächsischen Kurfürsten Friedrich III., genannt der Weise. In Wirklichkeit hätte der Herzog eine solche Universität vielleicht gerne gesehen, da er mit der Leistung der katholischen Theologen in seiner Universitätsstadt Leipzig nicht immer zufrieden war. Aber eine Konkurrenz im eigenen Land und vor allem die Finanzierung einer zweiten Universität wären eher unwahrscheinlich gewesen. Somit sind alle Personen der Universität sowie alle Angehörigen und Freunde der Familie Bernhardi frei erfunden. Das Gleiche gilt auch für alle Personen, mit denen sie es im Guten wie im Schlechten zu tun bekamen.
    Alle erwähnten historischen Ereignisse, die die Reformation und die Schriften Luthers betreffen, bis hin zur Pest in Wittenberg, sind historisch belegt. Die Pflugs in Strehla hat es wirklich gegeben, nur die entfernte Verwandtschaft zu den Bernhardis habe ich ihnen angedichtet. Auch den Generalvertrag des Kaisers mit den Welser über die Nutzung und Ausbeutung der neuen spanischen Kolonien, die sich im Gebiet des heutigen Venezuela befanden, hat es wirklich gegeben.
    Horst Schoch

Personen des Romans
Historische Personen
    Kaiser Karl V
. (1500–1558), ab 1519 Kaiser des
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