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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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aufgebrachtes und überdrehtes Weib vor sich zu haben. Ersteres stimmte allerdings. Als er immer noch nicht handeln wollte, habe ich ihm damit gedroht, dass der Syndicus des Herrn Geyer in Lebensgefahr sei.“
    „Danke für die Beförderung.“ Friedrich konnte zum ersten Mal wieder lächeln.
    „Und da Stadtrat Geyer praktisch sein Vorgesetzter ist, war das sehr förderlich für seinen Antrieb, zu Hilfe zu eilen.“
    „Du hast uns gerettet.“
    Barbara wunderte sich selbst, dass sie auf einmal so vernünftig und nüchtern sein konnte wie ihre Mutter. „Nein, nur vorerst. Auch hier können wir nicht mehr bleiben. Wir müssen schnell eine Lösung finden, denn was die Häscher mit Lärm nicht geschafft haben, wird ihnen auf leisen Sohlen gelingen. Wir sind enttarnt.“
    „Wir holen Elisabeth und die Kinder ab und bitten bei Bartholomäus um Asyl!“ Friedrichs Stimme wurde ernst.
    Auch Leonhard fand seine Stimme wieder. „Meinst du, er wird für Personen und Sachverhalte, die er gar nicht richtig kennt, den Ruf seines Handelshauses riskieren?“
    „Völlig unbekannt sind wir ihm ja nicht, stimmt’s, Barbara? Und, lieber Schwiegervater, ich habe ihm alles über uns erzählt. Das war die Bedingung, um seine Unterstützung zu erhalten.“
    „Dann lass es uns versuchen.“

47
    „Und woher wussten Eure Häscher, wo Ihr wohnt?“ Der junge Bartholomäus Welser hatte seine Überraschung angesichts des nächtlichen Besuchs überwunden und bewirtete seine Gäste.
    „Weil mein Schwiegersohn es nicht für nötig befunden hatte,seinen alten Namen abzulegen.“ Bernhardi konnte nicht umhin, auf diesen Leichtsinn Friedrichs hinzuweisen.
    „Das war in der Tat unvorsichtig. Wie ich erfuhr, hat Graf Hohenstein, nachdem sich die Anzeichen verdichtet hatten, dass Ihr in Augsburg seid, alles Mögliche versucht, um herauszufinden, wo genau Ihr Euch aufhaltet. Und es ist ihm ja gelungen.“
    Jetzt meinte Leonhard, Friedrich entlasten zu müssen. „Nicht nur Friedrich war leichtsinnig. Die eigentliche Schuld an dem ganzen Unglück trage wohl ich. Inzwischen weiß ich, dass mein Besuch beim Opticus ein Fehler war. Denn dadurch habe ich eine Spur gelegt, die letzten Endes die Häscher auf uns aufmerksam gemacht hat.“
    „Ich bin erfreut, dass Ihr Euch über Euer Handeln im Klaren seid, Magister Bernhardi, so darf ich Euch wohl anreden?“
    „Selbstverständlich.“
    Bartholomäus Welser schritt zu dem Fenster, das mit schweren Brokatstoffen zugehängt war. Dann drehte er sich um und blickte die Versammelten nachdenklich an. „Eure Rettung habt ihr dem Umstand zu verdanken, dass die Stadt – und damit meine ich vor allem den Stadtrat –, also dass die Stadt es nicht zulassen will, dass irgendwelche Organisationen an Recht und Ordnung vorbei eine Art Selbstjustiz betreiben. Wie du, Friedrich, von meinem Ratskollegen Geyer bereits erfahren hast, sind nicht alle im Rat einer Meinung. Das Wort des Kaisers hat auch hier Gewicht. Aber lassen wir das. So wie es aussieht, seid Ihr permanent in Gefahr. Und wenn ich Euch, hochverehrte Frau Magister Bernhardi, Euren Mann und Eure wohlgeratenen Töchter hier bei mir sehe, kann ich nicht umhin, Euch meine Unterstützung zu gewähren, soweit es in meiner Macht steht.“
    Elisabeth schien einen außerordentlichen Eindruck auf den jungen Welser gemacht zu haben.
    „Ich sagte, soweit es in meiner Macht steht. Leider reicht diese nicht aus, um Euch dauerhaft vor Nachstellungen zu schützen. Wie ich Friedrich versprochen habe, habe ich die Angelegenheit mit meinem Vater erörtert, der leider wieder in Geschäftsdingen unterwegs ist. Ich möchte Euch etwas zeigen.“
    Bartholomäus zog an einem geflochtenen Band, das an der Wand hing. Ein Diener erschien und der junge Welser flüsterte ihm einen Befehl zu. Der Diener entfernte sich, um kurz darauf mit einer Pergamentrolle zu erscheinen.
    „Danke. Und nun tretet hinzu.“
    Neugierig näherten sich die Erwachsenen dem Dokument. Der Hausherr entrollte es vorsichtig und gewährte seinen Gästen Einsicht.
    Leonhard hatte das Schriftstück als Erster überflogen. „Ein Asiento. Von unserem Kaiser höchstpersönlich!“
    Elisabeth runzelte die Stirn. „Was, bitte, Leonhard, ist ein Asiento?“
    Bartholomäus kam ihm mit der Antwort zuvor. „Ein Generalvertrag. Darin wird festgehalten, dass es uns aufgrund unserer Verdienste für Kaiser und Reich erlaubt wird, in der Neuen Welt Kolonien zu erschließen und wirtschaftlich zu nutzen. In der Neuen
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