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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers
Autoren: Peter Hereld
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deine Mühe, bis dort
obenhin kommst du nie und nimmer!«
    »Muss ich aber, es gibt keinen
anderen Ausweg«, erwiderte Robert mit einer Spur Verzweiflung in seiner Stimme.
Sein Blick suchte rastlos in der Brunnenwand nach einer Fuge, die ihm den
Aufstieg ermöglichen würde, doch die Mauer war, wohin er auch schaute, glatt
und glitschig wie eine Qualle.
    »Nun, zumindest stinken wir nicht
mehr zum Himmel«, sah sich Osman genötigt, einige tröstende Worte zu finden,
»das Wasser hat sie abgewaschen, diese …«
    »Heilige Scheiße!«, rief Robert
völlig unvermittelt, und seine Augen leuchteten auf.
    »Ja genau!« Osman wirkte irritiert
wegen der rüden Worte, dann merkte er, dass ihm Robert offensichtlich gar nicht
zugehört hatte, vielmehr schien er eine Idee auszubrüten.
    »Aber natürlich, so könnte es
gelingen! Osman, gib mir deine Kutte!«
    »Bist du närrisch? Einen Teufel
werd ich tun!«
    »Quatsch nicht, tu’s einfach!
Glaub mir, ich habe meine Gründe«, erwiderte Robert gleichmütig, während er
seine auszog. Er hatte Osmans Reaktion nicht nur vorhergesehen, alles andere
hätte ihn sogar irritiert.
    Grummelnd und mit
missmutiger Miene, jedoch ohne weitere Widerworte, entledigte sich Osman seiner
Mönchskleidung, was selbst ihm als leidlichen Schwimmer keine Mühe bereitete,
da er sie nur über den Kopf ziehen musste. Als Robert schließlich beide Kutten
in der Hand hatte, verknotete er sie sorgfältig und prüfte anschließend mit
aller Kraft, ob sie fest miteinander verknüpft waren. Osman schaute dem ganzen
Treiben ebenso aufmerksam wie ratlos zu. Er wusste nicht, ob er an seinem oder
an Roberts Verstand zweifeln sollte.

     
    *
     
    Hanns zweifelte auch,
und zwar an seiner Sehkraft.
    Waren die Fußabdrücke eben noch
derart deutlich sichtbar, dass selbst der nahezu blinde Joseph aus den
Stallungen des Bischofs ihnen mühelos hätte folgen können, so verloren sie sich
nun ins Nichts. Er stand auf dem Hellweg und schaute in beide Richtungen.
Diesmal hatten sie die Straße nicht gekreuzt, denn südlich davon waren keine
Spuren zu erkennen, nördlich jedoch zeichneten sie sich umso deutlicher ab,
nein, diesmal waren sie vom Alten Dorfe kommend auf den Hellweg eingebogen.
    Die beiden schienen nun sämtliche
Vorsicht außer Acht zu lassen, wenn sie am helllichten Tage auf diesem viel
bereisten Handelsweg ihren Weg fortsetzten. Vielleicht handelten sie jedoch
durchaus bewusst, denn auf der befestigten Straße waren fürs Erste keine Spuren
mehr zu erkennen, nun, da der Regen schon seit vielen Stunden von einer
sengenden Sonne abgelöst wurde, die den festen Boden des Hellweges noch härter
werden ließ. Hanns schritt die Straße weiter nach Osten ab, weg von der Stadt,
in der Hoffnung, wieder auf einen verräterischen Abdruck zu stoßen, doch er
konnte nur einige Huf- und Wagenspuren entdecken, die stadteinwärts führten.
Dennoch, kaum vorstellbar, dass sie wieder nach Hildesheim zurück wollten.
    »Herr, schaut hier, die Abdrücke
eines Riesen neben denen eines Zwerges! Die müssen von ihnen stammen!«
    Hanns machte auf dem Absatz kehrt
und lief zu Martin, der einige hundert Fuß entfernt auf dem Hellweg stand und
den Boden anstarrte, neben ihm eine große Pfütze und aufgeweichter Boden
ringsumher.
    »Ganz sicher, ich erkenne die
Abdrücke wieder, Herr Hauptmann«, sagte Hanns schließlich nach eingehender
Begutachtung zu von Stenweden. »Doch warum gehen sie zurück zur Stadt, anstatt
zu fliehen? Das will mir nicht einleuchten – Euch vielleicht, Herr Hauptmann?«
    Von Stenweden schüttelte wortlos
seinen Kopf, dann betrachtete er die Spur etwas genauer. Wie auch zuvor,
befanden sich die kleineren Abdrücke ganz dicht links neben denen des Riesen.
Außerdem fiel ihm auf, dass dessen rechter Fuß deutlich tiefer eingesunken war
als sein linker, ganz so, als habe er Schmerzen im linken Bein.
    »Hört zu, Männer«, rief er in die
Runde, »der Riese scheint angeschlagen zu sein, vermutlich an seinem linken
Bein, zumindest stützt ihn der andere beim Marschieren. Ihr alle wisst von den
enormen Kräfte des Hünen, also nutzt das Wissen von seiner Verletzung, wenn es
zu einem Kampf kommen sollte.«
    Die Nachricht von der Verwundung
des Riesen wurde von den Wachsoldaten mit großer Erleichterung aufgenommen, wer
sollte es ihnen auch verdenken: Angesichts der Geschichten, die über ihn
kursierten, grauste es allen vor einer Begegnung mit ihm.
    Und so gingen siebzehn bis an die
Zähne bewaffnete Männer nun
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