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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers
Autoren: Peter Hereld
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und ein weiterer, harter Knüppelhieb auf seinen Nacken ließ ihn
schließlich vollends zu Boden gehen.
    Da lag er nun, unfähig und
unwillens, sich weiterhin der Schläge zu erwehren und ohne jene Kraft, die ihn
kurz zuvor noch Unmögliches vollbringen ließ. Gleichgültig und teilnahmslos
schweifte sein Blick durch die Kammer und blieb hängen am blutigen Bündel, das
einst Albertus Magnus gewesen sein sollte.
    Ach Albert, was für ein trauriges
Ende du doch nehmen musstest.
    Schwermütig stieß Robert einen
Seufzer aus, unendlich müde eine Ohnmacht herbeisehnend, die ihn erlösen sollte
von dem Elend an Körper und Seele, doch das Hinübergleiten wollte ihm einfach
nicht gelingen, irgendetwas beschäftigte weiterhin beharrlich seinen Geist.
    Und urplötzlich ging ihm ein Licht
auf.
    »Ja ist es denn möglich …?«
    Schlagartig erfasste Robert, was
ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Der Leichnam selbst war es, der seine
Lebensgeister regte, denn wenn auch vom Kopf nicht viel übrig geblieben war, so
wies doch der verstümmelte Körper auf einen dereinst stattlichen, wenn nicht
gar beleibten Menschen hin und hatte mit dem hageren Albert rein gar nichts
gemein.
    Und während Roberts Blick hierhin
und dorthin wanderte, ebenso rastlos wie vergeblich die Kammer nach einer
weiteren Leiche absuchend, da schenkte ihm ein weiterer Hieb auf seinen Schädel
schließlich doch die herbeiersehnte Ruhe.
    Wenn auch nur für kurze Zeit.

     
    *

     
    »Robert, sperrt
endlich Eure Augen auf!«
    Eine Stimme, ferner als die Sterne
am Nachthimmel.
    »Nun macht schon, die Zeit
drängt!«
    Nur ganz allmählich drangen die
Worte wie durch dichten Nebel zu ihm durch. Die Stimme, sie kam ihm bekannt
vor, doch sein Geist sträubte sich, ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Er
wollte von all dem nichts mehr wissen und nur noch schlafen, bis ans Ende
seiner Tage, und sollte das Ende nahe sein, so war’s ihm inzwischen auch recht.
    »So, so, schlafend will er also
hinüber ins Totenreich – doch dazu werden wir es nicht kommen lassen, nicht
wahr, Johann? Robert schaut durstig aus, gib ihm zu trinken!«
    Eiskalt peitschte Robert Wasser
ins Gesicht, rann den Nacken hinab und durchnässte sein Hemd. Erschrocken
öffnete er die Augen – die grausame Wirklichkeit hatte ihn wieder.
    »Seid willkommen, Robert aus
Dormagen, in unserer illustren Gesellschaft! Erinnerungen an Homers sagenhafte
Gestalten wurden in mir wach, als ich sah, was Ihr zu vollbringen im Stande
seid. Ganz allein gegen ein Gros Männer, das ist eines Ajax oder Achilles, ja
gar eines Herkules aller Ehren wert. Doch sagt mir, was nur bezwecktet Ihr mit
Eurer waghalsigen Tat?«
    Robert wollte sich aufrichten, um
nicht am Boden liegend auf die Frage des Priors antworten zu müssen, doch ein
unerträgliches Gewimmel an Schmerzen von überall her nahm ihm jegliche Kraft,
sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Keuchend blieb er liegen und meinte jeden
Schlag, den er kurz zuvor noch ignorierte, nun um ein Vielfaches zu spüren.
    »Es beruhigt, dass Euer Körper
offenbar doch aus Fleisch und Blut besteht«, kommentierte Georg Roberts
vergeblichen Versuch, sich zumindest aufzusetzen, »doch nach wie vor seid Ihr
mir eine Antwort schuldig!«
    »Einen feuchten Kehricht bin ich
Euch schuldig, verdammter Lump!«, erwiderte Robert und ließ seinen Worten einen
blutverschmierten Klumpen Spucke vor des Priors Füßen folgen.
    Georg nickte nur unmerklich,
woraufhin Johann, ein knorriger, finster dreinblickender Kerl, aus dem
Halbdunkel hervortrat und Robert einen kräftigen Tritt versetzte.
    »Wie töricht Ihr doch seid und wie
überflüssig Euer Widerstand ist! Sterben werdet Ihr ohnehin, doch habt Ihr die
Wahl, ob Euch der Tod langsam und qualvoll oder rasch und ohne Leid ereilen
wird.«
    Bei diesen Worten sank Georg auf
die Knie. Nun, ganz dicht von Angesicht zu Angesicht, konnte Robert seinen
heißen Atem spüren.
    »Woher wusstest Ihr, dass Albert
oben in der Kammer war und weiß noch jemand anderes davon? Antwortet, und Eure
Qualen werden rasch ein Ende haben!«
    Und um seinen Worten Nachdruck zu
verleihen, bohrte Georg sein Knie in Roberts linke Seite, die grün und blau angelaufen
durch die zerrissene Kutte durchschimmerte. Robert stöhnte, doch kein Wort kam
über seine zusammengepressten Lippen.
    »Nun, nichts anderes habe ich von
Euch erwartet, verdammter Sturkopf. Doch als Inquisitor habe ich bislang noch
jede Zunge gelöst. Ich bin nur neugierig, wer von Euch beiden zuerst reden
wird,
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