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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings
Autoren: Marina Fiorato
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viel sagend gegen die Perle in meinem Nabel, »... dabei, wohlwollend über meine Bitte nachzudenken.« Seine Stimme hatte einen schmeichelnden Klang angenommen.
    Ich blickte auf das milchig schimmernde Juwel hinab, dann sah ich Bembo an. Diese verdammte Perle . Ich hatte gewusst, dass ich eines Tages dafür würde bezahlen müssen. »Na schön«, seufzte ich. »Gib mir seine Adresse.«
    Und so kam es, dass ich an jenem Tag fein aufgetakelt auf dem Weg zu Sandro Botticelli war und dringend einen Abort aufsuchen musste.

3
    Da ich keine Lust hatte, nur deswegen den ganzen Weg bis nach Hause zurückzugehen, folgte ich dem Ruf der Natur direkt unten am Arno, und genau in diesem Moment kam der Mönch auf mich zu. Er hielt eine Flugschrift in der Hand.
    Ich stöhnte in mich hinein und hätte ihn mit ein paar ausgesuchten Schimpfwörtern (von denen ich eine ganze Reihe kenne) seiner Wege geschickt, doch als er näher kam, sah ich, dass er ausgesprochen gut aussah.
    Fatto uno : Er hatte dichtes, lockiges schwarzes Haar, das wie das Brustgefieder einer Elster schimmerte.
    Fatto due : Seine Augen leuchteten in demselben auffallenden
Blau wie Teile der Della-Robbia-Buntglasfenster in Santa Croce.
    Fatto tre : Er trug keine Tonsur, musste also demnach ein Novize sein (nicht dass mich ein endgültiges Gelübde davon abgehalten hätte, ihn in mein Bett zu locken... Könnte ich nicht auf einen stetigen Strom geistlicher Kunden zählen, wäre ich arbeitslos. Sollen sie sich um ihre Seelen kümmern, ich kümmere mich um meine).
    Aber dieser junge Mönch schien entschlossen zu sein, zur Rettung meines Seelenheils beizutragen. Er schlug das Kreuzzeichen über meinem Kopf und wünschte mir Frieden. Dann reichte er mir die Flugschrift. Ich seufzte. »Bruder, damit kann ich nichts anfangen.«
    Sein Gesicht belebte sich. »Schwester, du magst denken, dass die hier niedergeschriebenen Worte nicht für dich bestimmt sind.« Seine Stimme klang leise und ruhig. Gebildet. Piekfein. »Aber Gott liebt alle Menschen, auch die gefallenen. Ich bin sicher, sogar du findest in diesen Zeilen Trost und Zuspruch.«
    Ich registrierte die in den Worten »sogar du« enthaltene unbeabsichtigte Kränkung und beschloss, mir einen kleinen Spaß mit ihm zu erlauben.
    »Ihr habt recht, Bruder«, sagte ich reumütig, nahm ihm das Papier aus der Hand, wischte mich damit ab und warf es in den dahingurgelnden Arno.
    »Vielen Dank, es kam wirklich genau zur rechten Zeit«, flötete ich süß.
    Er verfolgte jede meiner Bewegungen, und als ihm dämmerte, dass ich meine Notdurft verrichtet hatte, während er mit mir sprach, lief er hochrot an. Ich sah ihm an, dass er mit seinem Gewissen rang. Vermutlich hätte er nichts lieber getan, als mir undankbarer Schlampe einfach den Rücken zu kehren, aber sein geistliches Amt verlangte von ihm, dass er zumindest versuchte, ein verlorenes Schaf zu retten.
    Also zog er ein weiteres Flugblatt aus dem kleinen Stapel, der unter dem Strick steckte, der seine Kutte zusammenhielt.
»Ich bin Bruder Guido della Torre, Novize des Klosters Santa Croce. Diese Lehren hier sind wichtig, Schwester, denn sie weisen uns den Weg zur Rettung unserer Seelen.«
    Jetzt amüsierte ich mich köstlich. »Gilt das auch für Arschlöcher?« Ich hatte Mühe, eine unbeteiligte Miene zu wahren. »Haltet Ihr Arschlöcher denn für wichtig?«
    »Kaum etwas könnte wichtiger sein.«
    »Betet Ihr auch für Arschlöcher?«, bohrte ich todernst weiter.
    »Jeden Abend.«
    »Und wenn ich meine Verfehlungen bekennen und fortan ein tugendhaftes Leben führen würde, würde das dann Eurer Meinung nach bedeuten, dass auch die Arschlöcher dieser Welt gerettet werden könnten?«
    Seine blauen Augen glühten vor missionarischem Eifer. »Natürlich, Schwester. Jeder, der täglich betet und danach strebt, Gott zu preisen, wird eines Tages in den Himmel kommen.«
    Ich nickte weise. »Dann könnte man also sagen, dass es im Himmel eines Tages von Arschlöchern wimmeln wird.«
    Er stutzte, nickte aber. »Das könnte man allerdings.«
    »Dann sind wir uns also zumindest in einem Punkt einig.« Armer Einfaltspinsel. Ich beschloss, Nachsicht walten zu lassen. »Aber das ändert nichts daran, dass ich mit Eurer Flugschrift trotzdem nichts anfangen kann. Ich kann nämlich nicht lesen.« Typisch Mönche: Da druckten sie Flugblätter für Huren, die so ungebildet waren, dass sie nicht einmal obszöne Schmierereien an den Wänden entziffern konnten.
    »Wirklich nicht?«
    »Nein.« Da
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