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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings
Autoren: Marina Fiorato
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Lichter der Küste und wurde bei Peglia an den Strand gespült. Ich machte mich auf den Rückweg zum Palast des Dogen - ein langer und schmerzhafter Weg, denn ich hatte hohes Fieber und meinte abwechselnd zu verbrennen oder zu erfrieren. Außerdem wusste ich, dass ich noch nicht in Sicherheit war. Wäre ich nach der Schlacht von loyalen Genuesern auf den Klippen entdeckt worden, wäre ich als feindlicher Deserteur hingerichtet worden. Aber ich erreichte Genua ohne Zwischenfälle, und der Doge war glücklich, mich für den Dienst belohnen zu können, den ich seiner Stadt erwiesen hatte. Er stellte mir alles zur Verfügung, was ich brauchte, seine besten Ärzte, und als ich wiederhergestellt war, Kleider, Pferde und ein Gefolge. Von ihm erfuhr ich, dass du mit deiner Mutter nach Pisa gereist warst, und er riet mir, dir zu folgen und um dich zu kämpfen - was ohnehin in meiner Absicht
gelegen hatte.« Er umarmte mich. »Er ist ein fähiger Mann und wird gut über Genua herrschen, denke ich.«
    »Ich auch.«
    »Und so kehrte ich in meine Heimat zurück, um mein Geburtsrecht einzufordern, und bezog den Palast meines Onkels. Dann erneuerte ich die Verträge mit deinem Vater - sehr zur Freude deiner Mutter übrigens.«
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Zu viel stürmte da auf einmal auf mich ein; ein solches Übermaß an Glück, das kaum zu ertragen war. Er drehte mich zu sich herum. Die Kinder rafften ihre erbeuteten Münzen zusammen und zogen sich respektvoll zurück. Ich sah in die blauen Augen meines wie Lazarus von den Toten auferstandenen Mannes - der greifbare Beweis für das Leben nach dem Tod, an dem ich gezweifelt hatte und er nicht. Wir waren aus der Dunkelheit ans Licht gelangt, hatten das Rätsel gelöst und den Schatz gefunden. Doch dieser Schatz bestand nicht aus einer Truhe voller Juwelen und Gold, er war weit kostbarer als das. »Und was nun?«, fragte ich, obwohl es mir im Grunde genommen egal war, was nun kam, wenn wir nur zusammen waren.
    »Jetzt erwartet uns ein Fest im Palast und dann die... Hochzeitsnacht.« Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Natürlich ist es eigentlich üblich, dass die Braut unberührt in die Ehe geht.«
    »Ich werde ganz sanft mit dir umgehen«, versicherte ich ihm, aber dann küsste ich ihn auf eine Weise, die meine Worte Lügen strafte.
    An diesem Tag machte das Feld der Wunder seinem Namen alle Ehre. Die Sonne versank hinter dem schiefen Turm, dem Symbol von Guidos Stadt - und meiner -, und der Himmel verfärbte sich glutrot.
    Es würde ein wundervoller Sommer werden.

Epilog
    1492

    Im Jahr 1492 ereigneten sich drei Dinge.
    Cosa uno : Ich brachte eine Tochter zur Welt, die wir nach der Perle von Genua Simonetta nannten. Passenderweise sprang die Perle in meinem Nabel, die sich während all unserer Abenteuer nicht von der Stelle gerührt hatte, bei Simonettas Geburt heraus, was den Namen unserer Tochter endgültig festlegte. Ich sandte die Perle an Bonaccorso Nivola, der auf Geheiß meiner Mutter aus dem Gefängnis entlassen worden war und mit seiner Familie jetzt friedlich auf Burano lebte, wo seine erwachsenen Söhne in der Lagune fischten.
    Ich spielte ständig mit Simonetta; sagte ihr jeden Tag, wie sehr ich sie liebte. Sie war meine große Schwäche, der Apfel meines Gartens Eden. Meine Mutter teilte meine Vorliebe für die Kleine. Nach Simonettas Geburt besuchte sie uns viel häufiger als früher, schmuste mit dem Säugling, fütterte das Kleinkind mit kandierten Früchten und brachte ihm Geschenke aus Venedig mit. Aber das größte Geschenk bestand darin, dass sie für sie da war, mit ihr spielte und sich an der wachsenden Schönheit des Mädchens freute, während ihre eigene dahinschwand. Sie genoss jede Entwicklungsphase ihrer Enkelin; erlebte ihre ersten Schritte und Worte mit. Das Kind erwiderte ihre Liebe und gab meiner Mutter eine zweite Chance, eine Vero Madre zu sein. Manchmal sitzen die beiden im Atrium unseres Palastes in Pisa, und ich sehe zu, wie die alte Dame und das kleine Mädchen mit Murmeln spielen - meist unter dem gerahmten cartone, der dort an der Wand hängt. Er ist steif vor Salz und weist zahlreiche Risse auf, die leuchtenden Farben sind verblasst, vom Meer vor Genua, in das ich ihn geworfen hatte, ausgebleicht. Alle Figuren sind verschwunden,
bis auf eine - meine eigene. Ich weiß nicht, ob für ihren Blumengarten besondere Pigmente benutzt worden sind, die die Farben fixiert haben, oder woran es sonst liegen könnte, aber auf jeden Fall
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