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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern
Autoren: Kristin Hannah
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Vierjährigen eben machten. Nach einer Viertel stunde war sie wieder unten im Wohnzimmer, wo Winona auf sie wartete.
    »Also, was ist los?«, fragte sie. Sie trug eine enge schwarze Jeans, Slipper und eine kastenförmige Jacke mit großen Schulterpolstern. Ihr glattes braunes Haar hatte sie zu einem französischen Zopf gebunden. Ein Pony ragte wie eine kleine Markise über ihre Stirn.
    Nun, da Aurora so direkt fragte, widerstrebte es Winona plötzlich, den wahren Grund ihres Überraschungsbesuchs preiszugeben. Um Zeit zu gewinnen, sagte sie: »Ich hab Dad heute gesagt, er solle die zehn Hektar an der Straße verkaufen oder sie in kleine Baugrundstücke aufteilen und dann verkaufen.«
    »Was soll ich sagen? Du hast die Lernkurve eines Lemmings.«
    »Water’s Edge geht den Bach runter. Warum hätte sich Vivi Ann sonst das Startgeld leihen müssen? Und hast du bemerkt, wie runtergekommen alles aussieht?«
    Aurora setzte sich auf ihr neues grau-violettes Sofa. »Du kannst diesem Mann doch nicht sagen, er solle sein Land verkaufen, Win! Eher würde er sein Sperma verkaufen.«
    »Es sind doch nur ein paar Hektar, die er nicht mal sehen kann. Dadurch hätte er finanzielle Sicherheit.«
    Aurora lehnte sich zurück und trommelte mit ihren langen roten Fingernägeln auf den glänzenden Mahagonitisch neben sich. »Du weißt doch, dass du bei so etwas vorher mit Vivi oder mir reden solltest.«
    »Aber ich –«
    »Ich weiß. Du meinst, du wärst schlauer als wir, und es läge in deiner Verantwortung, dich um uns zu kümmern, weil du die Älteste bist, aber ganz ehrlich, Winona: Wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, siehst du den Wald vor lauter Bäumen nicht.«
    »Ich wollte doch nur helfen.« Winona setzte sich auf den lachsfarbenen Steinboden vor dem Kamin. Kurz darauf stand sie wieder auf und ging zum Fenster. Von dort aus konnte sie Auroras kinderfreundlichen Garten und die Häuser dahinter sehen.
    Aurora runzelte die Stirn. »So nervös warst du nicht mehr, seit Tony Gibson das Wochenende mit dir verbringen wollte.«
    »Wir haben doch geschworen, nicht mehr darüber zu sprechen.«
    »Du hast das geschworen. Ich jedenfalls werde niemals das Bild aus dem Kopf bekommen, wie er nackt bis auf einen Damenschlüpfer dastand.«
    Jetzt hielt es Winona nicht mehr aus. »Luke Connelly hat mich heute angerufen«, stieß sie hervor.
    »Wow! Besuch aus der Vergangenheit. Als Letztes habe ich von ihm gehört, dass er Tiermedizin studieren wollte.«
    »Jetzt ist er wieder da und plant, sich in Doc Moormans Klinik einzukaufen. Ich soll mir für ihn die Verträge ansehen.«
    »Er will also einen beruflichen Rat von dir?«
    »Das hat er jedenfalls gesagt.« Winona holte tief Luft und drehte sich endlich zu ihrer Schwester um. »Und dass er sich freut, mich wiederzusehen.«
    »Weiß er, dass du mal in ihn verknallt warst?«
    Verknallt. Ein ziemlich unzureichendes Wort für das, was sie empfunden hatte, aber das würde sie Aurora ganz sicher nicht auf die Nase binden. Stattdessen sagte sie: »Ich treffe mich morgen um vier mit ihm. Ich will gut aussehen, also, könntest du mir vielleicht dabei helfen? Ich weiß, eine kaum zu bewältigende Aufgabe, aber –«
    »Na klar«, sagte Aurora, ohne die Miene zu verziehen.
    »Was ist?«, fragte Winona. »Was siehst du mich so komisch an?«
    »Ich will ja nichts sagen. Oder doch, ich will mal eine Frage stellen: Es geht doch um Luke, oder? Nur um Luke.«
    »Was meinst du damit?«
    »Dad war schon immer auf das Land der Connellys scharf. Du brauchst gar nicht so zu tun, als wüsstest du das nicht. Und er mochte Luke.«
    »Meinst du etwa, ich würde mit jemandem ausgehen, um Dads Anerkennung zu bekommen?«
    »Manchmal denke ich, du würdest fast alles dafür tun.«
    Winona zwang sich zu lachen, aber es wirkte nicht überzeugend. Manchmal fragte sie sich auch, wie weit sie gehen würde, um die Anerkennung ihres Vaters zu bekommen. »Das ganze Gespräch ist absurd, weil ich fett bin. Luke würde gar nicht mit mir ausgehen wollen. Er wollte es auch früher nicht.«
    Aurora warf ihr einen vertrauten, traurigen Blick zu. »Weißt du, was mich an dir immer wieder erstaunt, Win?«
    »Mein scharfer Verstand?«
    »Deine verzerrte Wahrnehmung deines Erscheinungsbilds.«
    »Das sagt die Richtige. Eine ehemalige Cheerleaderin.« Winona stieß sich vom Fensterbrett ab. »Kommst du morgen um drei zu mir?«
    »Ich werde da sein.«
    »Ach, und erzähl niemandem davon, Aurora. Vor allem Vivi Ann nicht. Meine
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