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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern
Autoren: Kristin Hannah
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runzelte die Stirn und trat einen Schritt zurück. Sie wollte ihn nicht falsch verstehen und zu viel Bedeutung in seine Worte und seinen Blick legen. »Ich war immer an deiner Seite, Luke. Selbst als es unangemessen war.«
    »Aber ich war nicht an deiner Seite, nicht wahr?«
    »Nein.« Genau das war es, was nicht zwischen ihnen gestimmt hatte. Sie staunte, dass er – und nicht sie – es erkannt hatte.
    »Das tut mir leid«, sagte er schlicht.
    Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie hatte Luke – und sich selbst – schon vor langer Zeit verziehen. »Das alles ist doch längst verjährt, Luke.«
    Da überwand er die letzte Distanz zwischen ihnen, und als er sie anblickte, sah sie ihr ganzes gemeinsames Leben in seinen Augen, alles, was sie beide ausmachte – Dinge, die geschehen, und Dinge, die nicht geschehen waren –, und in diesem einen Blick sah sie auch, dass nicht nur sie sich verändert hatte. »Glaubst du, es gibt eine zweite Chance?«
    »Natürlich.«
    Da nahm er ihre Hand, wie so oft in schwierigen Augenblicken ihres Lebens. »Möchtest du meine Töchter kennenlernen? Sie haben schon viel von dir gehört.«
    »Wann können wir denn zu ihnen?«
    Winona hatte mit dieser Frage gerechnet. Tatsächlich hatte sie gewusst, dass ihr Neffe dies am nächsten Morgen als Allererstes fragen würde. Noch lächelnd vom Abend zuvor, legte sie ihm den Arm um die Schultern. »Bald.«
    »Mein Dad ist cool, findest du nicht?«, meinte Noah. Winona hatte im Verlauf der letzten vierundzwanzig Stunden gesehen, wie dieser Junge von innen heraus zu strahlen anfing. Der mürrische und verschlossene Querulant war völlig verschwunden; stattdessen sah sie einen jungen Mann, der schwierige Zeiten hinter sich hatte, aber jetzt seinen Platz fand. Ein junger Mann, der nun wusste, dass zwar Schlimmes passieren, aber das Gute doch immer gewinnen konnte.
    Das hatte Winona ihm geschenkt.
    »Danke, Tante Win«, sagte Noah, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Aber das überraschte sie kaum. In den letzten Tagen wusste sie auch, was er dachte.
    »Nein, ich danke dir, Noah.« Sie wandte sich zu ihm und blickte ihn an. »Ich habe deinen Eltern gegenüber einen Fehler gemacht. Den größten Fehler meines Lebens. Bis du mit deinem alten, zusammengeknüllten Dollarschein kamst, dachte ich, eine Entschuldigung würde vollkommen ausreichen. Mehr könnte ich nicht tun. Aber du hast mir die Möglichkeit gegeben, meinen Fehler wiedergutzumachen. Also, danke dafür.«
    Gegen neun Uhr kam der erste Anruf von einem Reporter. Winona sagte: »Kein Kommentar«, und legte auf, aber als kurz darauf das Telefon erneut klingelte, wusste sie, dass es mit ihrer Privatsphäre nun erst mal vorbei wäre. Sie ging ins Gästezimmer und weckte Aurora, die sich bis spät in die Nacht Winonas Ergüsse über Luke angehört hatte. »Komm, Schwesterchen. Zeit, zu gehen. Die Neuigkeit ist raus.«
    Als Noah ein paar Minuten später mit sauberen Kleidern und gewaschenen, ordentlich gekämmten Haaren die Treppe herunterkam, wusste sie, dass es Zeit zum Aufbruch war. »Fahren wir zu Dad, um es ihm zu erzählen.«
    Aurora stöhnte. »Lieber heirate ich noch mal Richard.«
    Winona lächelte, scheuchte sie aber zum Wagen. Die Fahrt zur Ranch verging im Nu, und wie befürchtet, erwarteten sie am geschlossenen Tor zur Ranch bereits die Reporter.
    »Privatbesitz«, sagte Winona mahnend, als sie das Tor öffnete, hindurchfuhr und wieder hinter sich schloss.
    »Was wird Grandpa sagen?«, fragte Noah kurz darauf, als sie aus dem Wagen stiegen.
    »Er wird sich freuen«, antwortete Winona, um Hoffnung bemüht.
    Aurora lachte.
    Sie gingen die Stufen zur Veranda hinauf, klopften an und gingen hinein.
    Dad saß auf dem Sofa im Wohnzimmer. Als sie eintraten, sah er sie mit schmalen Augen an. »Ist es wahr?«, fragte er zornig.
    »Dallas ist gestern aus dem Gefängnis entlassen worden. Er ist jetzt bei Vivi«, erklärte Winona.
    Dad holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll wieder aus. »Gott! Was werden die Leute sagen?«
    »Dass wir einen Fehler gemacht haben«, erwiderte Winona.
    »Und dass Winona ihn wiedergutgemacht hat«, sagte Aurora und drückte ihr die Hand.
    »Wiedergutgemacht? Findest du etwa, dass wir jetzt besser dran sind?«
    Mit dieser Reaktion hatte Winona gerechnet. »Was ich getan habe, war gut, Dad. Das weiß ich, ob du es nun billigst oder nicht. Und jetzt werden wir als Familie zum Cottage hochgehen und Dallas zu Hause willkommen heißen.«
    Ihr
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