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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern
Autoren: Kristin Hannah
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Angst tötet den Geist«, erklärte Vivi Ann, und Winona nahm trotz der Dunkelheit wahr, dass sie lächelte.
    »Na, großartig. Ich lege meine Seele bloß, und du kommst mir mit diesem bescheuerten Filmzitat.«
    Vivi Ann lachte. »Stimmt, aber Der Wüstenplanet ist ein großartiger Film. Legendär. Außerdem stimmt es. Mit Angst kann man nicht durchs Leben gehen.«
    »Musst du gerade sagen«, bemerkte Aurora.
    »Touché«, erwiderte Vivi Ann.
    »Was würdest du tun, wenn du die Zeit zurückdrehen könntest und eine zweite Chance mit Richard bekämst?«, fragte Winona.
    »Darüber habe ich oft nachgedacht«, sagte Aurora und zog die Knie an die Brust. »Aber selbst in meinen einsamsten Stunden kann ich nicht leugnen, dass ich Richard einfach nicht genug geliebt habe. Ich möchte das, was Vivi hatte, und wenn ich das nicht kriege, dann bleibe ich lieber allein. Ab jetzt gibt’s für mich keine Kompromisse mehr.«
    Winona schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche, die sie seit ihrer Kindheit begleiteten: die Pferde, die auf den Weiden trabten; die Wellen, die ans Ufer spülten; das Rauschen des Lachsgewässers. Zum ersten Mal empfand sie Dankbarkeit, dass hier alles so konstant und vorhersehbar war. In ein, zwei Monaten würden die Orcas wieder zum Hood Canal kommen und ein paar magische Wochen lang das vorherrschende Thema im Ort sein. An der Uferstraße würden immer wieder Wagen einfach anhalten und ihre Insassen hinausstürzen, um die schwarzweißen Riesen beim Auftauchen und Spielen zu beobachten. Später, wenn der Frühling käme, würden die Frösche zurückkehren und nachts so laut quaken, dass man halb schlafend zum Fenster taumeln würde, um den Lärm auszusperren.
    An einem Ort wie diesem wusste man immer, was einen erwartete, und wenn man vorsichtig war und genau hinschaute, konnte man die eigene Zukunft so deutlich sehen wie die Vergangenheit.
    »Ich konnte einfach nie aufhören, ihn zu lieben«, gestand Winona. Sie musste all ihren Mut dazu zusammennehmen, aber als es heraus war, war sie froh.
    »Ja«, sagte Vivi Ann. »So ist die Liebe. Aber du hast Glück. Du musst nur den Hörer in die Hand nehmen und ihn um ein Date bitten. Im schlimmsten Fall lehnt er ab.«
    »Ja, was hast du zu befürchten?«, bekräftigte Aurora.
    Winona stellte sich vor, wie sie das Risiko einging und um eine Verabredung bat; unwillkürlich musste sie an eine Zeit denken, in der sie nicht mutig genug war, Vivi Ann ihre Gefühle zu gestehen. Diese Unterlassung hatte alles zwischen ihnen verändert und ihre gesamte Beziehung gefährdet.
    Aber jetzt tat sie es doch schon wieder, oder nicht? Obwohl sie bessere Gründe hatte, verbarg sie schon wieder die Wahrheit vor ihrer Schwester. »Du weißt, dass ich dich liebhabe, Vivi, nicht wahr? Ich will dir nie wieder weh tun.«
    »Das weiß ich. Und glaub mir, nichts, was Luke und dich betrifft, könnte mir weh tun.«
    Winona setzte sich auf. »Aber was Dallas betrifft –«
    Aurora stieß sie mit dem Ellbogen an. »Ende des Themas ›Männer‹. Heute Abend geht’s nur um uns.« Sie schenkte frischen Irish Coffee nach, dann hoben sie ihre Becher. »Auf uns.«
    Dann lehnten sie sich aneinander und saßen eine Ewigkeit schweigend auf der Decke, die einst auf dem Bett ihrer Großmutter gelegen hatte. Schließlich schlug Winona vor: »Vielleicht sollten wir Moms Garten neu bepflanzen.«
    »Ja«, stimmten Aurora und Vivi Ann wie aus einem Mund zu. »Es ist Zeit«, fügte eine von ihnen hinzu. Winona wusste zwar nicht, welche es war, doch sie nickte.
    »Es ist Zeit.«
    ICH HÄTTE NIE GEDACHT, DASS SICH DAS LEBEN SO SCHNELL ÄNDERN KANN!
    Ich muss kurz meinen Stift hinlegen, weil meine Hand so zittert. So, Folgendes ist passiert: Ich werde alles aufschreiben, damit ich NIE AUCH NUR EINE SEKUNDE VERGESSE!
    Gestern war ein ganz normaler, stinklangweiliger Schultag, und Mom weckte mich zeitig. Glücklicherweise, denn wir frühstückten gerade in der Küche, als Tante Winona zu uns kam. Sie trat einfach ein, ohne anzuklopfen oder so, und sagte: »Ich muss mir heute meinen Neffen ausleihen.«
    »Aber heute ist Schule«, protestierte Mom, »und in zwei Tagen ist die Halloween-Party. Ich brauche bei allen möglichen Vorbereitungen seine Hilfe.«
    Tante Winona sagte: »Tu mir den Gefallen. Dann schulde ich dir was.« Mom verdrehte wie immer die Augen und sagte: »Du schuldest mir schon so einiges. Aber gut, nimm ihn mit. Er schwänzt ohnehin ständig die Schule.«
    Damit hatte ich frei, einfach
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