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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Autoren: Wilfried Esch
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Vaters seinen Platz einzunehmen. War es wirklich so? Matthias zweifelte nicht an der Göttlichkeit Jesus Christus. Er zweifelte auch nicht an Gott selbst. Doch er zweifelte seit jenen Tagen daran, dass die katholische Kirche tatsächlich für die eine reine Wahrheit steht. Er dachte an das Apostolische Glaubensbekenntnis, wo es heißt: Ich glaube an den heiligen Geist, die heilige katholische Kirche. War die protestantische Textfassung nicht doch richtiger, denn Luther sagte in seinem Glaubensbekenntnis: Ich glaube an den heiligen Geist, an die heilige christliche Kirche. Das führte ihn wieder zu der Frage nach dem Warum des Krieges zwischen den protestantischen Fürsten und der Katholischen Liga. Im Grunde ging es doch allen nur um eines: um die Befriedigung persönlicher Machtgier und Besitzansprüche. Hielt es nicht auch der französische Kardinal Richelieu mit den Protestanten, obwohl Frankreich sich als ein katholisches Land bezeichnete? Die Protestanten waren Richelieu dienlicher als die Katholische Liga, denn über sie versuchte er, die Macht und den Einfluss Frankreichs in Europa zu stärken. Vielleicht zielte er sogar darauf ab, dass eines Tages ein französischer König den Kaiserthron besteigen würde.
    Matthias hatte sein Bureau erreicht. Er rief einen Amtsboten und schickte diesen zu Maurus van Leuven mit der Bitte, ihn am Abend in seinem Haus in Poppelsdorf zu besuchen.

Kapitel 4
Tod einer Ketzerin – aus dem Dialogus Miraculorum des Caesarius von Heisterbach
    Cassiusstift zu Bonn, Mai a.d. 1626
    Maurus van Leuven war ein schmächtiger Jesuit, den jedoch die Natur oder Gottes Wille – wie er es zu sagen pflegte – mit einem besonderen Talent ausgestattet hatte. Er sprach neben den alten Sprachen Latein und Griechisch auch Aramäisch, Französisch und Deutsch und hatte inzwischen auch gute Fortschritte beim Studium der spanischen Sprache erzielt. Er verstand sich ebenso sehr gut auf das Flämische, da ein Teil seiner Familie aus Flandern kam.
    Seit acht Jahren war er jetzt in den Diensten des Churfürsten Ferdinand von Wittelsbach, dem Erzbischof von Cölln. Dank seiner Entdeckung des Vermächtnisses des Johann Helman gelang es, große Teile des im Cöllnischen Kriege zum Teil zerstörten Archivs des Cassiusstiftes zu Bonn zu rekonstruieren, da sich in der Hinterlassenschaft des ehemals kaiserlichen Münzmeisters und Notars Johann Helman viele Kopiale alter Urkunden befanden.
    Seiner Tollpatschigkeit war es zu verdanken, dass in einem geheimen Raum hinter den Weinkellern des Cassiusstiftes Teile des geheimen Tagebuchs des Caesarius von Heisterbach gefunden wurden. Jetzt arbeitete er an einer Übersetzung des Dialoges Miraculorum, den der einstige Prior des Zisterzienserklosters zu Heisterbach geschrieben hatte, als er noch als Novizenmeister für die Ausbildung der jungen Mönche im Kloster verantwortlich war. Grübelnd saß der Jesuit vor drei Texten, die er nebeneinander vor sich auf einem Tisch ausgebreitet hatte. Alle drei Texte hatten eines gemeinsam, sie behandelten den Feuertod von Katharern, die im Jahre 1163 zu Cölln verbrannt wurden. Er nahm jetzt den mittleren Text, schob ihn hoch und ordnete den rechten und linken Text darunter an. Der jetzt allein stehende Text gab einen Auszug aus dem geheimen Tagebuch des Caesarius von Heisterbach wieder. Der linke Text entsprach dem Dialogus Miraculorum und der rechte war ein Auszug aus der Chronica Regia Coloniensis , der Chronik der Stadt Cölln.
    Das Erste, was ihm auffiel war, dass die Chronica von Katharern sprach, die aus Flandern in die Gegend von Cölln gekommen waren. Flandern! Unwillkürlich musste Maurus an seine Familie denken, die dort beheimatet war. Wie es seiner Mutter wohl ging und seinen Geschwistern mit ihren Familien? Doch ehe die Sehnsucht und die Wehmut ihn völlig übermannen konnten, konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit.
    Die Ketzer wurden aus der Stadt geführt und gleich neben dem Judenfriedhof dem Feuer übergeben. Viele Menschen hatten sich dort versammelt, Zuschauer und Zuhörer, die diesem Spektakel beiwohnen wollten. Als die Flammen hoch schlugen und nach ihren Opfern züngelten, sprach ein Mann namens Arnold zu seinen Schülern, die ihn mit ihren halb verbrannten Köpfen ansahen, und sagte: Ihr sollt standhaft in Eurem Glauben sein, weil Ihr noch heute bei Laurentius sein werdet. Dabei wichen sie doch sehr vom Glauben des heiligen Laurentius ab, der ein Märtyrer war und selbst den Feuertod erleiden
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