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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Autoren: Wilfried Esch
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wenig Zeit, um Euch zu erholen, Euren Geist zu erneuern«, unterbrach ihn der Churfürst.
    Verwundert sah Matthias den Erzbischof von Cölln an, der jetzt zu einem der drei Fenster wandelte, durch die die Sonne das schmucklose Audienzzimmer erhellte.
    »Wie habe ich das zu verstehen, Eminenz?«
    »Heute scheint mal wieder die Sonne, Liebknecht. Der Winter war lang und hart. Mir scheint es, als wolle sich der Frühling gar nicht richtig durchsetzen gegen seinen kalten Widersacher. Kein gutes Klima, um zu genesen. Das stete Grau des Himmels, der ständige Regen, der einem die feuchte Kälte in die Knochen treibt. Ein Wetter so kalt und unfreundlich wie das Volk hier. Nun, ich habe mich entschlossen, Euch Gelegenheit«, Ferdinand von Wittelsbach hielt kurz inne als suche er nach den richtigen Worten, »sagen wir, zu einer Kur zu geben. Der apostolische Nuntius Pierluigi Carafa weilt zurzeit wieder in Rom. Ich habe eine wichtige Nachricht für ihn, die Ihr ihm überbringen sollt.«
    »Aber Durchlaucht, das kann doch jeder Botenreiter besser als ich. Was Ihr da verlangt…«, protestierte Matthias lautstark.
    »Schweigt!«, gebot ihm der Churfürst und Erzbischof. »Eure Reise geht völlig in Ordnung. Außerdem war es Carafas Wunsch, Euch bald wiederzusehen. Im warmen Klima Roms, im geistigen Zentrum der heiligen Mutter Kirche, wird es Euch auch alsbald besser gehen. Glaubt mir, die Leichtigkeit mit der die Menschen dort das Leben meistern, ist bemerkenswert und wird Euch gefallen. Zudem wird Euch am Heiligen Stuhl Besinnung und geistige Erneuerung zuteil werden, dessen bin ich mir sicher.«
    »Ich werde mich Euren Wünschen selbstverständlich fügen, Eminenz.«
    »Das ist sehr weise von Euch entschieden, Liebknecht, zumal Ihr auch aus anderen Gründen eine Zeit lang nicht in Bonn weilen solltet.«
    »Warum?«
    »Lasst es mich so ausdrücken: De facto gibt es hartnäckige Gerüchte de audito – vom Hörensagen –, nach denen Euer seliges Weib eine Hexe war. Man sagt, dass Ihr nur so dem Teufel entkommen und seinen Dämon töten konntet. Aber de mortuis nil nisi bene – über die Toten nur Gutes! – Ich werde mich dafür einsetzen, dass diese Gerüchte verschwinden.«
    »Von wem habt Ihr das gehört, Eminenz?«
    In Matthias’ Stimme lagen plötzlich wieder Spannung und Kampfbereitschaft.
    »Das tut nichts zur Sache, Liebknecht. Bereitet alles für Eure Abreise vor. Ich denke, zehn Tage sollten Euch genügen, um zusammen mit van Leuven alles Notwendige zu besprechen, damit er sich weiter darum kümmern kann herauszufinden, ob dieses Vermächtnis echt ist. Engelbert von Berg war seinerzeit ein guter Landesherr, ein vorbildlicher Bischof und ein überaus gottesfürchtiger Hirte in den Augen des Herrn . Er hat es meiner Meinung nach mehr als verdient, endlich heilig gesprochen zu werden. Qui honorem, honorem – Ehre, wem Ehre gebührt! Liebknecht, ich bin einfach nicht gewillt zu glauben, dass dieses Vermächtnis der Wahrheit entspricht. Enttäuscht mich nicht.«
    Resignierend senkte Matthias den Blick zu Boden und schüttelte leicht sein Haupt.
    »Das liegt nicht allein an mir, Eminenz.«
    »Ich weiß. Und sollte Eure Mission von Erfolg gekrönt sein und Ihr die Wahrheit, die ganze Wahrheit, herausfinden, egal, wie sie wirklich ist, so könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Euch dieses Unterfangen den Titel eines Freiherrn einbringt. Wenn ich recht unterrichtet bin, besteht durchaus die Möglichkeit, dass Ihr gar aus einem alten Rittergeschlecht stammt.«
    »Ich habe nicht die Absicht, irgendwelche alten Rechte einzufordern, Eminenz. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe und was ich bin.«
    »Laudabilis laudabilissimus, Liebknecht. Lobenswert, sehr lobenswert Eure Bescheidenheit. Dennoch wäre es mir eine Freude, Euch mit diesem Titel auszeichnen zu können. Also enttäuscht mich nicht! Ich erwarte Euch einen Tag vor Eurer Abreise nach Rom noch einmal zu einem kurzen Rapport. Vereinbart mit meinem Sekretär eine genaue Uhrzeit.«
    Nachdem Matthias mit dem Sekretär des Churfürsten einen entsprechenden Termin vereinbart hatte, ging er zurück in sein eigenes Bureau. In zehn Tagen, das bedeutete, dass er am 27. Mai Bonn wieder einmal verlassen würde. In drei Tagen ist Christi Himmelfahrt, ging es ihm durch den Kopf. Churfürst Ferdinand beabsichtigte, an diesem Tag selbst eine Messe im Cöllner Dom zu zelebrieren. Christi Himmelfahrt, die Rückkehr Jesu Christi als Sohn Gottes in den Himmel, um zur Rechten seines
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