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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Autoren: Wilfried Esch
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Commissarius, seine Durchlaucht erwartet Euch«, sagte der Sekretär mit unbewegter Stimme.
    »Danke«, antwortete Matthias und warf Schilling noch einen spöttischen Blick zu, ehe er das Audienzzimmer betrat und die Tür hinter sich schloss.
    »Seid mir gegrüßt, ehrenwerter Advocatus, nehmt doch bitte Platz«, bot ihm Churfürst Ferdinand von Wittelsbach einen Platz an, der ihn zu seiner Überraschung im seinem Bischofsgewand empfing. Der Churfürst war hoch gewachsen, wirkte feingliedrig und hatte eine hohe Stirn, die dunkles Haupthaar umrahmte.
    »Danke, Durchlaucht, ich meine, Eminenz«, entgegnete Matthias, für einen Augenblick verwirrt. Doch schon war sein Misstrauen geweckt und er fragte sich, was der Churfürst damit wohl bezweckte, ihn im Bischofsgewand zu empfangen.
    »Ich habe Euer geheimes Dossier gelesen, Liebknecht, an manchen Stellen sogar mehrfach. Auf den ersten Blick wirkt es fast wie ein Abenteuerroman, wenn ich nicht wüsste, dass es aus der Feder eines meiner besten Juristen stammt, den ich eigentlich eher kühl und sachlich kenne.« Ferdinand machte eine Pause, um die Wirkung seiner Worte zu beobachten. Doch Matthias’ Mimik glich der eines geübten Kartenspielers, denn nicht das leiseste Muskelzucken war zu sehen. Dann fuhr der Churfürst fort: »Euer Bericht hat mir aber auch gezeigt, welch immense Last ich Euch aufgebürdet hatte, die Ihr zu tragen bereit gewesen seid, als ich Euch auf die Jagd nach jenem Mörder und Dieb Ricardo di Piacenza entsandte. Euer Rapport zeigt mir auch, wie sehr Ihr unter Eurer schweren Verwundung und auch dem tragischen Verlust Eures Weibes gelitten haben müsst, Liebknecht! Verwundungen, Fieberkrämpfe, der immense seelische Schmerz durch den Verlust geliebter Personen kann selbst den stärksten Mann verwirren und ihm in seiner Verzweiflung ein Trugbild vorgaukeln, das ihm für einen Augenblick wirklicher als die Wirklichkeit erscheinen mag, denn anders wäre es ihm wohl kaum möglich, die Pein, die ihm seelisch wie auch körperlich angetan wurde, schadlos zu überwinden.«
    Matthias zog die Stirn kraus.
    Endlich eine Reaktion!
    »Entschuldigung, Eminenz, aber ich verstehe nicht so recht, was Ihr mir sagen wollt«, versuchte Matthias Zeit zu gewinnen, verstand er doch sehr wohl, was Churfürst Ferdinand ihm zu suggerieren versuchte. Doch er war keineswegs bereit, dies unwidersprochen zu akzeptieren.
    »Ich sehe, Liebknecht, Ihr leidet noch immer«, erwiderte Ferdinand von Wittelsbach mit einem gönnerhaften Unterton in seiner Stimme. »Aber in Eurem Interesse, da Ihr mir sehr am Herzen liegt, bin ich durchaus geneigt und bereit, mit Euch jene Dinge zu besprechen, die Euch verwirrt zu haben scheinen. Es geht ja schließlich um das Wohl meines besten polizeilichen Ermittlers, auf dessen Dienste ich ungern verzichten würde.«
    »Ich danke Euch für Eure löblichen Worte, Eminenz. Darum bitte ich Euch untertänigst, mir zu erklären, worin sich mein Leiden, wie Ihr sagt, begründet.«
    Der Kurfürst machte mit der Hand eine wohlwollende Geste und kam um den großen Eichenschreibtisch herum, der das einzige auffällige Mobiliar in seinem Audienzzimmer war.
    »Beginnen wir mit Eurem Bericht über diesen englischen Doktor namens Robert Fludd«, sprach der Churfürst und Erzbischof leise, aber eindringlich. »Ihr seid ihm in Paris begegnet, nicht wahr? Nach einer anstrengenden Reise und Jagd nach einem Mörder hattet Ihr diese Metropole erreicht und suchtet dort einen Betort auf, die Kathedrale Notre Dame. So steht es jedenfalls in Eurem Bericht. Erscheint es Euch nicht auch merkwürdig, dass dieser angebliche Arzt Euch dort auflauerte, denn anders kann man sein Erscheinen, sein Wissen um Eure Ankunft, nicht interpretieren. Vermutlich hatte er seine Informationen von di Piacenza und anderen Spitzeln, die Euch auf Schritt und Tritt beobachteten. Ich denke auch, seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft war mehr ein geschicktes Manöver, Euch in Sicherheit zu wiegen und von seinen wahren Absichten abzulenken. Darum, einzig und allein darum verwickelte er Euch in ein verwirrendes Gespräch, um Euren klaren Geist, Eure klare Sicht der Dinge zu vernebeln, um Euch schließlich bewusst auf eine falsche Fährte zu locken, indem er Euch Geschichten vom Heiligen Gral suggerierte und schließlich auch noch alchemistische Unwahrheiten über so genannte kosmische Gesetze als Wahrheit zu verkaufen suchte. Das Rätsel jener so genannten Smaragdtafel, der Tabula Smaragdina, ist
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