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Das Geheimnis der italienischen Braut

Das Geheimnis der italienischen Braut

Titel: Das Geheimnis der italienischen Braut
Autoren: Fiona Harper
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allem, was sie tat, unübertroffen.
    Um Zeit zu haben, sich vor dem Wiedersehen zu sammeln, hatte sie ihrer Familie die genaue Ankunftszeit nicht mitgeteilt. Zwei Jahre war sie nicht mehr in Monta Correnti gewesen, und normalerweise kam sie nur im Winter. Die Sommer waren ihr zu sehr mit Erinnerungen behaftet, mit denen sie sich nicht auseinandersetzen wollte. Doch ihre ältere Schwester hatte beschlossen, ausgerechnet an einem Wochenende im Mai zu heiraten, sodass Jackie keine andere Wahl gehabt hatte. Trotz aller Anstrengungen schaffte sie es offenbar nicht, sich den Zwängen und Erwartungen ihrer großen italienischen Familie zu entziehen.
    Schließlich wandte sie den Blick ab von der wunderschönen Landschaft und dem beinah schmerzlich klaren blauen Himmel und nahm die Modezeitschrift in die Hand, die neben ihr auf dem Ledersitz lag und ein Konkurrenzmagazin der Gloss! war. Sie verzog triumphierend die Lippen, als sie feststellte, dass ihr Team wesentlich besser über die neuesten Modetrends berichtet hatte. Etwas anderes erwartete sie auch gar nicht von ihren Mitarbeitern, denn dafür wurden sie bezahlt.
    Unter all den vorgestellten Designermodellen ragten die von Puccini, dem berühmtesten italienischen Modeschöpfer, heraus. Sie erkannte sie am Stil, an der dezenten Eleganz und dem verführerischen Zauber. Seit Rafaele Puccini das Entwerfen der Kollektion seinem Sohn übertragen hatte, war dieser Modeschöpfer noch berühmter und bekannter als zuvor.
    Romano Puccini verstand die Frauen offenbar so gut, dass er die faszinierendsten Kreationen für sie erschuf. Viele Jahre hatte Jackie der Versuchung widerstanden, sich eins seiner Modelle zu kaufen, bis sie doch eines Tages schwach geworden war. Allerdings hatte sie es nur einmal getragen und sich darin sehr sexy, sehr weiblich und zugleich sehr selbstbewusst und stark gefühlt. Seitdem hing es jedoch in der hintersten Ecke ihres Kleiderschranks.
    Jedenfalls war das Haus Puccini ungemein erfolgreich. Die Frauen strömten in Scharen in die Boutiquen, um eine dieser Kreationen zu erstehen. Abgesehen von seinem guten Aussehen und seinem umwerfenden Charme wusste Romano Puccini genau, wie er ein weibliches Wesen dazu bringen konnte, sich wie Botticellis Venus zu fühlen. Das war natürlich auch nur eine Illusion. Wer wüsste das besser als Jackie?
    Sie runzelte die Stirn, wenngleich nur kurz. Bis jetzt hatte sie der Versuchung widerstanden, sich die wenigen Falten wegspritzen zu lassen. Aber als Chefredakteurin des bekanntesten und auflagenstärksten Londoner Modemagazins hatte sie viel mit attraktiven Geschlechtsgenossinnen zu tun, die Jugend und strahlende Schönheit verkörperten. In einer solchen Umgebung zu arbeiten und zu leben konnte jede Frau über zweiundzwanzig in Depressionen stürzen.
    In dem Augenblick läutete ihr Handy, und sie war froh über die Ablenkung. Als sie es aus der Tasche zog und die Anrufer-Identifikation auf dem Display erkannte, durchflutete sie ein Adrenalinstoß. Hatte sie sich immer noch nicht daran gewöhnt, diesen Namen zu sehen?
    „Hallo, Kate“, meldete sie sich.
    „Hallo, Jacqueline.“
    Ihr eigener Name hörte sich für sie seltsam an, aber sie hatte es wohl noch nicht verdient, von dieser jungen Frau „Mutter“ genannt zu werden.
    „Was gibt es?“
    Nach einer vielsagenden Pause fragte ihre sechzehnjährige Tochter: „Bist du schon in Italien?“
    „Ja, ich habe vor zwanzig Minuten den Flughafen verlassen.“
    Kates Seufzen hörte sich wehmütig und vorwurfsvoll zugleich an. „Ich wünschte, du hättest mich mitgenommen.“
    „Ja, das hätte ich mir auch gewünscht. Doch die komplizierte Situation lässt es momentan noch nicht zu. Meine Familie muss vorsichtig darauf vorbereitet werden.“
    „Es ist auch meine Familie.“
    „Natürlich. Dennoch ist alles sehr schwierig. Du kennst sie nicht …“
    „Nein, aber das ist nicht meine Schuld, oder?“
    Jackie war klar, dass es ihre war. Doch das würde ihre Mutter nicht beruhigen, wenn sie ihr eröffnete, dass das Kind, das sie vor sechzehn Jahren zur Welt gebracht und zur Adoption freigegeben hatte, sie vor Kurzem ausfindig gemacht hatte. In den letzten Monaten hatten sie und ihre Tochter sich regelmäßig in London getroffen. Ihre Mutter hatte damals darauf bestanden, dass niemand in der Familie etwas erfuhr. Für Lisa Firenzi wäre es ein ungeheurer Imageschaden gewesen, zugeben zu müssen, dass ihre minderjährige Tochter schwanger war und den Namen des Vaters ihres
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