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Das Geheimnis der italienischen Braut

Das Geheimnis der italienischen Braut

Titel: Das Geheimnis der italienischen Braut
Autoren: Fiona Harper
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Kindes nicht preisgeben wollte.
    Zum Zeitpunkt der Empfängnis war Jackie erst fünfzehn gewesen, und wenn sie morgens zum Frühstück hinuntergekommen war, hatte ihre Mutter sie prüfend betrachtet. Als sich ihr Zustand nicht länger verbergen ließ, war sie weggeschickt worden.
    An einem regnerischen Novembertag war sie in London angekommen, um eine Weile bei ihrem Vater, dem geschiedenen zweiten Mann ihrer Mutter, zu leben, und sie hatte sich verloren und einsam gefühlt. Danach hatte Lisa erneut geheiratet und nach der dritten Trennung mehrere Liebhaber gehabt.
    Jetzt hatte Jackie also nicht nur ihrer Mutter schonend beizubringen, dass das Familiengeheimnis gelüftet werden würde, sondern sie musste auch ihrem Onkel, ihrer Cousine und ihren Cousins sowie ihren Schwestern Lizzie und Scarlett erzählen, dass sie eine sechzehnjährige Tochter hatte. Es war insgesamt eine heikle Angelegenheit, die behutsames Vorgehen erforderte.
    Auf Lizzies bevorstehender Hochzeit würde die ganze Familie zum ersten Mal seit vielen Jahren zusammenkommen. Jackie wollte ihrer Schwester den schönen Tag nicht dadurch verderben, dass sie ihre Tochter mitbrachte, von der niemand etwas ahnte. Außerdem war das Risiko, dass Kate zurückgewiesen wurde, zu groß. Sie war sowieso sehr sensibel und verunsichert und wäre damit nicht zurechtgekommen.
    Jackie atmete tief durch. „Nein. Es tut mir leid, Kate. Vielleicht nehme ich dich das nächste Mal mit.“
    „Du schämst dich meiner, stimmt’s?“, fragte Kate nach längerem Schweigen.
    „Nein!“ Jackie richtete sich kerzengerade auf.
    „Warum darf ich dann nicht meine Onkel, Tanten und meine Großmutter kennenlernen?“
    Sie ist genauso hitzköpfig, impulsiv und voller selbstgerechtem Zorn wie ich als Teenager, dachte Jackie. Durch diese Eigenschaften hatte sie sich schon in die größten Schwierigkeiten gebracht.
    „Es gibt eben Dinge, die schwieriger sind, als du ahnst.“ Als sie hörte, dass ihre Tochter einen verächtlichen Laut ausstieß, beschloss sie, alles auf eine Karte zu setzen, und fuhr fort: „Erinnerst du dich, dass du mir erzählt hast, wie schwer es dir gefallen ist, deiner Adoptivmutter zu sagen, du würdest gern jetzt schon deine leibliche Mutter treffen und nicht erst mit achtzehn? Du hattest Angst, sie zu verletzen, trotzdem war es wichtig für dich, mit ihr über deinen Wunsch zu reden.“
    „Ja“, gab Kate schon viel ruhiger zu.
    „Vertrau mir bitte, Kate. Ich muss erst alles klären, dann wirst du deine Familie kennenlernen. Versprochen.“
    Wie jedes andere junge Mädchen konnte Jackies Tochter es kaum erwarten, sich ins Leben zu stürzen, ihre eigenen Erfahrungen zu machen und alles auszuprobieren, was sich an Verführungen bot. Die Gefahren, die damit verbunden waren, waren ihr natürlich fremd.
    Offenbar war es ihr gelungen, ihre Tochter zu besänftigen. Jedenfalls verabschiedete Kate sich eher resigniert statt zornig, und Jackie ließ sich erschöpft auf dem Sitz zurücksinken.
    Natürlich hatte sie dem Augenblick entgegengefiebert, ihre Tochter kennenzulernen. Allerdings hatte sie nicht geahnt, wie schwierig es werden würde, eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Nach dem ersten Anruf war sie überglücklich gewesen, doch kurz darauf folgte die Ernüchterung. Die erste Begegnung mit Kate im Beisein ihrer Adoptivmutter Sue war tränenreich und in gespannter Atmosphäre verlaufen.
    Kate war beeindruckt gewesen von Jackies elegantem Outfit und dem schnittigen Sportwagen. Und wohl deshalb hatte Sue sie irgendwann gewarnt, Kate sei geblendet von der Tatsache, dass ihre leibliche Mutter die Stilikone und Modegöttin Jacqueline Patterson sei. Wagen Sie nicht, das Mädchen zu enttäuschen, hatte der Blick ausgedrückt, den Sue ihr zuwarf.
    Jackie legte großen Wert auf eine gute Beziehung zu ihrer Tochter, ahnte jedoch, dass es bis dahin noch ein langer Weg war. Es gab zu viele Fragen und ungelöste Probleme aus der Vergangenheit, und nicht alles war so perfekt und glänzend, wie Jackie es sich wünschte.
    Ob es ihr gefiel oder nicht, sie musste es ihrer Mutter erzählen. Eine andere Wahl hatte sie nicht, denn sie wollte ihre Tochter unbedingt in ihrem Leben haben. Sie würde alles dafür tun, es ihr so angenehm wie möglich zu machen, egal, welche Konsequenzen es hatte.
    Als sie aus der Kurve herauskamen, erblickte sie Monta Correnti mit den malerischen Terrakottadächern in der Ferne. Der Ort, der früher einmal Jackies Zuhause gewesen war, hatte sich zu einem
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