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Das Geheimnis der Herzen

Das Geheimnis der Herzen

Titel: Das Geheimnis der Herzen
Autoren: Claire Holden Rothman
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war Ihr Vater?«
    »Honoré Linière Bourret«, sagte ich und verrührte die Milchwolke in meiner Tasse.
    »Und nachdem Sie die weite Reise nach Calais gemacht hatten, wollte er nichts von Ihnen wissen?«
    Eine junge Bedienung wischte die Tische vor dem Café. Sie summte vor sich hin, verrichtete die simple Arbeit mit Freude, ein Anblick, den ich aus irgendeinem Grund tröstlich fand.
    »Er ist ein Lump, Agnes. Dafür gibt es kein anderes Wort.«
    »So einfach ist es nicht«, sagte ich, und mein Blick folgte den Bewegungen des Mädchens. »Die Leute in Calais mögen ihn. Er hat sich dort drüben ein Leben aufgebaut. Er hat ihren Respekt gewonnen.«
    Jakob griff über den Tisch und legte seine Hand auf meine. »Dieser Lump«, murmelte er fast tonlos.
    Ich schüttelte den Kopf. »So zu denken hilft nicht weiter. Verteufelung ist die Kehrseite der Idealisierung. Diese Lektion musste ich lernen.«
    Jakob nahm meine Hand und betrachtete sie für einen Moment. Dann blickte er auf. »Was haben Sie jetzt vor?«
    Ich zuckte die Achseln. »Mein einziger Plan war, Sie zu finden. Ansonsten habe ich keine Ahnung. Es fühlt sich ein bisschen so an, als hätte sich die Erde aufgetan. Alles, dessen ich mir sicher war, ist plötzlich nicht mehr da.«
    Jakob lächelte. »Klingt richtig mystisch.«
    »Ach, nein«, sagte ich lachend. »Ich sehe nur nach fünfzig Jahren die Welt zum ersten Mal mit offenen Augen. Es hat lange genug gedauert! Ich hatte mein Leben auf einen Traum gegründet. Mein Bild von meinem Vater und von Sir William Howlett hatte mit der Realität wenig zu tun.«
    Jakob zog eine Grimasse. »Wir haben alle blinde Flecken. Und wer kann schon sagen, was real ist?«
    »Bei mir waren es keine blinden Flecken, Jakob. Ich war ganz und gar blind. Verstehen Sie denn nicht – ich habe mein ganzes Leben darauf ausgerichtet, einem Mann zu gefallen, den es gar nicht gibt!« Es fiel mir schwer, das zuzugeben, aber Jakob blieb neutral. Er schien nicht urteilen zu wollen.
    Wir saßen eine Weile schweigend da und schauten einander nur an. Jakob Hertzlichs Augen waren an diesem Tag besonders warm und dunkel, was noch betont wurde durch den Vollbart. Ich streichelte die drahtigen Borsten. Da nahm er meine Hand und küsste die Innenfläche, lächelte und signalisierte der Bedienung, uns noch mehr heißes Wasser zu bringen für unseren Tee.

NACHWORT
    B ei diesem Roman handelt es sich in erster Linie um eine fiktionale Geschichte. Zwar ist diese inspiriert von der Arbeit und der beruflichen Laufbahn der ersten Ärztin in Montreal, Dr. Maude Elizabeth Seymour Abbott (186 9 bis 1940), aber die Charaktere und Ereignisse sind frei erfunden. Einige historische Figuren, Werke und Geschehnisse sind Bestandteil dieses Romans und wurden in manchen Fällen so angepasst, dass sie sich in die fiktionale Handlung einfügen. Ich habe versucht, den historischen Hintergrund der Geschichte glaubhaft zu gestalten und der Fantasie der Leser zugänglich zu machen, erhebe jedoch keinen Anspruch auf absolute historische Korrektheit.

DANK
    D em Conseil des arts et des lettres du Quebec sowie dem Banff Centre (vor allem Fred Stenson und dem Banff Wired Writing Program) danke ich dafür, dass sie mich so großzügig unterstützt haben, als ich diesen Roman schrieb. Caroline Adderson, Linda Leith (von ihr stammt der Titel), mein begnadeter, engagierter Lektor Marc Côté und mein aufmerksamster, beharrlichster Leser, Arthur Holden – sie alle haben unbezahlbare Beiträge geleistet, für die ich ihnen sehr, sehr dankbar bin. Ihnen sowie meinen anderen Freunden und meinen Familienmitgliedern, die das Manuskript schon in seiner frühen Form gelesen haben, gilt mein herzlichster Dank.
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