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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine
Autoren: Agatha Christie
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zum Frühstück gegessen. Dieses Glas wurde später in die Büsche geworfen und durch ein identisches Glas ersetzt, dem dieselbe Menge Marmelade fehlte. Dieses Glas kam in die Speisekammer. Wir haben das andere Glas in den Büschen gefunden und analysieren lassen. Es enthielt eindeutige Spuren von Taxin.«
    »Das war es also«, murmelte Miss Marple. »So einfach und leicht zu bewerkstelligen.«
    »Consolidated Investments«, fuhr Inspektor Neele fort, »steht schlecht da. Hätte die Firma die hunderttausend von ihrem Ehemann vermachten Pfund an Adele Fortescue auszahlen müssen, wäre sie wohl bankrott gewesen. Und das Geld hätte garantiert ausgezahlt werden müssen, falls Adele ihren Mann um einen Monat überlebte. Sie hätte keine Rücksicht auf die Probleme der Firma genommen. Aber sie lebte keinen Monat mehr. Sie starb, und das Resultat davon ist, dass das Geld an den Haupterben in Rex Fortescues Testament ging. In anderen Worten, wieder an Percival Fortescue. Immer wieder Percival Fortescue«, fuhr der Inspektor verbittert fort. »Theoretisch könnte er an der Marmelade herumgemacht haben – aber kann seine Stiefmutter nicht vergiftet und Gladys nicht erwürgt haben. Seine Sekretärin hat ausgesagt, dass er bis fünf im Büro war. Und er ist erst gegen sieben hier angekommen.«
    »Das macht es sehr schwierig«, sagte Miss Marple.
    »Das macht es unmöglich«, sagte Inspektor Neele düster. »Anders gesagt, Percival Fortescue scheidet aus.« Er gab jede Zurückhaltung auf und sprach voller Bitterkeit, ohne seine Zuhörerin noch wahrzunehmen. »Wohin ich mich wende, welchen Weg ich auch einschlage, immer wieder stoße ich auf dieselbe Person. Percival Fortescue! Und Percival Fortescue kann es eben nicht sein!« Er beruhigte sich ein wenig und sagte: »Oh, es gibt natürlich andere Möglichkeiten. Andere Verdächtige, die ein sehr gutes Motiv haben.«
    »Mr Dubois, natürlich«, bemerkte Miss Marple scharfsinnig. »Und dieser junge Mr Wright. Ich stimme Ihnen da voll und ganz zu, Inspektor. Wo es Gewinn gibt, gibt es auch ein Motiv. Da muss man immer misstrauisch sein. Das eine, was man sich nicht leisten kann, ist ein vertrauensvolles Gemüt.«
    Gegen seinen Willen musste der Inspektor lächeln. »Immer das Schlimmste annehmen, ja?«
    Diese Einstellung schien so gar nicht zu dieser reizenden, zarten älteren Dame zu passen.
    »Oh ja«, sagte Miss Marple bestimmt. »Ich gehe immer vom Schlimmsten aus. Das Traurige ist, dass sich das meist als berechtigt herausstellt.«
    »Also gut, lassen Sie uns das Schlimmste annehmen. Dubois könnte es getan haben, Gerald Wright könnte es getan haben (das heißt, mit Hilfe von Elaine Fortescue, die die Marmelade vergiftet haben müsste), Mrs Percival könnte es vermutlich auch getan haben. Sie war hier. Aber keiner von ihnen kann mit diesem verrückten Aspekt der Geschichte in Verbindung gebracht werden. Mit den Amseln und der Hand voll Roggen. Das ist Ihre Theorie, und vielleicht haben Sie ja Recht. Falls ja, läuft es auf eine Person hinaus, nicht? Mrs MacKenzie ist seit vielen Jahren in einer Heilanstalt. Sie kann nicht mit Marmeladegläsern experimentiert oder Zyankali in Teetassen getan haben. Ihr Sohn Donald ist in Dünkirchen gefallen. Bleibt also die Tochter, Ruby MacKenzie. Wenn Ihre Theorie stimmt und das Motiv für alle diese Morde in der alten Geschichte von der Amsel-Mine zu suchen ist, dann muss Ruby MacKenzie hier im Haus sein. Und es gibt nur eine Person, die in Frage kommt.«
    »Es ist Ihnen doch bewusst«, sagte Miss Marple, »dass Sie jetzt ein bisschen zu dogmatisch sind.«
    Inspektor Neele hörte nicht hin. »Nur eine Person«, sagte er. Er stand auf und ging hinaus.
     
    Mary Dove war in ihrem Zimmer. Es war klein und sparsam möbliert, aber gemütlich. Das hieß, Miss Dove hatte es gemütlich hergerichtet. Als Inspektor Neele an die Tür klopfte, hob Mary Dove den Kopf von den Rechnungsbüchern, die sie kontrollierte, und sagte mit ihrer klaren Stimme: »Herein!«
    Der Inspektor trat ein.
    »Setzen Sie sich doch, Inspektor.« Mary Dove deutete auf einen Stuhl. »Können Sie sich einen Augenblick gedulden? Die Abrechnung des Fischhändlers scheint nicht ganz korrekt, und das muss ich überprüfen.«
    Inspektor Neele beobachtete sie schweigend, während sie die Rechnung prüfte. Wie bewundernswert ruhig und beherrscht die junge Frau doch war. Wie so oft zuvor fragte er sich, was sich wohl hinter ihrer selbstbewussten Fassade versteckte. Er suchte in ihren
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