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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine
Autoren: Agatha Christie
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ist. Und ich wage zu behaupten, dass der Inspektor das auch glaubt.«
     
    Inspektor Neele holte Lance Fortescue auf der Straße unten ein.
    Lance grinste beschämt. »So hatte ich das nicht geplant«, sagte er. »Ich habe einfach die Beherrschung verloren. Na ja, früher oder später wäre es ohnehin dazu gekommen. Ich treffe mich mit Pat im Savoy – gehen Sie auch in die Richtung, Inspektor?«
    »Nein, ich fahre nach Baydon Heath zurück. Aber ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen.«
    »Ja?«
    »Als Sie ins Büro kamen und mich dort sitzen sahen, wirkten Sie überrascht – warum?«
    »Wahrscheinlich, weil ich Sie dort nicht erwartet hatte. Ich war auf Percy gefasst.«
    »Hat man Ihnen denn nicht gesagt, dass er ausgegangen war?«
    Lance schaute ihn neugierig an. »Nein. Man hat mir gesagt, er sei in seinem Büro.«
    »Verstehe. Niemand wusste also, dass er ausgegangen war. Es gibt keine zweite Tür aus seinem Büro – aber aus dem Vorzimmer führt eine direkt in den Flur hinaus – ich nehme an, die hat Ihr Bruder genommen. Es überrascht mich aber trotzdem, dass Mrs Hardcastle Ihnen das nicht gesagt hat.«
    Lance lachte. »Wahrscheinlich holte sie sich gerade ihren Tee.«
    »Ja – ja. Ganz recht.«
    Lance sah ihn an. »Was denken Sie, Inspektor?«
    »Nichts. Ich setze nur ein paar Teilchen zusammen, Mr Fortescue.«

Vierundzwanzigstes Kapitel
     
    I m Zug nach Baydon Heath hatte Inspektor Neele außergewöhnlich wenig Erfolg beim Lösen des Times-Kreuzworträtsels. Sein Geist war durch diese verschiedenen neuen Aspekte abgelenkt. So las er auch die Nachrichten unaufmerksam. Er las über ein Erdbeben in Japan, die Entdeckung von Uranvorkommen in Tanganjika, über die Leiche eines Seemanns, die bei Southampton angeschwemmt worden war, und den drohenden Hafenarbeiterstreik. Er las über die neusten Opfer der Rowdys und über ein neues Medikament, das in fortgeschrittenen Fällen von Tuberkulose Wunder wirken sollte.
    All diese Einzelheiten formten ein eigenartiges Muster in seinem Unterbewussten. Er wandte sich wieder seinem Kreuzworträtsel zu, und es gelang ihm hintereinander in kurzer Folge drei Spalten auszufüllen. Als er im Haus Zur Eibe ankam, hatte er einen Entschluss gefasst.
    »Wo ist diese alte Dame?«, fragte er Sergeant Hay. »Ist sie überhaupt noch hier?«
    »Miss Marple? Oh ja, sie ist hier. Dick befreundet mit der alten Dame im oberen Stockwerk.«
    »Verstehe.« Neele überlegte einen Augenblick. »Wo ist sie jetzt? Ich möchte sie sprechen.«
    Ein paar Minuten später kam Miss Marple herunter, außer Atem und mit gerötetem Gesicht.
    »Sie wollten mich sprechen, Inspektor? Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen. Sergeant Hay konnte mich erst nicht finden. Ich war in der Küche, wo ich mit Mrs Crump plauderte. Ich beglückwünschte sie zu ihrem Blätterteig, und wie geschickt sie ist und wie ausgezeichnet das Soufflee gestern Abend war – ich finde immer, man geht ein Thema am besten schrittweise an, Sie nicht? Allerdings ist das für Sie wahrscheinlich nicht so einfach. Sie müssen wohl mehr oder weniger auf Ihre Fragen zusteuern. Aber von einer alten Dame, die alle Zeit der Welt hat, wird ein gewisses Maß an überflüssigem Geplauder geradezu erwartet. Und der Weg zum Herz der Köchin führt natürlich über ihren Blätterteig.«
    »In Wirklichkeit wollten Sie mit ihr über Gladys Martin sprechen«, sagte Inspektor Neele.
    »Ja, Gladys. Wissen Sie, Mrs Crump könnte mir einiges über das Mädchen erzählen. Nicht im Zusammenhang mit ihrer Ermordung. Das meine ich nicht. Aber über ihren Gemütszustand in letzter Zeit, und was sie so erzählte. Die banalen Kleinigkeiten des Alltags.«
    »Und, war Ihre Unterhaltung aufschlussreich?«
    »Sehr aufschlussreich«, sagte Miss Marple. »Die Dinge werden langsam immer klarer, finden Sie nicht?«
    »Ja und nein«, sagte Inspektor Neele.
    Er bemerkte, dass Sergeant Hay das Zimmer verlassen hatte. Er war froh darüber, denn was er als Nächstes vorhatte, war gelinde gesagt unorthodox.
    »Miss Marple«, sagte er, »ich möchte jetzt einmal ganz ernsthaft mit Ihnen reden.«
    »Ja, Inspektor Neele?«
    »In gewisser Hinsicht vertreten Sie und ich verschiedene Standpunkte. Ich muss gestehen, Miss Marple, dass ich mich beim Scotland Yard nach Ihnen erkundigt habe.« Er lächelte: »Man scheint Sie dort recht gut zu kennen.«
    »Ich weiß nicht, wie es kommt«, sagte Miss Marple verlegen, »dass ich immer wieder in Geschichten verwickelt werde, die
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