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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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ziemlich
weit. Die Jungs folgten ihm. Die Fahrradlampen hatten sie ausgeschaltet.
    Schaudig bog in einen schmalen
Weg ein, der zwischen zwei Grundstücken auf freies Feld führte. Am Ende des
Jägerzauns schlüpfte er durch eine Pforte. Ein kleines Haus verbarg sich hinter
dichten Büschen, die bis zum Giebel reichten. Stockfinster war es hier.
Nirgendwo ein Lichtschein.
    Als die Jungs die Pforte
erreichten, knarrte in der Nähe eine Tür.
    »Da bin ich, Boss!«, hörten sie
Schaudig sagen.
    »Pst! Leise!«, flüsterte eine
heisere Stimme. »Kein Licht und keinen Laut. Vielleicht ist er schon in der
Nähe. Hast du deinen Wagen...«
    Mehr hörten sie nicht. Die Tür
schloss sich hinter Schaudig und dem Boss.
    »Der Komplize!«, wisperte
Tarzan. »Das war er. Ist also Schaudigs Boss. Das heißt sicherlich, dass der
andere die Pläne macht. Karl, wir sind sozusagen am Ziel. Aber...«
    Tarzan verstummte, weil er den
Gedanken erst noch von allen Seiten beleuchten musste.
    Dabei kam Karl ihm zu Hilfe.
»Die scheinen jemanden zu erwarten. Jemand, der nicht wissen soll, dass sie im
Haus sind.«
    »Genau! Und deshalb hat
Schaudig seinen Wagen zurückgelassen. Einen Gast oder den dritten Mann zum Skat
erwarten sie also bestimmt nicht. Wen, Karl? Einen Einbrecher? Den sie
überraschen wollen? Weshalb sie sich im dunklen Haus verstecken und leise
verhalten? Ja, zum neunschwänzigen Teufel! Das stellt unsere Theorie auf den
Kopf. Schaudig und Komplize — die sind doch die Einbrecher, die eine
chinesische Vase klauen wollen.«
    »Vielleicht ist unsere Theorie
falsch und die Wirklichkeit anders. Was nun?«
    »Wir sehen uns an, was hier
läuft.«
    Zunächst versteckten sie ihre
Tretmühlen in einem Gebüsch. Dann stiegen sie leise über den Zaun. Es war sehr
dunkel. Der Wind blies heftig. Hinter einen Busch gekauert, beobachteten sie
das Haus. Die Fenster hatten Holzläden. Aber die waren nicht geschlossen.
Nirgendwo brannte Licht.
    »Würde zu gern wissen, wer hier
wohnt«, wisperte Tarzan. »Aber um das festzustellen, müssten wir zur
Eingangstür schleichen. Dabei würden sie uns bemerken. Die beobachten den
Garten mit Luchsaugen.«
    »Ohne Licht könnten wir das
Namensschild an der Eingangstür sowieso nicht entziffern. Außerdem erfahren wir
ja bald, wem die Bude gehört.«
    Schweigend und reglos warteten
sie.
    Viel Zeit verging. Es raschelte
in den Büschen. In der Ferne schlug eine Kirchturmuhr. In einem der Gärten
miaute eine Katze. Danach war es wieder geisterhaft still.
    Plötzlich — wie aus dem Nichts
gekommen — stand die Gestalt neben ihnen.
    Karl erschrak so heftig, dass
er sich beinahe verraten hätte. Tarzan hielt die Luft an.
    Es war ein Mann: dunkel
gekleidet, mittelgroß, schlank. Er trug eine Schirmmütze, hatte die Jungs in
ihrem Busch nicht bemerkt und spähte zum Haus. Fast eine Minute rührte er sich
nicht. Dann lief er zum nächstgelegenen Fenster.
    Sie sahen, wie er hantierte,
Klebstreifen auf die Scheibe drückte. Ein Glasschneider knirschte. Mit kaum
hörbarem Klirren wurde ein Stück der Fensterscheibe herausgeschnitten. Der
Einbrecher griff durch die Öffnung und drehte den Riegel auf. Er spähte zur
Straße. Dann stieg er ein.
    »Los!«, flüsterte Tarzan.
    Auf allen Vieren krochen sie
zum Haus. Jetzt konnten sie das riskieren, denn die Aufmerksamkeit der beiden
Ganoven galt bestimmt nicht mehr den Vorgängen im Garten.
    An die Hauswand gepresst,
lauschten sie.
    Der Einbrecher stieß an ein
Möbelstück, fluchte leise und knipste seine Taschenlampe an.
    Tarzan riskierte ein Auge.
    Er sah in ein Kaminzimmer, das
fast das ganze Erdgeschoss einnahm. Schemenhaft waren plüschige Möbel zu
erkennen. Der offene Kamin, drüben an der Wand, hatte gewaltige Maße.
    Der Schein der Taschenlampe
glitt über den Sims.
    Zischend stieß der Einbrecher
den Atem aus.
    Der Lichtstrahl blieb auf eine
Vase gerichtet: eine chinesische Vase. Sie stand auf dem Sims. Sie war etwa 30
Zentimeter hoch und nicht besonders attraktiv — wie Tarzan fand. War das die
besagte chinesische Vase, um die es hier offenbar ging?
    Licht flammte auf. Taghell
wurde es in dem Kaminzimmer.
    Im selben Moment zuckten
Blitzlichter.
    Der Einbrecher wirbelte herum.
Dann schien er zu erstarren.
    Von rechts trat Schaudig hinter
seinem Versteck, einem hochlehnigen Sessel, hervor. Er hielt die
Blitzlichtkamera, mit der er den Einbrecher fotografiert hatte, in der Hand und
grinste verschlagen.
    »Keine Bewegung!«,gebot eine
heisere Stimme von
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