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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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— erhitzt vom
schnellen Gestrampel auf ihrem Klapprad — in der Lindenhof-Allee eintraf, waren
die Jungs allein in der Villa. Frau Vierstein machte Besorgungen in der Stadt
und würde nicht vor dem Abend zurück sein.
    Staunend hörten Karl und Tarzan
sich an, was Gaby erzählte.
    »Toll, Pfote!« Anerkennend
klopfte ihr Tarzan auf die zarte Schulter, freilich sehr sanft, denn nur
robuste Figuren vertrugen seine Handschrift. »Jetzt haben wir Durchblick. Und
heute Nacht tut sich wahrscheinlich noch mehr.«
    »Wir haben nämlich«, erklärte
Karl, »Regina Hübner während ihrer Mittagspause getroffen. Drüben, vor ihrer
Wohnung. Wir haben uns nach Schaudig erkundigt: wann er im Spielkasino arbeitet
und so weiter. Und dabei erfuhren wir, dass er dienstags immer frei hat. Heute
also.«
    »Das bedeutet«, fuhr Tarzan
fort, »dass heute Nacht mit besonderen Aktionen zu rechnen ist. Bestimmt wollen
er und sein Komplize diesem Reichert die chinesische Vase klauen — die in
Schaudigs Notizbuch vermerkt ist. Jedenfalls: Mit Einbruch der Dunkelheit sind
wir draußen im Glasscherbenviertel. Und sobald Schaudig seine Hütte verlässt,
verfolgen wir ihn. Heute Nacht erwischen wir ihn in flagranti (auf frischer
Tat). Das spüre ich im kleinen Zeh.«
    »Ich käme ja gern mit«,
behauptete Gaby. »Aber...«
    »Kommt nicht in Frage!«,
bestimmte Tarzan. »Viel zu gefährlich. Wir haben es mit zwei Ganoven zu tun,
die bestimmt alles versuchen werden, um ihre Haut zu retten. Nein, das ist
nichts für kleine Mädchen.«
    »Was heißt hier — kleine
Mädchen?« Sie boxte ihn in die Rippen, wobei sie sich fast das Handgelenk
verstauchte.
    Tarzan ließ sich zwar — wie vom
Blitz getroffen — zu Boden fallen. Aber als er merkte, dass sie sich geprellt
hatte, massierte er ihren Arm.
    Bis sie lachend rief: »Um
Himmels willen! Willst du mir den Arm abbrechen?«
    Gaby fuhr dann zu Pia zurück,
denn zu dem eigentlichen Interview war es ja noch gar nicht gekommen.
    Gegen Abend erklärte Karl
seiner Mutter, die inzwischen zurück war, dass Tarzan und er noch zu Freunden
wollten und sie sich keine Sorgen machen sollte, falls es später werde.
    Frau Vierstein hatte nichts
dagegen, wusste sie doch, dass auf die beiden Verlass war.
     
    *
     
    Eine frühe Dämmerung brach an.
Es regnete zwar nicht. Aber kalter Wind pfiff und der Himmel war von
schwarzgrauen Wolken bedeckt.
    Die beiden Jungs standen hinter
einem Schuppen am Ende der Straße. Von hier konnten sie Schaudigs Haus
beobachten, ohne dass sie bemerkt wurden. Sein Wagen parkte in der Hofeinfahrt.
Hinter den Fenstern war Licht.
    Die Jungs trugen wetterfeste
Windjacken. Aber Karl, der nicht so abgehärtet war wie Tarzan, bibberte mit
klappernden Zähnen vor sich hin.
    »Es rührt sich nichts«,
knirschte Tarzan. »Hoffentlich stimmt unsere Überlegung.«
    »Vielleicht ist Schaudig mutlos
geworden.«
    »Glaube ich nicht. Wenn es um
Beute geht, nimmt der seinen Mut zusammen.«
    Doch es dauerte noch elend
lange, bis ihre Geduld belohnt wurde.
    »Er hat das Licht gelöscht«,
jubelte Tarzan. »Aufgepasst.«
    Schaudig kam aus dem Haus und
stieg in seinen Wagen.
    Es war jetzt so dunkel, dass
die Jungs dicht aufrücken konnten. In erleuchteten Straßen hätten sie zwar
zurückfallen müssen, aber Schaudig mied die Innenstadt und zockelte in
gemütlichem Tempo zu einem nördlichen Randbezirk.
    Tarzan konnte mühelos Schritt
halten. Bei Karl reichte die Puste nicht immer. Aber da zig, zig Ampeln — die
sehr häufig auf Rot standen — für Unterbrechungen sorgten, konnte er immer
wieder aufschließen.
    Schaudig fuhr in ein
Wohnviertel. Hier standen Reihenhäuser — weiter draußen kleine Bungalows und
Einfamilienhäuser.
    »Die Kohlschefflerstraße ist
das aber nicht!«, keuchte Karl.
    »Wahrscheinlich hat der
Pfandleiher hier seine Privatwohnung. Ich wundere mich nur, dass Schaudig ohne
seinen Komplizen antritt. Vielleicht kommt der noch.«
    Der Wagen rollte jetzt durch
eine einsame Straße, in der nur wenige Laternen standen. Rechts und links sah
man Gärten und kleine Häuser hinter Hecken und Sträuchern. Hier und dort ein
Licht. Der Wind plünderte in den Bäumen. Blatt um Blatt wurde von den Ästen
gefegt.
    Schaudig hielt. Er war
reichlich 200 Meter vor ihnen, schaltete die Scheinwerfer aus und ließ den
Wagen unter einer Laterne zurück.
    Sie sahen, wie er abschloss,
den Kragen seines Trenchcoats hochstellte und weiterging.
    »Höchst verdächtig«, sagte
Tarzan.
    Schaudig ging noch
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