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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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Pfandleiher«, staunte
Karl. »Der passt in die Gegend. Aber was hat Schaudig mit ihm vor?«
    »Schaudig und sein Komplize
haben was vor! Es sind mindestens zwei, Karl. Es müssen zwei beim Kidnapping
gewesen sein. Denn dass Schaudig das Baby samt Tragetasche im Taxi zum
Vogelsang-Park gebracht hat, ist unmöglich. Regina scheidet aus. Sie ist nicht
Komplizin, sondern Opfer, wie wir jetzt wissen. Also hat Schaudigs Mittäter den
Transport zum Vogelsang-Park unternommen — vermutlich derselbe Typ, der vorhin
den Raubüberfall versuchte. Es läuft jetzt darauf hinaus, Karl, dass wir
Schaudig beschatten. Dann kennen wir bald auch den andern. Nach den zwei
Pleiten werden sie möglichst rasch die dritte Sache angehen. Davon bin ich
überzeugt.«
    »Meinst du?«
    »Weil sie erstens«, nickte Tarzan,
»1,2 Millionen Mark nicht bekommen haben, aber sicherlich Geld brauchen. Und
weil sie zweitens ihr Selbstvertrauen wiederherstellen müssen.«
    »Nach zwei Misserfolgen«,
lachte Karl, »sind sie bestimmt nicht in Hochstimmung. Du kannst Recht haben.
Dann stehen uns also bewegte Abende bevor.«
    »Wie gut, dass deine Mutter mit
den Hühnern ins Bett geht.«
    Bewegte Abende? Für drei Nächte
durfte Tarzan im Viersteinschen Gästezimmer schlafen. Das hatte Karls Mutter
mit der Internatsleitung vereinbart. Dort sah man es gern, wenn zwischen
internen und externen Schülern so enger Kontakt bestand. Freilich: Bei den
TKKG-Freunden brauchte man da nicht nachzuhelfen.
    Im Gästezimmer der alten Villa
fühlte Tarzan sich wie in Abrahams Schoß — und fast wie ein externer Schüler.
    So auch am nächsten Morgen, als
die beiden nach einem tollen Frühstück zur Schule radelten und unterwegs auf
Gaby stießen. Klar, dass sie ihr sofort die Ereignisse vom letzten Abend
berichteten.
    Sie staunte und meinte, deshalb
also hätte sie in dieser Nacht so schlecht geträumt: von gefährlichen
Wegelagerern, Einbrechern und einem geheimnisvollen Boss im Hintergrund...
     
    *
     
    Gegen zehn Uhr vormittags
betrat Schaudig die Kneipe. Er war bleich und nicht ausgeschlafen und trug
einen — für seine Verhältnisse — ungemein schäbigen Anzug.
    Der Boss saß an einem Tisch in
der Ecke, trank Kognak zum Kaffee und lutschte an einer dicken Zigarre. Auch er
sah nicht aus, als käme er eben von einem Urlaub am Sonnenstrand zurück.
    »Hallo!« Schaudig setzte sich
zu ihm.
    »Hast du schon mit der Hübner
telefoniert?«
    »Noch nicht. Mache ich später.«
    »Hättest gleich anrufen
sollen.«
    »Wieso?«
    »Mann! Sie wollte dir 200 000
Mark bringen und ist nicht erschienen. Schließlich weißt du von nichts. Aber
ein bisschen Besorgnis wäre Balsam für sie.«
    »Hm. Vielleicht hast du Recht.«
    »Ruf sie an. Was soll ich dir
inzwischen bestellen?«
    »Mokka. Und Wiener Würstchen
mit Kartoffelsalat.«
    Schaudig stand auf.
    Das Telefon war an der Theke,
wo eine geschäftstüchtige Blondine die Lieferung eines Brauerei-Fahrers
quittierte.
    Er sagte: »Danke, Frau
Kaluschke.«
    Und die Wirtin sah Schaudig
fragend an.
    »Ich möchte telefonieren«,
sagte er.
    Sie schob ihm den Apparat hin.
»Ortsgespräch?«
    Er nickte und sie klinkte eine
Amtsleitung ein.
    Er wählte die Nummer der
Bankfiliale und verlangte Fräulein Hübner.
    Als sie sich meldete, klang
ihre Stimme wie eine kaum überstandene Lungenentzündung.
    »Ich bin’s, Regina. Hab mir
schon Sorgen gemacht. Aber dich hat das Unwetter abgehalten, wie? Hättest mich
aber verständigen können. Auch Ottokar hat bis Mitternacht gewartet.«
    »Nicht das Wetter war schuld«,
erwiderte sie hölzern. »Ich bin überfallen worden.«
    »Wie bitte?« Er tat so
erschrocken, dass sogar die Wirtin aufblickte.
    »Ja, Max. Es war schrecklich.
Nie wieder verlasse ich im Dunkeln das Haus. Ein Verbrecher ist über mich
hergefallen. Bestimmt wollte er meinen Wagen, denn von den... äh... du weißt
schon, konnte er ja nichts wissen. Aber er hätte mir natürlich auch die
Handtasche geraubt. Deshalb, Max, habe ich alles zurückgelegt. Und ich mache
das auch nicht wieder. Nie wieder!«
    »Ist richtig!«, murmelte er,
scheinbar entsetzt. »Wie hast du den Räuber abgeschüttelt?«
    »Dass ich gerettet wurde, ist
reiner Zufall. Peter Carsten — der Junge, den du kennen gelernt hast bei mir —
kam mir zu Hilfe. Er wollte seinen Freund Karl Vierstein besuchen, der hier in
der Nachbarschaft wohnt. Peter war im richtigen Moment da. Eine...
schicksalhafte Fügung, Max.
    Sonst...«, ihre Stimme zitterte
und das war nicht
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