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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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ich«,
schrie der Boss. »Aber der verdammte Bengel hat mich fast umgebracht.«
    Er erzählte mit heiserer, vor
Wut zitternder Stimme.
    Und dann fügte er hinzu: »Es
gibt keinen Zweifel, dass es dieser Peter Carsten war. Ich habe ihn erkannt.
Und ich kann von Glück sagen, dass ihn die dumme Pute mit ihrem Tränengas matt
gesetzt hat. Ich hörte es, als ich schon weit weg war und mich im Park
versteckte. Um kein Geld der Welt hätte ich den Überfall nochmal probiert.«
    »Verstehe«, sagte Schaudig. Ihm
war hundeelend.
    »Dann verstehst du hoffentlich
auch, dass sein Auftauchen kein Zufall war. Schaudig, der Bengel ist uns auf
den Fersen. Der hat irgendwas rausgekriegt.«
    »Ja«, murmelte Schaudig. »Ich
war auch schon geschockt, als ich ihn gestern bei der Hübner traf.«
    »Wie? Was ist?«

    Schaudig erzählte.
    Der Boss jaulte auf. »Und das
sagst du jetzt! Für einen Zufall hast du das gehalten?«
    Schaudig schwieg.
    »Der Boden unter unseren
Füßen«, sagte der Boss mit plötzlich ruhiger Stimme, »wird heiß. Wir müssen
verduften. Und zwar bald. Aber nichts hat geklappt — bis jetzt. Das mit dem
Lösegeld ist in die Hose gegangen. Und heute sind uns die 200 000 entwischt.
Das alles verdanken wir diesem Hundskrüppel! Diesem Bengel. Dafür, Schaudig,
muss er büßen. Aber vor allem brauchen wir Geld. Viel Geld. Deshalb, Schaudig,
steigt morgen unser Unternehmen chinesische Vase.«
    »Morgen schon?«
    »Wann denn sonst?«, brüllte der
Boss.
    »Hast Recht«, sagte Schaudig.
     
    *
     
    Allmählich beruhigte sich
Regina Hübner. Sie war totenbleich und die Enttäuschung über ihren so genannten
Verlobten setzte ihr schwer zu — aber sie zitterte nicht mehr und auch die
Tränen waren versiegt.
    Tarzan impfte ihr ein, wie sie
sich zu verhalten hatte, sobald Schaudig sich meldete.
    »Keinen Argwohn, keinen
Verdacht! Sie tun ganz harmlos, wenn Schaudig kommt. Sie erzählen von dem
Überfall wie es wirklich war. Und dass Sie jetzt die Nase voll haben. Sie
werden kein Geld mehr heimlich aus der Bank leihen. Für Sie ist das endgültig
vorbei. An Schaudigs Reaktion können Sie dann gleich ermessen, worum es ihm
ging. Klar?«
    Sie nickte. Dreimal schon hatte
sie sich überschwänglich für die Rettung und für das Verständnis bedankt.
    Bevor sie zum vierten Mal dazu
ansetzte, verabschiedeten sich die Jungs.
    Draußen goss es wie aus Kübeln
und die Nacht war schwarz.
    »Ich fahre jetzt zu Schaudig«,
sagte Tarzan entschlossen. »Ich will sehen, ob sein Komplize dort ist.
Vielleicht gibt’s auch eine Möglichkeit, ohne Gewaltanwendung in die Bruchbude
einzudringen. Korrekt ist das zwar nicht. Aber der Zweck heiligt die Mittel.
Ich will ja nichts stehlen, sondern nach Beweisen suchen.«
    »Ich komme mit«, erklärte Karl.
    »Was sagen wir deiner Mutter?«
    »Wenn wir noch eine halbe
Stunde warten, brauchen wir ihr gar nichts zu sagen. Dann liegt sie im Bett und
schläft. Sonst bleibt sie zwar länger auf — meinem Vater zuliebe. Aber immer
wenn er verreist ist, wie jetzt, schläft sie schon vor dem Fernseher ein.«
    »Kein Wunder bei dem Programm.«
    In der großen Villa, wo man
sich verlaufen konnte, hatte Frau Vierstein die beiden noch gar nicht vermisst.
    Sie hängten ihre Pelerinen in
den hinteren Flur und saßen dann mit harmlosen Gesichtern in Karls Zimmer, über
ein Schachbrett gebeugt — als Frau Vierstein gegen halb elf Gute Nacht sagte.
    Eine Viertelstunde später
verließen sie das Haus.
    Der Regen hielt an. Wind
peitschte durch die Straßen. Nur Taxis und Busse waren unterwegs — aber auch
die nicht in Mengen.
    Um sich nicht schon wieder
unfreiwillig die Haare zu waschen, trug Karl seine verbeulte Jeans-Mütze. Für
Tarzan hatte er einen filzigen Speckdeckel aufgetrieben — einen unmöglichen
Hut, Modell »Räuberhauptmann«, den Professor Vierstein manchmal bei der
Gartenarbeit trug.
    »Ich spüre richtig«, sagte Tarzan
lachend bei der Anprobe, »welches erlauchte Gehirn von ihm schon behütet wurde.
Hoffentlich überträgt sich was auf meine grauen Zellen.«
    Nach ungemütlicher Fahrt
erreichten sie das Slum-Viertel. Auch Schaudigs Straße war leer, sein Schuppen
dunkel. Sein Wagen war nicht zu sehen — und auch kein anderer.
    Im Schutz der Nacht schoben die
Jungs ihre Räder auf den Hof. Hinter einem Bretterstapel konnten sie vor
Entdeckung sicher sein — jedenfalls solange es dunkel blieb.
    »Willst du wirklich
einsteigen?« Von Karls Gummi-Pelerine floss der Regen ab.
    Tarzan schob sich den
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