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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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Räuberhut
aus der Stirn.
    »Klar. Aber nur, wenn diese
Prachtvilla irgendwo offen ist.«
    Sie probierten Eingangs- und
Hintertür. Natürlich waren beide verschlossen, die Fenster ebenfalls.
    Tarzan kniete sich auf das
Gitter über dem Schacht eines Kellerfenster, das an der Rückseite lag. Für eine
Sekunde ließ er Karls Taschenlampe, die sie nicht vergessen hatten,
aufleuchten.
    »Dachte ich’s mir doch«, sagte
er leise. »Kellerfenster lässt man zu gern offen. Wegen der Durchlüftung. Damit
die Räume nicht muffig werden.«
    Sie hoben das Gitter heraus und
lehnten es an die Wand. Tarzan stieg hinunter und wandt sich durch das flache
Fenster in den Kellerraum — nachdem er sich mit der Taschenlampe vergewissert
hatte, dass dort keine Bärenfalle aufgestellt war.
    Karl folgte.
    Der Raum war leer bis auf alte
Holzgestelle. Der Heizungskeller nebenan roch penetrant nach Öl. Es gab noch
einen Vorratsraum mit Bierkästen und Weinflaschen — aber nichts Aufregendes.
    Leise — man konnte ja nicht
wissen, ob Schaudig einen schon schlafenden Logiergast hatte — stiegen sie die
Treppe hinauf: In ihren regennassen Umhängen, Tarzan mit seiner Furcht
einflößenden »Warmluftglocke« auf dem Kopf.
    An der Kellertür horchten sie.
    »Pst!« Karls Herz hämmerte. »Da
hat was geknackt«, hauchte er.
    »Das war nur ein Holzwurm. Er
hat sich im Schlaf umgedreht.«
    Doch sie blieben vorsichtig,
was für ungebetene Eindringlinge immer oberstes Gebot ist. Gefahr bestand im
Moment nicht. Das Haus war leer.
    Sie schlossen sämtliche
Vorhänge an den Fenstern und machten Licht. Das konnte nur riskant werden, wenn
Schaudig zurückkam. Aber der hatte bis zwei Uhr früh Dienst in der Spielbank,
wie sie von Regina wussten, und vor halb drei war nicht mit ihm zu rechnen.
    »Wonach suchst du eigentlich?«,
fragte Karl.
    Er fühlte sich unbehaglich,
äugte dauernd zur Tür und schien startbereit, um sofort in den Keller zu
flitzen.
    Tarzan hob die Achseln.
    »Weiß ich selber noch nicht.
Aber bei einem Mistkerl wie dem liegen doch nicht nur Gebetbücher rum.«
    Sie begannen mit der Küche, wo
sie eine Trinkflasche für Babys entdeckten. Mit Schnuller. Sie war benutzt
worden und noch nicht gewaschen.
    »Das wäre ein Beweis für das
Kidnapping«, meinte Tarzan. »Aber mir genügt das nicht.«
    »Du meinst, Schaudig würde
behaupten, er selbst trinke seine Milch immer aus der Babyflasche. Weil er als
Säugling zu kurz gekommen ist.«
    »Für die Idee wäre dir sein
Rechtsanwalt dankbar.«
    Sie sahen ins Bad. Die Wanne
war schmutzig!
    Das Schlafzimmer war lieblos
eingerichtet, das Bett ungemacht. Allerdings hingen acht schicke Anzüge im
Schrank. Und in den Wäschefächern stapelten sich mindestens 30 Seidenhemden.
Auch bei Krawatten und Taschentüchern bevorzugte Schaudig reine Seide.
    Fündig wurden sie endlich im
Wohnraum, als sie — ohne Unordnung zu machen — den Schreibtisch durchsuchten.
    Auf der ersten Seite eines
Notizbuches stand — fett unterstrichen: Josef Reichert, Kohlschefflerstraße
23 — chinesische Vase!!!
    Auf Seite 2 stand: E. — Bismarckstraße.
    Aber das war mit wütenden
Wellenlinien durchgestrichen.
    Auf Seite 3 schließlich stand: Regina
Hübner — 15 000/ 200 000!!!
    »Mein Rotkehlchen pfeift«,
sagte Tarzan. »Dieser Schwachkopf hat tatsächlich alle Vorhaben notiert. E. —
das heißt Eichberg. Und das ist in die Hose gegangen. Deshalb das Gekritzel.
Das Unternehmen Bankfrau konnte er noch nicht ausstreichen. Das ist noch zu
neu. Aber, Karl, da scheint noch was im Busch zu sein. Reichert! Sicherlich ein
Kunsthändler, dem er China-Porzellan klauen will.«

    »Kohlschefflerstraße ist
eigentlich keine Gegend für Kunsthändler. Trödelläden sind dort, Second-Hand-( Zweite Hand — Gebrauchtwaren) Geschäfte und Antiquitätenhöhlen, wo du
ein Telefon aus dem 12. Jahrhundert kaufen kannst oder den Feldstecher, mit dem
Kaiser Nero die Stadt Rom betrachtete, nachdem er sie angezündet hatte.«
    Tarzan lachte. »Wir werden
rauskriegen, wer Reichert ist.«
    Sie fanden nichts mehr von
Bedeutung, achteten sorgfältig darauf, dass sie keine Spur hinterließen und
traten den Rückzug an.
    Durch menschenleere Straßen
radelten sie zur Lindenhof-Allee zurück. Der Regen hatte nachgelassen. Als sie
bei Viersteins ankamen, brach die schwarze Wolkendecke auf. Geisterhaft bleich
sah der Vollmond hervor.
    Leise schlichen sie durch das
Haus in Karls Zimmer.
    Im Telefonbuch fanden sie Josef
Reichert.
    »Ein
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