Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Aufschluchzen stolperte sie vorwärts.
    Garsende blinzelte. Nein, sie irrte sich nicht. Er war es tatsächlich.
    Für einen Augenblick schien der Burggraf zur Salzsäule erstarrt, als er seine Gemahlin offenbar erkannte, die sich, dicht gefolgt von Garsende, auf ihn zukämpfte. Lothar hatte den Wegrand schon beinahe erreicht, als der Burggraf plötzlich mit schmalen Augen zu ihm herumfuhr. »Hundsfott! Ihr also wart es!«, brüllte er, stürzte auf ihn zu und schmetterte ihm seine Faust ins Gesicht.
    Offenbar hatte Lothar im letzten Augenblick noch versucht auszuweichen. Der Schlag warf ihn nicht zu Boden, doch er taumelte zurück und riss die Arme hoch. Der Burggraf setzte nach.
    Zugleich mit Matthäa schrie Garsende auf. Aus dem Augenwinkel sah sie die Männer des Burggrafen aus dem Sattel springen.
    Lothar duckte sich wie zum Sprung, während Garsende panisch rufend: »Nein! Nicht! Wartet!« an Matthäa vorbeistolperte und der Burggraf erneut ausholte. Sein Faustschlag traf Lothars gekreuzte Arme. Garsende hörte ihn ächzen und Matthäa hinter sich schreien. »Lasst ab! Hört auf damit!«
    Endlich schien das Rufen und Schreien zu Bandolf durchzudringen. Mit noch immer geballten Fäusten sprang er zur Seite, Lothar desgleichen. »Bleibt zurück!«, rief der Burggraf seinen Männern zu, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen.

    Matthäa war noch ein gutes Stück hinter ihr, als Garsende auf dem Weg zum Stehen kam. »Ich schwöre Euch, Burggraf, er war es nicht«, japste sie atemlos. »Er war es nicht.«
    Zu ihrer Erleichterung ließ der Burggraf langsam die Fäuste sinken, warf Lothar noch einen finsteren Blick zu, dann drehte er sich zu Matthäa um, die just auf ihn zustolperte.
    Ein zutiefst erleichtertes Lächeln erhellte seine Züge, und er breitete die Arme aus. »Seid Ihr wohl …«
    Heftig um Atem ringend, hatte sich Matthäa für einen Augenblick vornübergebeugt, nun hielt sie ihm ihre kleine Faust unter die Nase. »Was … zur Hölle … hat Euch … so lange aufgehalten?«, keuchte sie, offenkundig außer sich vor Zorn, während Tränen über ihre Wangen liefen. »Und was … bei allen Heiligen … ist das … für ein … Betragen? «
    Während der Burggraf wie vom Donner gerührt auf seine Gemahlin herabstarrte, rief Lothar drängend: »Dafür ist jetzt keine …« Weiter kam er nicht, schwenkte Matthäa doch ihre Faust in seine Richtung: »Und Ihr … was seid Ihr nur für ein … Mensch? … Habt mich dazumal … fast zur Witwe … gemacht und mich … heute zu Tode erschreckt … und …« Ihre Stimme brach. Weinend warf sie sich ihrem Gatten in die Arme.
    Zum dritten Mal an diesem Tag spürte Garsende ein hysterisches Lachen in sich aufsteigen, während Lothar verdutzt blinzelnd sein misshandeltes Kinn rieb und der Burggraf unbeholfen Matthäas Rücken tätschelte. Über den Kopf seiner Gemahlin hinweg starrte er Lothar an.
    »Was, zur Hölle, ist hier im – « – »Jeden Moment werden Raouls Scherg – «, begannen beide Männer zugleich, verstummten jedoch und hoben lauschend den Kopf.

    »Reiter«, sagte Bandolf, und Lothar rief: »Raouls Leute! Macht Eure Männer kampfbereit, Burggraf. Ich erkläre es Euch später!«
    Für einen Augenblick starrte der Burggraf ihn argwöhnisch an. Dann warf er den beiden Frauen einen raschen Blick zu und bellte schließlich einen Befehl über seine Schulter.
    »Schafft euch fort von hier«, wies er Garsende an. Seufzend gab er seine Gattin frei, die ihm noch einen raschen Kuss auf den wilden Bart hauchte, bevor sie Garsende zunickte, zum Zeichen, dass sie bereit sei.
    »Wir machen uns zur Köhlerei auf. Lothar von Kalborn wird Euch zeigen, wo«, sagte Garsende.
    Für einen Augenblick zögerte sie noch, Matthäa zu folgen, die vorangegangen und bereits auf gleicher Höhe mit den Männern ihres Gatten war, und hielt nach Lothar Ausschau. Sie fand ihn mitten unter den Reisigen. Als hätte er ihren Blick gespürt, hob er den Kopf und schenkte ihr ein Lächeln, das ihr das Herz abschnürte.
     
    Ohne ihrer beider Ängste um das auszusprechen, was in ihrem Rücken geschehen würde, hasteten Garsende und Matthäa voran. Bald hatten sie die Männer hinter sich gelassen. Doch als sie die Abzweigung zu ihrer Rechten vor sich sahen, hörten sie Kampflärm in der Ferne aufbranden, in den sich Matthäas Stöhnen mischte, die sich in einer neuen Wehe zusammenkrümmte.

KAPITEL 34
    E s hatte Augenblicke gegeben, in denen der Burggraf nicht geglaubt hätte, dass sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher