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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Hand nach ihm aus. »Lasst mich …«
    »Auch dafür ist keine Zeit. Raouls Männer können nicht weit hinter mir sein«, schnitt er ihr das Wort ab, doch als er ihren Blick auffing, seufzte er. »Die Wunde ist nicht tief. Bedauerlicherweise habe ich sie erst bemerkt, als ich schon den halben Weg hinter mir hatte. Und das Blut, so gering es auch sein mag, ergibt eine ausgezeichnete Spur. Ich schlug ein paar Haken im Unterholz, bevor ich sie verbunden habe. Aber das wird die Männer nicht lange täuschen.«
    »Wer ist Raoul?«, wollte Garsende wissen, als sie den Pfad erreicht hatten.

    »Raoul de Saint Rémy. Oder Le Grand Seigneur. Ganz wie du willst«, antwortete er. »Leider habe ich auch erst heute erfahren, wer der Mann ist, der hinter dieser Verschwörung steckt.«
    »Und was wollte Raoul de Wie-auch-immer von mir?«, keuchte Matthäa.
    »Gar nichts. Ich fürchte, Eure Anwesenheit in der Kapelle war Le Grand Seigneur so unwillkommen wie ein Furunkel am Hintern.«
    Als Matthäa einen empörten Laut ausstieß, lachte er leise auf. »Es war Ragnolds übereilter Entschluss, Euch entführen zu lassen und Euren Gatten damit in seine Schranken zu verweisen.« Nachdenklich fügte er hinzu, »Vermutlich hat aber Eure Gefangenschaft dem Burggrafen das Leben gerettet.«
    »Ist er in Gefahr?«, flüsterte Matthäa erschrocken.
    »Nun, offenkundig hat Euer Gatte in Sachsen Staub aufgewirbelt und seine Nase in Dinge gesteckt, die nicht ans Tageslicht kommen sollten.«
    »Geht es wirklich um die Heilige Lanze?«, wisperte Matthäa.
    Lothar nickte.
    »Vermutlich hätte Raoul Euren Gatten kurzerhand beseitigen lassen, wäre Ragnold ihm nicht mit Eurer Entführung zuvorgekommen. Le Grand Seigneur dachte sich wohl, er könnte sich seiner immer noch entledigen, falls sich der Burggraf davon nicht beeindruckt zeigen würde.«
    »Und jetzt?«
    »Nun, wie es scheint, war Euer Gatte schneller. Ragnold erhielt heute Morgen eine Botschaft von Raoul, dass alles fehlgeschlagen sei, König Heinrich sein Herrschaftssymbol zurückerhalten hätte und von dem geplanten Aufstand wüsste.«

    »Und was habt Ihr mit Ragnold und seinen Schergen zu schaffen?«, fragte Garsende scharf.
    Ein Lächeln huschte über Lothars Gesicht, und er warf ihr einen eigentümlichen Blick zu. »Warum so argwöhnisch, mein Herz?«
    »Das fragt Ihr allen Ernstes?«, fauchte Garsende. All der Kummer, den sie seinetwegen ausgestanden hatte, all der Zorn auf ihn und all die Qual der letzten Wochen schienen plötzlich in ihr aufzusteigen, hinter ihren Augen zu brennen und ihr die Kehle zuzuschnüren.
    »In der Scheune wolltet Ihr mich töten. Und da wundert Ihr Euch wirklich, dass ich mich frage, woher nun der Sinneswandel kommt?«
    Zu ihrem Erstaunen blieb er so abrupt stehen, dass Matthäa in seinem Arm schwankte.
    »Verdammnis, Weib! Was hattest du da überhaupt zu suchen? «, fuhr er sie zornig an. »Deine Wissbegier brachte mich in Teufels Küche und nahezu um den Verstand!«
    Noch ehe sie antworten konnte, fuhr er wütend fort: »Was glaubst du denn, was ich vorhatte? Hätte Ragnold nicht im letzten Augenblick beschlossen, dass eine Heilerin womöglich von Vorteil sei, um die Burggräfin ruhigzuhalten, hätte ich dich von dort fortschaffen und in ein Versteck bringen können. Wenn Ragnold geglaubt hätte, dass du tot bist, wärst du in Sicherheit gewesen.«
    »Das hättet Ihr mir sagen können, anstatt mir eine Todesangst einzujagen«, erwiderte sie scharf.
    »Hätte irgendeiner dieser Männer meine Täuschung je durchschaut, wäre es aus mit uns allen gewesen«, sagte er knapp.
    Garsende warf ihm einen raschen Blick zu. Welche Täuschung meinte er?
    Bilder blitzten in ihren Gedanken auf: Zorn in seinem
Gesicht, als der welsche Söldner sie niedergetreten hatte, Hunfrits schwelende Wut nach Lothars Aufenthalt in der Kapelle. Was hatte er zu dem feisten Söldner gesagt, bevor er ging?
    Muttergottes! Hatte er versucht, sie zu schützen? Offenbar. Aber da war noch mehr.
    »Nur einen … kurzen Augenblick«, japste Matthäa plötzlich. Mit hochroten Wangen und heftig um Luft ringend, blieb sie stehen.
    »Wir müssen weiter«, drängte Lothar, während er einen beunruhigten Blick auf den Pfad zurückwarf. »Es ist nicht mehr weit bis zur Abzweigung.«
    Matthäa keuchte. »Nur … bis ich wieder … zu Atem gekommen bin.«
    »Raouls Männer?«, fragte Garsende. Auch ihr Atem ging schwer. Für einige Zeit schien ihre Angst verdrängt gewesen zu sein, doch jetzt keimte sie
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