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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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müssen«, knurrte Bandolf ihn an.

    Dass ausgerechnet der Falke der Fürsten sein Weib gerettet haben sollte, war ein Gedanke, mit dem er sich noch nicht recht befreunden mochte.
    »Bedauerlicherweise war das nicht möglich.«
    »Da müsst Ihr mir schon mehr bieten als das. Wenn ich daran denke, dass Ihr an dieser Schandtat beteiligt gewesen sein, juckt es mich noch immer, Euch sämtliche Knochen zu brechen.«
    Lothar zuckte mit den Schultern. »Ihr könnt mir manches anlasten, Burggraf, doch an der Verschleppung Eures Weibes war ich nicht beteiligt. Als ich in Worms eintraf, war es schon längst geschehen. Das Einzige, was ich für Garsende und Eure Gattin tun konnte, war, weiteres Übel von ihnen fernzuhalten.«
    Mit halbem Ohr hatte Bandolf dem Geräusch einer schlagenden Tür von draußen nachgelauscht. Ein paar eilige Schritte waren zu hören, Garsendes Stimme, die etwas aus der Hütte zu rufen schien, dann wieder Schritte, und schließlich wurde die Tür offenbar wieder zugeschlagen. Schließlich seufzte der Burggraf, trank einen langen Schluck aus seinem Becher und wandte sich wieder Lothar zu:
    »Befriedigt meine Neugier, Falke. Ihr seid vogelfrei. Also, was, zum Teufel, macht Ihr hier?«
    Lothar warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er sich nachschenkte.
    »Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, Euch das zu erklären.«
    »Wie Ihr zweifellos bemerkt habt, habe ich just nichts Dringlicheres zu tun«, brummte der Burggraf.
    »Schön, wie Ihr wünscht«, meinte Lothar, während er seine Beine ausstreckte und sich mit dem Becher in der
Hand zurücklehnte. »Vor zwei, drei Jahren kamen Gerüchte auf, dass in Burgund etwas im Gange sei. Man munkelte, dass sich eine Gruppe burgundischer Adliger zusammengefunden hätten, die einen Aufstand gegen das fränkische Reich planten, mit dem Ziel, das eigenständige Königreich Burgund wiederherzustellen.« Lothar räusperte sich. »Und dabei fielen auch Namen.«
    »Lasst mich raten: Odo, Graf von Troyes, und Stephan, der Sohn des Grafen Tibault von Blois-Champagne«, warf Bandolf trocken ein.
    »Ihr seid gut unterrichtet, Burggraf.«
    Bandolf zuckte mit den Schultern. »Wie es der Zufall will, sind mir just diese Namen erst kürzlich in Sachsen untergekommen.«
    »Odo von Troyes und Stephan von Blois«, bestätigte Lothar mit einem Nicken. »Schon damals, als König Rudolf ohne Söhne starb, war der burgundische Adel der Ansicht, die Krone gebühre den Söhnen von König Rudolfs Schwester. Stattdessen fiel das Königreich Burgund jedoch dem fränkischen Reich zu, und die Aufstände dazumal wurden von Kaiser Konrad blutig niedergeschlagen. Die Stimmen, dass Burgund wieder ein eigenständisches Königreich werden sollte, mit einem burgundischen König, sind jedoch niemals ganz verstummt.«
    »Und sowohl Odo als auch Stephan dürfen sich die Ehre anrechnen, den verstorbenen König von Burgund ihren Urgroßonkel zu nennen«, warf Bandolf ungeduldig ein. »Das weiß ich. Wollt Ihr mir damit sagen, dass einer der beiden die Krone anstrebt?«
    Unter gesenkten Lidern warf Lothar ihm einen unergründlichen Blick zu. »Ich sagte doch, es bedürfe einer längeren Erklärung«, meinte er.
    Bandolf rollte mit den Augen. »Fahrt fort.«

    »Als vor zwei Jahren die Stimmen im burgundischen Adel offenbar wieder lauter wurden, schenkte man dem Gemunkel im Reich zunächst keine große Beachtung. Als man sich dann endlich doch entschloss, den Gerüchten nachzugehen, hatte sich die Lage dort wieder beruhigt. So zumindest schien es.«
    Nachdenklich kniff Bandolf die Augen zusammen. Was der Falke berichtete, deckte sich mit seinen eigenen Erkenntnissen. Um dem Anspruch auf die Krone von Burgund Nachdruck zu verleihen, hatten die Aufständischen beschlossen, die Heilige Lanze nach Burgund zurückzubringen, jenes machtvolle Kleinod, das einst einem König von Burgund gehört hatte. Doch der Diebstahl der Lanze war nicht gelungen. Wie er von Tidread wusste, war der Fehlschlag offenbar als schlechtes Omen angesehen worden, und so mancher Edelmann von Macht und Einfluss hatte sich daraufhin zurückgezogen. »Zu Anfang des Jahres nun wurden wieder Gerüchte dieser Art laut, und dieses Mal war man rascher entschlossen, Nachforschungen darüber anzustellen, was in Burgund vor sich ginge«, fuhr Lothar fort. »Herzog Rudolf von Schwaben, in dessen Händen, wie Ihr wisst, die Verwaltung von Burgund liegt, drängte darauf, jemanden nach Burgund zu
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