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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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schicken, der sich auf diese Dinge verstünde. Die Fürsten verfielen dabei auf mich.«
    »Dann darf ich wohl annehmen, dass die Fürsten um Anno von Köln ihren Falken nicht fallen ließen, als der König Lothar von Kalborn für vogelfrei erklärte?«, bemerkte Bandolf.
    »Ihr dürft annehmen, was immer Euch Freude macht, Burggraf«, erwiderte Lothar freundlich. »Die Acht war mir bei dieser Angelegenheit zweifelsohne von Nutzen. Ein Vogelfreier zu sein, hat unbestreitbar auch gewisse Vorteile. «

    ›Mit den Herzögen von Schwaben und Bayern, den Erzbischöfen von Köln und Mainz und wer weiß, wem noch im Rücken, ganz gewiss‹, dachte Bandolf, behielt den Gedanken aber für sich.
    Laut sagte er: »Ihr wollt damit sagen, die Aufständischen in Burgund nahmen Euch als Gleichgesinnten freudig an die Brust.«
    Lothar lächelte. »Nun, schließlich war ich berechtigt, einen Groll gegen ein Reich und einen König zu hegen, der mich des Reiches verwiesen hat. Es fiel mir nicht schwer, jene Edelleute aufzuspüren, die am unzufriedensten mit Herzog Rudolf von Schwaben als Regent über Burgund sind, und jene, die am meisten zu gewinnen hätten, gäbe es dort wieder einen König.« Bedächtig führte Lothar seinen Becher an die Lippen, setzte ihn jedoch wieder ab, ohne auch nur daran genippt zu haben. Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Ein wenig mehr Mühe bereitete es, in den inneren Kreis einzudringen und das Vertrauen des einflussreicheren Adels unter den Aufständischen zu gewinnen. «
    »Stephan von Blois und Odo, Graf von …«
    Bandolf unterbrach sich. Ein Aufschrei war gedämpft durch den Bretterverhau gedrungen. Angespannt lauschend hob er den Kopf. Als auch nach einer Weile keine Tür und keine Schritte zu hören waren, seufzte er und wandte sich wieder dem Falken zu, der ihn offenkundig erheitert beobachtete.
    »Was gibt es da zu grinsen?«, fuhr er ihn an.
    Lachend schüttelte Lothar den Kopf.
    »Dann wischt Euch dieses Grinsen aus dem Gesicht und fahrt fort!«
    Noch immer ein breites Lächeln auf den Lippen, nahm Lothar den Faden wieder auf. »Nachdem es mir gelungen
war, mehr über die Pläne der Aufständischen zu erfahren, war mir klar, dass es ein anderer Kopf als Stephans oder Odos sein musste, der ein solches Vorhaben ausgeheckt hatte.«
    »Warum?«, wollte Bandolf wissen.
    »Als ich in Burgund eintraf, war Stephan bereits auf dem Weg nach Sachsen. Doch was ich über ihn hörte, lässt mich vermuten, dass er nicht mit dem Herzen hinter diesem Vorhaben steht. Offenbar hat er sich den Männern nur angeschlossen, um seinem Vater zu trotzen. Tibault hat vor Jahren Stephans Mutter verstoßen, und sein Sohn scheint ihm deshalb noch immer zu grollen.«
    Bei der Erinnerung an den jungen Schnösel mit der rotzroten Nase kräuselte Bandolf die Lippen.
    »Was den Grafen von Troyes anbelangt, so ist er gewiss nicht dumm, aber eher ein Mann der Tat, jemand, der handelt und ausführt, was andere geplant haben«, führte Lothar weiter aus. »Als der Aufstand in Burgund vor zwei Jahren offenbar schon im Keim erstickt war, wandte sich Odo von Troyes dem Herzog der Normandie und dessen Plänen in England zu. Dass er dennoch ein wenig Silber nach Worms schicken ließ, war nichts anderes als eine Geste.« Spöttisch hob er die Brauen. »Eine Geste, zu der man ihn überreden musste.«
    Mit schmalen Augen beugte sich Bandolf vor. »Ihr habt ihn zu dieser Geste überredet? Warum?«
    Lothar zuckte mit den Schultern. »Ich musste rasch nach Worms. Und ich brauchte einen Grund, um hier zu sein«, sagte er. »Ich hatte erfahren, dass der Plan vorsah, das Reich von zwei Seiten anzugreifen, König Heinrich an zwei Fronten zugleich in Aufstände zu verstricken: in Burgund und in Sachsen. Wie es in Sachsen derzeit steht, brauche ich Euch nicht zu erläutern, Burggraf. Es bedurfte gewiss
keiner großen Überzeugungskraft, einen Gutteil sächsischer Edelleute von dem Plan zu überzeugen.«
    Der Burggraf nickte. Dann runzelte er die Stirn. »Warum Worms?«, wollte er wissen.
    »Mit der Einnahme von Worms und Speyer, der beiden Städte, die dem salischen Haus am nächsten stehen, beabsichtigte man das Ansehen des Königs zu untergraben«, erläuterte Lothar. Wieder führte er seinen Becher an die Lippen, und dieses Mal trank er auch einen langen Schluck, bevor er fortfuhr: »Schließlich erfuhr ich dann auch von dem Mann, der die Fäden zog und Anspruch auf die Krone von Burgund erhob. Er nannte sich Le Grand Seigneur. Was ich jedoch
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