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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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ging es Bandolf durch den Kopf, als Garsende laut verkündete: »Bandolf von Leyen, ich bringe Euch Eure Tochter.«
    Eine Tochter …
    »Ist das Kind gesund?«, fragte er matt und nahm das Bündel entgegen, noch ehe Garsende nickte.
    Als er in das hochrote, verschrumpelte Gesichtchen sah, das ihn mit fest zusammengekniffenen Augen anbrüllte, musste er trocken schlucken.

    Himmel, das war sein Fleisch und Blut?
    Unvermittelt brach das Geschrei ab. Das Kind schlug die Augen auf und sah ihn unverwandt an.
    Sie hat Augen wie meine, schoss es Bandolf durch den Kopf. Zögernd, dann immer breiter, lächelte er seine Tochter an.

KAPITEL 35
    D er Morgen zog mit schweren Wolken auf, als Garsende die Hütte verließ, in der die Burggräfin mit ihrem Kind auf der Bettstatt der Köhlersleute schlummerte, während ihr Gatte auf dem Boden eingenickt war.
    Zitternd vor Erschöpfung lehnte Garsende ihren Rücken gegen die Wand der Hütte und schloss die Augen.
    Ohne es bemerkt zu haben, war sie an der Wand herabgerutscht und kauerte im Halbdämmer auf dem Boden, als eine Hand auf ihrer Schulter sie aufschreckte.
    »Ich habe dir von dem Wein mitgebracht, den der Köhler für uns aufgetrieben hat«, sagte Lothar leise, während er neben ihr in die Hocke ging.
    Dankbar nahm Garsende den Becher entgegen.
    »Werdet Ihr nie müde?«, fragte sie schläfrig.
    »Ich musste ja kein Kind zur Welt bringen«, meinte er leichthin. Seine Stimme jedoch klang eigentümlich hart.
    Er wird gehen, fuhr es ihr durch den Kopf. Schlagartig war sie hellwach.
    Warum nur wollte ihr von den tausend Fragen, die sie ihm hatte stellen wollen, jetzt keine einzige einfallen?
    Nach einigen kleinen Schlucken hob Garsende den Kopf und sah ihn an. Seine Züge, die im Schatten lagen und von denen sie nur die Augen erkennen konnte, weckten eine Erinnerung. Ein bärtiges Gesicht, nass vom Regen.
    »Ihr seid das gewesen, der mir aufhalf, als ich vor dem Haus des Burggrafen gestolpert bin«, sagte sie erstaunt.

    Lothar nickte. »Ich dachte, du hättest mich im Regen nicht erkannt.«
    »Was hattet Ihr denn dort zu suchen?«
    Er hob den Kopf, und das dämmrige Licht, das auf sein Gesicht fiel, ließ die kantigen Züge weicher erscheinen. Aber sein Lächeln wirkte so foppend wie je.
    »Als ich in Worms eintraf und hörte, dass Ragnold die Burggräfin verschleppt hatte, dachte ich mir schon, dass du nicht an dich halten würdest. Ich befürchtete, du würdest in Dingen herumstochern, die dich womöglich in Gefahr brächten. Ich wollte wissen, was du tust, und stattete dem Haus des Burggrafen einen Besuch ab. Aber du bist nicht dort gewesen.«
    »Nein, ich war in der Schwertfegergasse und – « Garsende unterbrach sich und runzelte die Stirn. »Aber niemand von den Hauseigenen hat mir gesagt, dass Ihr dort gewesen seid!«
    Leise lachte er. »Nun, ich bin ja auch nicht durch die Pforte gekommen.«
    »Warum habt Ihr nicht mit mir gesprochen?«, wollte sie wissen.
    Sein Blick glitt an ihr vorbei. »Als ich dich zuletzt gesehen habe, hattest du just erfahren, wer ich bin. Der Ausdruck in deinen Augen hat mir sehr wohl verraten, was du dachtest und wofür du mich für fähig gehalten hast.« Als er sich ihr wieder zuwandte, zuckte er mit den Schultern. »Ich war mir nicht sicher, ob du mir zuhören, geschweige denn, ob du mir glauben würdest.«
    Hätte sie ihm geglaubt?
    »Ich dachte, es wäre klüger, dich im Ungewissen über das Geschehen zu lassen und stattdessen ein Auge auf dich zu haben«, fuhr er fort und fügte mit einem Lächeln hinzu: »Aber du bist schwerer zu hüten als ein Sack Hummeln.«

    ›Es hat mich nie danach verlangt, gehütet zu werden‹, lag es ihr auf der Zunge, doch sie sprach es nicht aus. Stattdessen meinte sie nur: »Es wäre besser gewesen, Ihr hättet es mir gesagt.«
    »Mag sein.«
    Für einen Moment schwiegen sie beide.
    Schließlich räusperte er sich. »Es tut mir leid, dass ich dich täuschen musste. Ich verstehe, dass du zornig bist.«
    Zornig? Herrje! Sie war viel mehr als das gewesen. Doch für den Augenblick schien ihr Zorn erschöpft zu sein.
    »Ihr habt mich getäuscht, seit Ihr mir zum ersten Mal begegnet seid. Und Ihr hieltet Eurer Schweigen all die Zeit aufrecht. Kam es Euch nie in den Sinn, mir zu sagen, wer Ihr seid?«, fragte sie.
    Jetzt lachte er. »Was hätte ich dir denn sagen sollen? Du bist Heilerin, und ich …«
    Thierrys Körper, der zu Boden sank … ein Apfel, der in zwei Hälften fiel … die im Tod erstarrten Augen des
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