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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Söldners. All das huschte in Blitzesschnelle durch ihren Kopf.
    Sie war Heilerin, und er …
    »Was für eine Heilerin ist das, die ums Haar vier Leben einem qualvollen Tod überantwortet hätte?«, stieß Garsende plötzlich bitter hervor. »Wenn diese Männer nicht durch Euer Handwerk umgekommen wären, dann ganz gewiss durch meines.«
    »Das war etwas gänzlich anderes«, behauptete er.
    Abrupt stand er auf und streckte ihr die Hand entgegen. Ohne die ausgestreckte Hand zu beachten, erhob sich Garsende, doch als Lothar den Arm um ihre Schulter legte, ließ sie es geschehen. Eine Weile lauschte sie nur seinem rhythmischen Herzschlag, den sie durch den rauen Stoff seiner Tunika spüren konnte.

    »Ihr seid noch immer vogelfrei«, unterbrach sie schließlich ihr Schweigen. »Lässt Euch der Burggraf gehen?«
    Erheitert lachte er auf. »Wo denkst du hin? Er teilte mir mit, dass er die Stadtwache auf mich hetzen würde, sobald er nach Worms zurückgekehrt sei.«
    »Das glaube ich nicht«, entfuhr es ihr.
    »Ich fragte ihn natürlich, ob er ernstlich erwarte, dass ich ein Mann von Ehre sei und hier auf seine Männer warten würde.«
    »Und was meinte er?«
    »Er sagte, er erwarte, dass ich kein Narr sei.«
    Fragen, wohin er ginge und was er tun würde, drängten auf ihre Lippen, doch sie hielt sie zurück. Das hatte sie ihn nie gefragt, und sie würde gewiss auch jetzt nicht damit anfangen.
    »Ich dachte nie daran …«, sagte er plötzlich. »Ich wusste nicht … Es war nicht vorgesehen.«
    Was, in aller Welt, meinte er? »Was war nicht vorgesehen? «
    »Ich war darauf nicht vorbereitet, als ich dir begegnet bin.«
    Verständnislos runzelte Garsende die Stirn. »Worauf wart Ihr nicht vorbereitet?«
    Mit einem leisen Stöhnen rollte Lothar die Augen. »Verdammt, Garsende, du warst schließlich nicht das erste Weib, das meinen Weg gekreuzt hat.«
    Jetzt spürte sie doch, wie der Zorn sich wieder in ihr regte. »Haltet Ihr mich für eine Närrin?«, fuhr sie ihn an. »Das hatte ich auch nicht geglaubt. Ich werde wohl auch kaum die Letzte auf Eurem Lager gewesen sein.«
    »Mag sein.« Rasch beugte er sich vor, und sein eindringlicher Blick war ihr schmerzhaft nah. »Aber die Einzige, die ich je mein Eigen nennen wollte. Und eben darauf
war ich nicht vorbereitet gewesen, als ich dir begegnet bin.«
    Langsam und so vorsichtig, als sei die Luft zerbrechlich, holte Garsende Atem. Da war kein Zweifel. Sie glaubte ihm. Und das war bittersüß.
    Es war nicht möglich. Und wenn die Hölle zufror, würde es immer noch nicht möglich sein.
    Garsende räusperte sich. »Vielleicht, eines Tages …« Himmel, was redete sie denn da?
    »Nein!«, unterbrach er sie heftig. »Du hattest recht, als du mir die Tür gewiesen hast.« Seine Stimme klang rau. »Jedes Mal, wenn ich dir nicht fernbleiben konnte, habe ich dich in Gefahr gebracht. Damit muss Schluss sein! Mein Handwerk ist nichts für dich.«
    Sie würde ihn nicht wiedersehen. Es war besser so. Das hatte sie doch gewollt. Aber – Muttergottes! – sie hätte nie gedacht, dass es erneut so schmerzhaft wäre.
    Als Garsende seine Lippen auf ihrem Mund spürte, schloss sie die Augen. Sie öffnete sie erst wieder, als Lothar ein Stück von ihr abrückte. Eindringlich sah er sie an, als wolle er noch etwas sagen. Doch dann biss er sich auf die Lippe, das spöttische Lächeln schlich sich in seine Mundwinkel, und ihr schien es, als lächle er über sich selbst.
    Schließlich drehte er sich wortlos um.
    Am Waldrand blieb er noch einmal stehen und rief ihr über seine Schulter zu: »Hab gut Acht auf dich! Du bist mein Herz und meine Leber.«
    Die Glieder schwer wie Blei, sah Garsende ihm nach, bis das Dämmerlicht und der Wald seine hochgewachsene Gestalt verschluckt hatten.
    Und dann, als sie sich schon abgewandt hatte, um zur Hütte zurückzukehren, ging ihr plötzlich auf, was er ihr da zugerufen hatte.

    Ein erheitertes Lächeln glitt über ihr Gesicht, und schließlich schüttelte sie lachend den Kopf.
    All seiner einsichtigen Worte zum Trotz hatte er es auch dieses Mal nicht über sich gebracht, ihr »Lebewohl« zu sagen.

PERSONENVERZEICHNIS
    Aufgelistet sind die wichtigsten Personen, wobei historische Persönlichkeiten mit einem * gekennzeichnet sind.
     
    In Sachsen:
    Bandolf von Leyen, Burggraf von Worms, derzeit königlicher Vogt auf der Buchenburg in Sachsen
    Prosperius , Bandolfs Tunichtgut von Schreiber
    Herwald , Bandolfs wortkarger Marschalk
    Bruder Fridegist , Bandolfs
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