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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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mich jetzt nicht in meinem Dilemma«, erwiderte der Burggraf und wedelte ungeduldig mit der Hand. »Zum einen sind die Bauern verpflichtet, Hand- und Spanndienste beim Bau einer Burg zu leisten, was bedeutet, dass sie ihr eigen Feld und Vieh vernachlässigen müssen. Und zusätzlich haben sie zu den üblichen Abgaben auch für die Verpflegung der Burgherren, deren Gefolge und Burgmannschaften aufzukommen.« Mit einer Grimasse fügte er hinzu: »Noch dazu hält sich der König selbst derzeit häufiger als gewöhnlich in Sachsen auf, um den Bau seiner Burgen zu überwachen. Nun sind Städte wie Quedlinburg und Goslar aber dazu verpflichtet, ihn und seinen Tross zu unterhalten. Das geht wiederum
zulasten der sächsischen Bauern. Und um das Maß vollzumachen, bestellt König Heinrich, der den Sachsen nicht traut, nun auch noch Landesfremde als Verwalter seiner Burgen und Herren über Land und Leute. Königstreue aus dem Süden. Männer wie mich.« Bandolf seufzte. »All das nährt den Zorn der Sachsen, der vom Adel noch kräftig geschürt wird.«
    »Ich finde den Groll der sächsischen Bauern gegen den König nicht unverständlich«, bemerkte Garsende, als er schwieg.
    »Womöglich«, gab Bandolf zu. »Doch es müsste nicht so sein, gäbe der sächsische Adel dem König, was des Königs ist. Die Bauern sollten sich bei den widerborstigen, sächsischen Edlen über ihre missliche Lage beschweren, und nicht beim König, der nur einfordert, was ihm gehört.«
    »Dann seid Ihr überzeugt, dass König Heinrich im Recht ist?«
    »Gewiss. Wenn ich dir eine Hufe vererbe, dann gebe ich dir auch die Hörigen dazu, die das Gut bewirtschaften. Ansonsten ist dir das Land nur wenig von Nutzen. Und geht die Krone von einem König zum anderen, muss auch das Land gegeben werden, ansonsten kann das Reich nicht regiert werden.«
    Der Burggraf schälte sich hinter Garsendes Tisch hervor und streckte seine strammen Glieder. »Noch ist es in Sachsen nicht zu offenem Widerstand gegen den König gekommen. Aber wenn du mich fragst, ist das nur eine Frage der Zeit. Und ich will verdammt sein, wenn ich mein schwangeres Weib in ein solches Wespennest setze.«
    »Warum sprecht Ihr denn nicht mit Eurer Gattin, so wie Ihr mit mir gesprochen habt? Eure Vorbehalte würden ihr ganz gewiss einleuchten«, fragte die Heilerin. Auch sie hatte sich erhoben.

    »Und Matthäa in ihrem Zustand dergestalt beunruhigen? «
    »Wenn es in Sachsen zu Unruhen kommt, dann werden wir in Worms davon hören, so viel ist sicher.«
    »Sollte es dazu kommen, wird es früh genug sein, dass mein Weib sich ängstigt«, erklärte er. »Dir habe ich auch nur darum davon berichtet, damit du sie von dem unsinnigen Wunsch abbringst, mich begleiten zu wollen.«
    Garsendes Stirnrunzeln vertiefte sich. »Und wie dachtet Ihr Euch, soll ich das bewerkstelligen?«, erkundigte sie sich.
    »Sag ihr, eine solche Reise würde dem Kind in ihrem Leib schaden. Ich denke, das wird genügen.«
    »Bei allen Heiligen, Burggraf!«, rief sie empört. »Bildet Ihr Euch wirklich ein, das würde sie weniger beunruhigen? « Vehement schüttelte sie den Kopf. »Ich werde Eure Gemahlin gewiss nicht belügen!«
    »Es ist mir ganz gleich, wie du es anstellst«, erklärte er unnachgiebig, »Hauptsache, Matthäa bleibt in Worms und bringt unseren Sohn mit Gottes Hilfe in Sicherheit zur Welt.«
    Das selten gewordene Lächeln huschte über Garsendes Gesicht. »Wie kommt Ihr denn darauf, dass Eure Gemahlin einen Sohn gebären wird?«, erkundigte sie sich. »Womöglich bekommt Ihr ja eine kleine Tochter.«
    »Unsinn. Matthäas Leib ist fest und rund, und ihre Wangen sind rosig. Da wird es ein Knabe«, erklärte er im Brustton der Überzeugung.
    »Darauf würde ich mich nicht allzu sehr verlassen«, meinte die Heilerin, doch Bandolf winkte nur ab.
     
    Letzten Endes hatte Garsende nachgegeben. Wie sie es zuwege gebracht und was sie zu seinem Weib gesagt hatte,
wusste Bandolf nicht. Aber als er Worms Mitte Mai mit Herwald, seinem Marschalk, und Prosperius, seinem jungen Schreiber, verlassen hatte, schien Matthäa nicht unglücklich darüber zu sein, in der Stadt zu bleiben. Auf ihren Wunsch hatte die Heilerin sich bereit erklärt, während Bandolfs Abwesenheit in sein Haus zu ziehen, um ihr Gesellschaft zu leisten und da zu sein, wenn ihre Zeit kommen würde. Ein Umstand, der insgeheim zu seiner Beruhigung beitrug.
     
    »Für die Burgkapelle ist ein Anbau am Palas vorgesehen. Und daran werde ich mich halten.« Die
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