Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Autoren: Alfredo Colitto
Vom Netzwerk:
überstürzten Worte später bereuen würde, ahnte er bereits beim Sprechen.
    Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, klopfte jemand laut an die Tür, und eine Stimme rief barsch: »Öffnet im Namen der Heiligen Inquisition!«
    Gerardo sah Mondino erschrocken an; der junge Mann war wie gelähmt vor Aufregung und der bangen Frage, was der andere jetzt tun würde. Nun war der Augenblick gekommen, wo Mondino das eben gegebene Versprechen halten musste oder sich aus allen Schwierigkeiten befreien konnte.
     
    Während er den Mann auf der gegenüberliegenden Seite des Eichentisches ansah, der den Raum beinahe in der Mitte teilte, fühlte sich Remigio Sensi in eine ferne Zeit zurückversetzt, in der er noch nicht aus Aragon nach Bologna zurückgekehrt und noch kein angesehener Bankier war.
    Hugues de Narbonne hatte er in Tortosa kennen gelernt, anlässlich einer Begebenheit, an die er nur ungern zurückdachte.
    Damals wie heute zählten die Tempelritter zu seinen besten Kunden. Sie brauchten oft Geld für ein neues Pferd oder ein Geschenk für ihre Geliebte, und konnten natürlich für diese Art Schulden keinen Kreditbrief zu Lasten ihres Ordens zeichnen.
    Remigio berechnete ihnen einen ziemlich niedrigen Zinssatz, um sich nicht den Zorn des Erzbischofs von Tarragona zuzuziehen, denn im Grunde galt jeder zinspflichtige Kredit als Wucher. Da die Kirche jedoch wusste, dass sie die Tempelritter dringend brauchte, um Spaniens Süden von den Mauren
zu befreien, drückte sie bei den Geldverleihern immer ein Auge zu.
    Dennoch hatte Hugues de Narbonne seine Dienste nie in Anspruch nehmen müssen. Er war damals Kommandant von Akkon gewesen, verantwortlich für die Templerflotte und alle Waren, die sie transportierte, und hatte selbst nach dem Fall der Stadt im Jahr 1291 wichtige Aufgaben innerhalb des Ordens behalten. Er hatte reichlich Geld, und auch an Geliebten mangelte es ihm nicht, obwohl er Armut und Keuschheit gelobt hatte. Und was das Gebot des Gehorsams anbetraf, vermutete Remigio, dass der Franzose nur sich selbst gehorchte.
    An dem Tag, an dem Hugues de Narbonne ihn aufgesucht hatte, hatte er ihm bewiesen, dass er genau über ihn und seine Geschäfte Bescheid wusste, obwohl sie einander noch nie begegnet waren. Hugues hatte ohne Umstände gefordert, Remigio solle seine berufliche Diskretion verletzen, auf der seine Glaubwürdigkeit als Geldverleiher und -wechsler gründete, und ihm die Namen einiger seiner Kunden und die Höhe ihrer Schulden enthüllen. Selbstredend hatte Remigio sich geweigert, worauf der Ritter ohne zu zögern auf ihn losgegangen war und ihm die Lippe aufgeschlagen hatte. Danach hatte er dem Geldverleiher seelenruhig erklärt, dass er ihn noch diese, spätestens aber nächste Nacht von einem gedungenen Mörder töten lassen würde, wenn er sich weigerte zu reden. Daraufhin würde sein Büro von den Soldaten des Königs durchsucht, um seinen Tod aufzuklären und er, Hugues, fände dann schon einen Weg, den Soldaten bei ihrer Aufgabe zu helfen. So würde er also auf jeden Fall erfahren, was er wissen wollte, und es läge nur an ihm, Remigio, ob er sein Leben verlieren wolle.
    Daraufhin hatte Remigio seine Verzeichnisse geholt und sie ihm gezeigt.
    Hugues hatte die Informationen benutzt, um die unaufrichtigen Ritter zu überführen. Aufgrund der Beweise wurden
sie schwerer Verbrechen für schuldig befunden und aus dem Orden ausgeschlossen, weil man sie für unwürdig befand, ihm weiter zu dienen. Man hatte sie dann zu vielen Jahren als Rudersklaven auf spanischen Galeeren verurteilt.
    Vielleicht war dieses Urteil gerecht gewesen. Aber es konnte auch sein, dass Hugues sich einfach nur unbequemer Feinde hatte entledigen wollen. Natürlich erlebten Remigios Geschäfte aufgrund dieser Indiskretionen einen Niedergang, von dem er sich nicht mehr erholte. Der Geldverleiher entschloss sich daraufhin, in seine Heimat zurückzukehren und in Bologna eine Bank zu eröffnen.
    Inzwischen zählten vor allem die Scholaren des Studiums zu seinen Kunden; seine Beziehungen zu den Tempelrittern hatte er jedoch aufrechterhalten und weiterhin Geschäfte mit ihnen gemacht - selbst nachdem man den Orden öffentlich angeklagt hatte. Die Templer in Bologna, die sich der Verhaftung entzogen hatten, wandten sich an ihn, um Kredite zu erhalten oder um heimlich Land zu verkaufen, das die Kirche noch nicht beschlagnahmt hatte und empfahlen ihn auch Mitbrüdern in anderen Städten weiter.
    An jenem Abend - die Klappe zur Straßenseite
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher