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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Autoren: Alfredo Colitto
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mein Kind«, sagte er darauf hastig. »Außerdem sind wir beinahe fertig.«
    Fiamma wirkte überrascht. Ihre schwarzen Augen, die im Kontrast mit ihren blonden Haaren noch dunkler wirkten, wandten sich in einer Mischung aus Neugier und Misstrauen ihrem Gast zu. Remigio konnte die Erregung, die dieser unverhüllte Blick in Hugues de Narbonne ausgelöst hatte, beinahe körperlich spüren. In diesem Moment brach seine Abneigung gegen den Franzosen, die sich in den Jahren von dessen Abwesenheit gemildert hatte, erneut durch.
    »Ich habe gesagt, du kannst dich zurückziehen«, fuhr Remigio Fiamma an.
    »Wie Ihr wünscht«, erwiderte sie gefügig, doch ihre Körperhaltung und ihre Blicke straften den Ton Lügen. Sie knickste kurz vor dem Besucher, wobei sie ihm einen Augenblick lang ihr Gesicht von vorn zeigte, und verließ den Raum. Die Tür zog sie lautlos hinter sich zu.
    »Ihr wart Witwer, als ich Euch kennen lernte«, sagte Hugues nachdenklich, sobald sie wieder allein waren. »Selbst wenn Ihr sofort danach wieder geheiratet hättet, könnte das Kind höchstens sechs oder sieben Jahre alt sein, wenn sie Eure Tochter wäre. Und ihr Körper wirkt nicht wie der eines kleinen Mädchens.«
    »Fiamma ist neunzehn Jahre alt und meine Adoptivtochter. Ich habe sie zunächst in meine Dienste genommen, als ich noch in Tortosa lebte, nachdem Ihr alles dafür getan habt, um mich zu ruinieren. Dann habe ich sie in mein Herz geschlossen und adoptiert. Aber ich wüsste nicht, was Euch dies anginge.«
    Hugues de Narbonne nahm wieder auf einem der drei mit purpurfarbenen Seidenkissen bedeckten Stühle Platz und legte
die Hände auf die Oberschenkel. Sein Blick wirkte so kalt und berechnend, dass das Herz des Bankiers schneller zu schlagen begann. Doch wie gut die Informationsquellen auch sein mochten, die dem Franzosen zur Verfügung standen, über Fiamma konnte er nichts wissen. Niemand wusste etwas über sie, nicht einmal Remigios Beichtvater. Es war das bestgehütete Geheimnis seines Lebens.
    »Wirklich schade, dass diese Narbe ihr Gesicht entstellt«, fuhr Hugues fort. »Aber ich glaube kaum, dass es Euch schwer fallen wird, einen Ehemann für sie zu finden. Ich kann mir vorstellen, dass viele junge Männer in Bologna gern mit einem angesehenen Bankier verwandt wären.«
    Remigio begriff nicht, was für ein Spiel sein Gegenüber spielte. Jedes seiner Worte schien eine versteckte Drohung zu enthalten. Doch was konnte er tun? In seiner jetzigen Lage hatte Hugues keine Möglichkeit, ihm zu schaden, trotzdem fürchtete er ihn. Ein irrationales Gefühl, das möglicherweise auf der ehrfurchtgebietenden Erscheinung dieses Mannes gründete, der so hochgewachsen und stark war, obwohl er die fünfzig bereits überschritten hatte. Gegen seinen Willen musste Remigio zugeben, dass Hugues de Narbonne der geborene Anführer war. Er musste nur etwas sagen, und schon verspürte sein Gesprächspartner den dringenden Wunsch, seinen Befehlen zu gehorchen und für diese Willfährigkeit Anerkennung in seinen hellen Augen zu lesen. Nicht einmal das begrenzte schulmäßige Latein, das er benutzte, wenn jemand nicht seine Muttersprache beherrschte, schmälerte diesen Eindruck von Autorität. Man konnte sich sehr leicht vorstellen, wie ein Heer von Tempelrittern seinen Befehlen auf dem Schlachtfeld bis in den Tod folgte.
    Vielleicht, sagte Remigio sich, sollte er sich doch anhören, was Hugues de Narbonne von ihm wollte.
    »Sagt mir, was Euch hierhergeführt hat, Messer Hugues«,
sagte Remigio immer noch zitternd und ohne Selbstvertrauen. »Dann werde ich eine Entscheidung treffen.«
     
    Als Mondino die Tür öffnete, sah er sich einem Dominikanermönch gegenüber, dem drei Häscher des Podestà folgten. Jeder von ihnen hielt eine Fackel in der Hand und stand damit in einer Lichtinsel auf der dunklen Straße. Als Mondino Uberto da Rimini erkannte, verwandelte sich seine Sorge beinahe in Angst. Der Inquisitor war bekannt für seine Erbarmungslosigkeit und die Zähigkeit, mit der er jeden verfolgte, der sich ihm in den Weg stellte. Seit er nach Bologna gekommen war, um dort den Prozess gegen die Tempelritter zu führen, hatten sich die Anklagen und Verurteilungen wegen Ketzerei vervielfacht. Bisher war Mondino ihm noch nicht persönlich begegnet, doch er hatte ihn mehrmals bei religiösen Feierlichkeiten aus der Ferne gesehen. Uberto da Rimini war ein schmächtiger Mann, einen ganzen Kopf kleiner als er, dünn und vollkommen kahl. Seine complexio , sein
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