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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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der Hexe in der Hand.
    »Was machst du da, Anastasia?«, fragte Penelope.
    Anastasia lächelte. »Ich passe bloß auf. Falls sie doch noch aufwacht.«
    »Du darfst das Messer aber nicht behalten«, sagte Penelope.
    »Warum nicht?«
    »Weil es vielleicht verhext ist oder so.«
    Anastasia überlegte einen Moment. »Vielleicht war es
früher ein gutes Messer, aber sie hatte es gestohlen und jetzt ist es wieder gut.«
    »Du weißt aber nicht, ob es wirklich so war«, antwortete Penelope.
    »Du weißt auch nicht, dass es nicht so war«, antwortete Anastasia.
    »Kannst du sie mal an den Beinen schieben?«, fragte Zeke.
    Penelope bückte sich und fasste die Hexe an den Beinen. Sie erschauderte. »Die ist eiskalt«, sagte sie.
    »Weiß ich«, sagte Zeke. »Ich denke, sie ist so gut wie tot. Sofern sie nicht immer so kalt ist. Anastasia, fass mal mit an!«
    »Ich würde lieber auf Nummer sicher gehen«, sagte Anastasia.
    Penelope warf ihr einen wütenden Blick zu. »Leg das Messer weg und fass an!«
    Es passte Anastasia zwar nicht, aber trotzdem gehorchte sie. Als sie dachte, die anderen würden nicht hinsehen, legte sie das Messer auf ein Bücherbord, dann bückte sie sich, um zu schieben.
    Sie hatten die Hexe bis zur Hüfte durchgeschoben, darum ließ Zeke jetzt los, stellte sich hinter die Mädchen und fasste sie an den Knöcheln.
    »Das ist das Merkwürdigste, was ich je getan habe«, stellte er fest. »Und das Merkwürdigste, was ich je erlebt
habe.« Er nahm alle Kraft zusammen und schob die Hexe wie eine Schubkarre voran. Die beiden Mädchen fielen hin und Zeke landete auf den Knien. Dann verlagerte er seinen Griff an ihre Füße und schob diese - schwer atmend - auch noch hinein. Als er fertig war, stand er auf, nahm das Messer vom Bücherbord und warf es in das Fach.
    »Manno!«, sagte Anastasia.
    Ein Stück weit entfernt hörten sie Sirenen.
    »Sie ist drin, Henrietta.« Zeke sah sich nach ihr um. »Können wir irgendwie verhindern, dass sie einfach wieder herauskommt? Was hast du denn da auf dem Arm?«
    Henrietta wandte sich ab und lief hinauf zu den Fächern. Einen Moment lang stand sie davor, betrachtete die Kompass-Schlösser und versuchte, sich ihre Position einzuprägen. Sie wollte sich diesen Ort merken. Dann stellte sie die Schlösser zurück und lief die Treppe wieder hinunter in Großvaters Zimmer.
    Anastasia war wütend. Penelope hockte auf dem Boden und streichelte ihrem Vater durchs Haar.
    »So, jetzt ist sie weg«, sagte Zeke. »Wer weiß, wohin.«
    Das Heulen der Sirenen kam näher.

SIEBZEHNTES KAPITEL
    D ie Ärzte in dem kleinen Provinzkrankenhaus hatten alle Hände voll zu tun. Zwei Ambulanzwagen lieferten vier Patienten ein, alle aus ein und demselben Haus. Francis H. Willis musste wegen einer Stichverletzung im Bauch behandelt werden, wegen einer schweren Gehirnerschütterung und einem drohenden Lungenkollaps. Dorothy S. Willis wurde wegen Blutvergiftung behandelt. Henry P. York hatte Verbrennungen im Kieferbereich, einen leichten Schädelbruch und - als Folge dessen - eine Gehirnerschütterung. Richard Hutchinson musste wegen eines komplizierten Bruchs des Handgelenks behandelt werden.
    Penelope, Henrietta und Anastasia Willis wurden einzeln befragt, ebenso Ezekiel Johnson. Sie erzählten alle dieselbe Geschichte, und der Kommissar, der sie vernahm, gab sie im Lauf der nächsten Wochen seinerseits mehrfach wieder.

    Frank Willis hatte ein Messer bei sich getragen und war am Kopf der Treppe gestürzt. Dabei hatte er seinen Neffen aus England, der zu Besuch war, mitgerissen. Er selbst verletzte sich dabei an seinem Messer. Der Junge aber brach sich zum Glück nur den Arm. Alle im Haus eilten zu Hilfe, so auch Dorothy, die gerade in einer Bratpfanne Schinken briet. Dorothy nahm die Bratpfanne mit, und als sie das Messer im Bauch ihres lieben Mannes sah, fiel sie in Ohnmacht. Henry, ebenfalls ein Neffe, versuchte, sie aufzufangen, bekam dabei aber nur das heiße Fett ab und - zu seinem Pech - die Türklinke an den Hinterkopf. Trotzdem war es für Dotty ein Glück, dass sie ohnmächtig geworden war - sonst wäre ihre Blutvergiftung nicht entdeckt worden.
     
    Frank wurde als Letzter aus dem kleinen Provinzkrankenhaus entlassen. Dotty holte ihn mit dem Truck ab und fuhr ihn vorsichtig über die Feldwege nach Henry in Kansas. Sie überquerten die Stadtgrenzen so vorsichtig, wie es mit dem Truck nur möglich war, und kamen auf ihrem Weg an der ausgebrannten Busstation und am alten Baseballfeld vorbei,
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