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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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der Nähe fühlte er sich ohnehin besser. Der lag zu seinen Füßen und schnarchte.
    Henry drehte sich auf die andere Seite, sodass er nicht mehr zur Wand sah, und reckte den Arm, um die Lampe auszuknipsen. Als er sie ausgemacht hatte, blinzelte er. Ein gelber Lichtstrahl fiel in sein Zimmer. Henry setzte sich auf und sah ins Postfach. Ein neuer Brief lag darin. Henry blickte kurz zur Tür, dann begann er, den Schlüssel zu suchen, der noch immer unter seinen Socken lag.
    Er öffnete das Fach und zog den Brief heraus. Dann bückte er sich und starrte eine Weile in den gelben Raum, in der Hoffnung, einen Blick auf die Hosenbeine zu erhaschen. Sie waren aber nicht zu sehen. Schließlich machte er die kleine Tür wieder zu und setzte sich auf. Er betrachtete seine Wand. Der Raggant spreizte im Schlaf einen Flügel und scharrte mit den Hufen über die Decke.
    »Ich stamme aus einem dieser Fächer«, erklärte Henry
dem Tier. »Aber das weißt du ohnehin, nicht wahr? Vielleicht weißt du ja auch, aus welchem?«
    Henry kniete sich hin und streckte seine Hand nach Badon Hill aus. Frank hatte zwar gesagt, es sollte Schluss sein mit den Fächern, aber er würde doch Verständnis dafür haben. Henry öffnete die Tür und setzte sich davor. Er wollte bloß die Luft einatmen und das Rauschen der Bäume hören.
    Aus der Dunkelheit kam etwas herausgeflattert und landete auf seinem Bett.
    Henry hob es auf.
    Es war noch ein Brief. Zusammengefaltet und mit dem Siegel des Grünen Mannes versehen. Zwei Briefe waren es jetzt also. Henry schloss das Fach und betrachtete die nebeneinander liegenden Umschläge. Sie sahen genau aus wie die ersten beiden.
    »Ich will das nicht mehr«, sagte er laut. »Ich bin fertig damit.«
    Den länglichen Umschlag öffnete er zuerst, und seine Augen hatten Mühe, die Handschrift zu entziffern.
    Sir,
    ich ergryfe diese Kyle, ûm die Ybergelûngnitzkeyt ûnserer Befehligûng zu verstampellenden. Eûrer Hænden gebeût Ehrenpreys, befreyheyteten sie das letzterdyngs bliebene Endorische Blut. Die olde Tochter des zweyten Gebieters hat wyderhaftetet
yhre Krafft vûn Geyst ûnd Wûchß. Wyr verinnerlichteren yhr Anverwysungen.
    Dankbratzigy ûnd Brudrigkeyt
    Darius,
    Erster ûnter den letztgeborenen Magici,
    Hexenhûnd von Byzanthamum
    Henry ließ den Brief fallen, als wenn er sich die Finger verbrannt hätte, und trat ihn vom Bett. Es war wieder ein ziemliches Kauderwelsch, aber dieses Mal verstand er es. Er hatte die Hexenhunde erlebt, oder zumindest in einem gespenstischen Albtraum gesehen, was sie taten. Er verzichtete auf ihre Dankbarkeit. Er verzichtete überhaupt auf alles von ihnen!
    Henry berührte das grüne Siegel auf dem anderen Brief. Es sprang auf und er faltete das Pergament auseinander. Die bekannte Schreibmaschinenschrift sah ihm entgegen.
     
    Verlautbarung des Zentralkomitees von Faeren zur Vorbeugung gegen Ungemach (Bezirk R.R.K.)
     
    Erstellt und autorisiert vom Vorsitzenden des Komitees nach den Ausführungsrichtlinien (B.F.X. vii)
     
    Zugestellt über den Inselberg der Sektion Badon (Bezirk A.P.)

    An die benachrichtigte Stelle:
     
    Das Komitee hat feststellen müssen, dass das Fiepende Kind (im Folgenden FK) dem Wiedererwachen und der möglichen Wiedereinsetzung alten Übels zugeholfen, es begünstigt und es ermöglicht hat, und dass es daher eine Gefahr darstellt für die Bewohner von Faeren, sich selbst und die Bildwirkerei der Wirklichkeit. FK soll von nun an für alle Faerens in allen Bezirken, Welten und auf allen Fährten als Feind, Gefahr und menschliches Ungemach betrachtet werden.
     
    Personenbeschreibungen sind ausgegeben und der Wechsel des Status dokumentiert worden. Das Komitee ordnet an, ja, es befiehlt, dass FK, wo und wann immer es angetroffen werden mag, gestoppt, festgehalten, verhaftet, verwundet oder vernichtet werden soll. Eine solche Behandlung, ausführbar durch jedweden Bewohner Faerens aus allen Bezirken, Fährten oder Welten soll als gerecht, notwendig und unumgänglich betrachtet werden.
     
    Ralph Radulf,
     
    Vorsitzender ZKFVU (Bezirk R.R.K)
     
    Erst. und genehm. nach GFR (per B.F.X.vii)
     
    Zugestellt über den Inselberg der Sektion Badon (Bezirk A.P.)

    Henry ließ sich auf sein Bett fallen und starrte auf das Poster an der Decke. Dann trat er gegen die Wand. Er hatte nicht darum gebeten! Er hatte keine Hexe befreien wollen! Er hatte in Wirklichkeit sogar sehr wenig mit dem Ganzen zu tun.
    Gut, er hatte den Putz von der Wand gekratzt und die Fächer
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