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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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worden.«
    »Das ist gemein!«, rief Henrietta aus. »Ich habe noch nie ein Haustier haben dürfen.«
    »Du hast doch Blake«, sagte Anastasia und sah unter den Tisch, wo der Kater schlief.
    »Blake?«, entgegnete Henrietta. »Blake ist doch bloß ein Kater!«
    Zeke begann zu lachen. Henrietta warf ihm einen wütenden Blick zu, aber er hörte nicht auf. Sie sagte nichts mehr.
    »Frank«, sagte Dotty. »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Stimmt«, sagte Frank. »Ich werden an diesem Wochenende die Fächer neu verputzen. Und wenn ich mitten in der Nacht Herumgehusche höre, geht es ab in die
Scheune. Und wenn jemand den Schlüssel zu Großvaters Zimmer findet, soll er ihn augenblicklich und ohne jegliches Murren bei der Mutter der Den abgeben.«
    »Und das bin ich«, sagte Dotty. Für den Fall, dass es jemand verwirrte.
     
    Als alle die leeren Teller von sich geschoben hatten, sagte Dotty den Mädchen, sie sollten den Tisch abräumen. Zeke stand ebenfalls auf, um zu helfen. Richard zog es vor zuzusehen und folgte Anastasia in die Küche. Sie zog den ganzen Weg über Grimassen. Frank erhob sich langsam, legte Henry den Arm um die Schulter und ging langsam mit ihm vor die Haustür. Der Raggant folgte ihnen stolz.
    Der Regen hatte aufgehört, aber die Welt war dennoch dunkel und feucht und der Wind war warm.
    Frank machte es sich in einem alten Korbsessel bequem und steckte einen Zahnstocher zwischen die Lippen. Henry setzte sich auf die oberste Treppenstufe und sah sich nach dem Ragganten um. Er hockte an der geöffneten Haustür, hatte die Nase zu den Wolken erhoben und spreizte die Flügel im sanften Wind.
    »Ist er gerade geflogen, Onkel Frank?«, fragte Henry. »Hast du es vielleicht gesehen?«
    »Geflogen ist er auf jeden Fall. Gesehen habe ich es allerdings nicht. Ragganten sind sehr stolz, vor allem,
wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Darum mögen sie es nicht, wenn man sie fliegen sieht. Keine Ahnung, warum. Vielleicht finden sie, dass es unwürdig aussieht.«
    Dieses merkwürdige Geschöpf war tatsächlich da! Henry hätte die Hand ausstrecken und es streicheln können. Aber er kam einfach nicht dahinter, was es mit dem Tier auf sich hatte. »Warum sollte denn jemand nach mir suchen?«, fragte er.
    »Na ja«, meinte Frank. »Weil du verloren gegangen bist.«
    Henry starrte ihn an. Frank nahm seinen Zahnstocher aus dem Mund und betrachtete die Spitze. »Henry, ich habe dir doch gesagt, dass Phil und Urs nicht deine richtigen Eltern sind.«
    »Ich weiß, ich bin adoptiert worden.«
    »Ja, schon«, sagte Frank. »Aber … nun ja … es war keine normale Adoption.«
    Henry wartete darauf, dass er fortfuhr.
    Frank sah ihn fest an. »Dein Großvater hat immer behauptet, du hättest vor der Tür gelegen. Aber er hat es mit der Wahrheit nie so genau genommen.«
    »Ich habe da etwas in Großvaters Notizbuch gelesen«, sagte Henry. »So in der Art, dass ich durch eine Pforte gekommen bin.«
    Frank lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

    »Denkst du, das könnte wahr sein?«, fragte Henry. »Glaubst du, ich stamme von einem anderen Ort?«
    »Meiner Erfahrung nach«, begann Frank langsam, »stammten die Dinge, die dein Großvater gefunden hat, in der Regel vom Dachboden.« Frank deutete mit seinem Zahnstocher auf den Ragganten. »Allzu viele Viecher dieser Art haben wir hier allerdings noch nicht gehabt.«
    Henry betrachtete das Tier. Es hielt noch immer seine stumpfe Nase in die Höhe. Die Augen hielt es aber geschlossen.
    Frank räusperte sich. »Henry, eigentlich hatten Dots und ich dich haben wollen. Aber die Adoption ist Phil und Urs zugesprochen worden. Es tat mir immer leid. Ich wünschte, ich hätte etwas daran ändern können.«
    Henry sah seinen Onkel an. Die Wolken zogen über sie hinweg. Dann sah er zum Ragganten. Der Wind roch wie in Badon Hill. »Ich stamme nicht von hier«, sagte er.
    »Du nicht und ich auch nicht«, antwortete Frank. »Aber wir sind nun hier zu Hause.«
    Schweigend saßen sie da und sahen zu, wie der Wind durch die Welt wehte. Und als der Wind erstarb und die Dunkelheit undurchdringlicher wurde, lauschten sie auf das Schnaufen des Ragganten und das Gelächter aus der Küche.

    In dieser Nacht lag Henry auf seinem Bett. Er befühlte seinen verletzten Kopf und das frische Pflaster an seinem Kiefer. Er betrachtete die 99 Pforten an seiner Wand und dachte an die 100. Pforte in Großvaters Zimmer.
    Er hatte sich vergewissert, dass das Bett vor dem schwarzen Fach stand. Aber mit dem Ragganten in
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