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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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freigelegt. Das war nicht von der Hand zu weisen. Aber auch das war im Grunde nicht seine Schuld. Er setzte sich auf.
    »Du bist schuld«, sagte er zu dem Ragganten und stieß ihn mit dem Zeh an. »Du musstest unbedingt da drinnen herumpoltern.«
    Die Haut des Ragganten zuckte, wie bei einem Pferd, das eine Fliege abschüttelt. Er setzte sich auf und sah Henry mit seinen dunklen Augen an. Dann gähnte er und kletterte auf Henrys Beine. Henry ließ sich wieder zurücksinken und der Raggant kletterte ihm auf die Brust und rollte sich zu einer schnaufenden Kugel zusammen.
    Henry lächelte. »Du bist schuld«, sagte er noch einmal. »Ich habe gar nichts gemacht. Ich bin nur schmückendes Beiwerk.«
     
    Im Stockwerk darunter schlug Dotty die Augen auf. »Frank?«
    Frank grunzte.

    Sie setzte sich auf und angelte nach ihrem Bademantel. »Henry York, wenn du das vorhast, was ich ahne - das solltest du lieber nicht tun!«
    Franks Hand zog sie wieder aufs Bett.
    »Er wird schon klarkommen«, sagte er.

EPILOG
    D er Kater war sehr dick. Er war daran gewöhnt, sich von den Abfällen und den Resten zu ernähren, die aus dem Küchenfenster geworfen wurden, und hier und da von einer ebenfalls überfressenen, faulen Ratte. Er war schwarz, mit einem weißen Gesichft und einem weißen Schwanz. Soweit er wusste, hatte er keinen Namen - aber dennoch rief ihn jemand. Dieser Jemand brauchte ihn. Dringend.
    Normalerweise spazierte er nicht in den Saal hinauf, wo der alte Mann saß. Der Saal mit den gähnenden Türen und dem Mond in den Fenstern. Die Türen sandten einen Schauer über seinen Rücken und ließen seine Pfoten erkalten. Aber nun lief er die Treppen hinauf. Sein Bauch unter ihm schwankte hin und her. Er lief an dem kalten Körper eines jungen Zauberers vorbei, der dort oben hingestreckt lag. Und dann an zwei anderen und zwischen ihnen der Körper eines Hundes.

    Als er den Thronsaal erreicht hatte, ließ ihn die Verlockung erbeben. Sie erfüllte seinen Geist und all seine Sinne. Und dort, unter einem der mit dicken Vorhängen drapierten Durchgänge und einem jungen Mann zugewandt, einem Laufburschen, der noch aufrecht stand, war eine Frau. Dem Kater erschien sie zugleich alt und jung, schwach und stark. Allwissend, aber seiner Kenntnis und seiner Sicht bedürftig. Er sprang der Frau in die Arme und augenblicklich war sie in seinem Inneren. Sein Geist verband sich mit ihrem und einen Moment später war sein Geist vollends verschwunden.
    »Wie heißt du?«, fragte die Frau den Mann.
    Der junge Mann blickte sie unverwandt an. »Monmouth«, antwortete er. »Und wie lautet Euer Name?«
    Die Frau lachte, erfüllte die steinerne Halle mit ihrem Echo. »Du bist noch nicht mal ein Zauberlehrling und stellst mir diese Frage? Ich habe mich gelabt am Leben deiner Meister, die erkaltet unter dir liegen, und du wagst es, meinen Namen zu erfragen?« Sie trat näher zu ihm.
    »Ich wage es«, antwortete er, ohne nur eine Spur zurückzuweichen.
    Sie kam noch näher und streichelte dabei den mächtigen Schädel des Katers. »Dann wecke deinen vertrottelten Meister Carnassus und sage ihm dies, sofern dein Mund die Worte hervorbringt: Nimiane, die gefürchtete
Königin von Endor, die Letzte in der Nachkommenschaft Niacs, dessen Stimme die Magie FitzFaerens zerstörte, der das Meer aufkochen ließ, um die Macht Amrams zu zerschmettern, und der in den Wäldern Merlinis zur Ruhe schickte, einst gebannt durch Mordechai, den Sohn Amrams, hat ihre Ketten abgeschüttelt, wie ihr Vater das Blut Adams abschüttelte. Und sie kommt, um zu sehen, ob sich ein alter Mann an die Gelübde erinnert, die er ablegte, als er jung war.
    Neue Beute wartet auf die Hexenhunde.«

cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House
     
    Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
     
    1. Auflage 2009
    © 2009 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München
    Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
© 2007 by N. D. Wilson
    Die englische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »100 Cupboards« bei Random House Children’s Books, New York
    Übersetzung: Dorothee Haentjes
    Umschlagabbildung: © 2008 by Jeff Nentrup
    Ku · Herstellung: WM
    eISBN : 978-3-641-02567-0
     
    www.cbj-verlag.de
    www.randomhouse.de
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