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Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)

Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)

Titel: Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)
Autoren: Erhard Dietl
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schnupperte neugierig an dem grünlich schimmernden Müll, schnappte sich ein Stück ranzigen Speck und kaute genüsslich daran. Ein paar Sekunden später kippte sie zur Seite und blieb regungslos liegen.
    Brausewein gähnte. »Sind Sie denn sicher, dass wir überhaupt an der richtigen Müllkippe sind?«
    »Hauptstadt von Deutschland mit sechs Buchstaben…«, murmelte Fritzi abwesend und kaute am Kugelschreiber.
    »Berlin!«, sagte Brausewein.
    »Raubtier mit sieben Buchstaben und der erste ist ein L…«, fragte Fritzi nach einer Weile. Aber es kam keine Antwort mehr. Der Professor war über seiner Zeitung eingenickt.
    Fritzi legte das Kreuzworträtsel zur Seite. Draußen war der Mond hinter den Wolken hervorgekrochen und warf sein Licht auf die lange Müllspur, die hinüber zur Müllkippe führte. Das Schlafpulver leuchtete neongrün.
    Fritzi angelte sich die kratzige Decke, die hinter dem Sitz lag, und deckte sich notdürftig damit zu. Sie fröstelte zwar, kurbelte aber trotzdem die Fensterscheibe ein Stückchen nach unten, denn die Luft im Auto wurde langsam stickig.
    Draußen war es inzwischen völlig windstill. Die dunklen Fichten standen wie riesige schwarze Wächter auf dem Hügel. Irgendwo hörte man ein paar Frösche quaken und in der Ferne bellte ein Hund. Eine Krähe flog so nah an der Windschutzscheibe vorbei, dass Fritzi erschrocken zusammenzuckte. Sie seufzte, zog die kratzige Decke noch ein Stückchen höher und machte die Augen zu.

Der Plan gelingt

    Als Fritzi Federspiel am frühen Morgen aufwachte, taten ihr alle Glieder weh. Fritzi sah auf ihre Uhr und gähnte. Es war kurz vor sechs. Der Professor auf dem Beifahrersitz schnarchte mit offenem Mund. »Wieso müssen Männer eigentlich immer schnarchen?«, fragte sich Fritzi. »Kann der Professor nicht mal ein vernünftiges Mittel gegen Schnarchen erfinden?«
    Sie stieg mit wackeligen Beinen aus dem Auto und streckte sich.
    Die Luft war kühl und von der Müllkippe wehte ein feinfauliger Geruch zu ihnen herüber. Ein leichter Morgennebel lag über der Landschaft. Fritzi rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute sich um. Plötzlich hörte ihr Herz eine kurze Sekunde lang zu schlagen auf. Fast hätte es ihr auch die Sprache verschlagen!
    »Professor, kommen Sie! Schnell!«
    Brausewein war sofort hellwach und stolperte aus dem Wagen. »Da und da und da!«, flüsterte Fritzi. »Sehen Sie nur! Die Olchis sind gekommen!«
    Tatsächlich lag die ganze Olchi-Familie schnarchend vor ihnen. Olchi-Mama hatte Olchi-Baby im Arm, Olchi-Opa hielt einen halb aufgegessenen Schuh in der Hand, Olchi-Oma hatte ihren Kopf auf seinen Schoß gelegt und aus ihrem breiten Mund ragte eine Fischgräte. Sie schien gerade etwas Schönes zu träumen, denn sie lächelte zufrieden im Schlaf. Das eine Olchi-Kind hatte seinen Kopf in eine Blechdose gesteckt und das andere Olchi-Kind lag platt auf dem Bauch und streckte alle viere von sich wie eine auf Glatteis ausgerutschte Schildkröte. Es war ein friedliches Bild.
    Irgendwann in der Nacht hatten die neugierigen Olchis den Schlabbermüll doch entdeckt und ihn sofort genüsslich aufgefuttert, bis zum letzten Krümel. Und dann waren sie alle zusammen eingeschlafen.
    Brauseweins Plan war also aufgegangen.
    Er beugte sich über Olchi-Papa. Der lag mit offenem Mund da und sein fauliger Geruch ließ den Professor instinktiv die Luft anhalten.
    »Meine Güte«, flüsterte Brausewein.
    Fritzi knirschte mit den Zähnen. »Keine Angst, Fritzi!«, sagte Brausewein. Er versuchte, eines der beiden schlafenden Olchi-Kinder hochzuheben.
    »Uff!«, sagte er. »Der Bursche ist ganz schön schwer! Helfen Sie mir mal!«
    »Nein«, wehrte Fritzi entsetzt ab. »Ich mag ihn nicht anfassen!« Sie biss vor Aufregung auf ihren Fingernägeln und schaute ängstlich auf den langen und spitzen Zahn, der aus dem olchigen Mundwinkel herausragte.

    »Er schläft fest, er merkt nichts«, beruhigte sie der Professor und schleifte das schlafende Olchi-Kind allein hinüber zum Käfig, der auf der Ladefläche des Lieferwagens stand. Ächzend schob er den Olchi hinein und verriegelte die Käfigtür mit einem dicken Vorhängeschloss.
    »Was machen wir mit den anderen?«, fragte Fritzi.
    »Die können hier ausschlafen. Ich brauche nur einen.«
    Der Professor kletterte so flink ins Auto, wie man es ihm gar nicht zugetraut hätte.
    »Jetzt aber schnell zurück ins Labor! Los geht’s, Fritzi!«
    Am Gammelsberger Bahnhof konnten sie den Lieferwagen direkt vor dem Labor
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