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Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)

Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)

Titel: Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)
Autoren: Erhard Dietl
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er noch die Haar-Zwickerzange in die Manteltasche und nahm eine große Betäubungsspritze aus der Schublade. »Damit kriegen wir ihn«, knurrte er. Dann erklärte er Fritzi seinen Plan. Sie sollte nach links gehen und er selber wollte die Gegend drüben am Bahnhof absuchen. »Haben Sie Ihr Handy dabei? Rufen Sie mich an, wenn Sie den Olchi sehen, dann komm ich mit der Betäubungsspritze!«, sagte er.
    Fritzi sauste mit dem Fahrrad los und Brausewein stolperte mit wehendem Schal die Gleise entlang Richtung Bahnhof. Wo konnte sich dieser Olchi nur versteckt haben? Brausewein blieb vor einer Mülltonne stehen, klappte den schweren Deckel hoch und lugte hinein. Aber da lagen nur leere Pappkartons und ein paar Plastiktüten. Hinter einem Transformatorenhäuschen entdeckte er etwas Grünes. »Hab ich dich!«, rief er laut und stürzte sich auf den vermeintlichen Olchi. Aber er zerrte nur einen verdutzten Handwerker am Ärmel hervor. »Oh, Entschuldigung, ich hab Sie verwechselt«, brummelte Brausewein. Es war ihm sehr peinlich. »Haben Sie zufällig einen Olchi gesehen? So ein kleines grünes Wesen mit drei Hörnern auf dem Kopf? Nein?«
    Der Handwerker starrte entgeistert auf Brauseweins Gurken-Nase. Offenbar hielt er ihn für völlig verrückt. »Nichts für ungut«, sagte Brausewein und lief weiter die Gleise entlang zum Bahnhof. Vom Olchi-Kind war auch dort weit und breit nichts zu sehen. Der Professor sank erschöpft auf eine Bank, stöhnte und rieb sich den schmerzenden Bauch. Die Mäuse hatten darin wohl gerade ein Lagerfeuer angezündet.
    Auf dem Bahnsteig standen ein paar Leute mit Taschen und Koffern herum und warteten auf den Zug.
    Brausewein zog sich den Schal über die Nase. So ein Gurken-Zinken war doch sehr auffällig und er wollte nicht, dass ihn die Leute deshalb anstarrten. Der Vorfall mit dem Handwerker vorhin war schon unangenehm genug gewesen. Brausewein seufzte. Er überlegte, ob er nicht einfach nach Hause gehen sollte. Wie gut wäre es, sich jetzt mit einer Wärmflasche ins Bett zu verkriechen! Doch er verscheuchte diesen Gedanken sofort wieder. Nein, so kurz vor dem Ziel durfte er unmöglich aufgeben! Er musste unbedingt seine Medizin fertigstellen. Bald begann der Erfinderwettbewerb, es war nicht mehr viel Zeit!
    In seine Gedanken versunken hatte Brausewein gar nicht bemerkt, dass sich eine Frau und ihre kleine Tochter neben ihn auf die Bank gesetzt hatten. Das kleine Mädchen schaute den Professor neugierig an. Sein Schal war ihm wieder ein wenig von der Nase gerutscht. Verlegen stand er auf und ging eilig weg. Den Schal drückte er fest vors Gesicht. Sorgenvoll befühlte er seine dicke Gurken-Nase darunter. »Wenn ich diesen Olchi finde, mach ich Hackfleisch aus ihm!«, knurrte er. Warum musste dieses Miststück auch im entscheidenden Moment weglaufen? Ein Haar abschneiden ist doch wirklich keine große Sache!

    Neben dem Kiosk setzte er sich auf eine andere, leere Bank. Von hier aus konnte er prima den ganzen Bahnsteig überschauen.
    Brauseweins Blick fiel auf eine Zeitung, die jemand auf der Bank liegen gelassen hatte. Er las die Überschrift auf der ersten Seite: »13. internationaler Erfinderwettbewerb! In Gammelsberg werden am 20. Oktober die findigsten Köpfe Europas ihre neuesten Entdeckungen präsentieren. Eingeladen sind…« 20. Oktober! Das war ja heute! Brausewein hatte sich mal wieder mit der Zeit vertan. Verärgert zerknüllte er die Zeitungsseite zwischen den Händen. Gerade fuhr der Zug Richtung Schmuddelfing im Bahnhof ein. Quietschend kam er zum Stehen. Der Lautsprecher quäkte eine Durchsage, Leute stiegen aus und ein, der Schaffner blies auf seiner Trillerpfeife zur Abfahrt und die Türen wurden zugeschlagen. In diesem Moment sah Brausewein den Olchi. Am hinteren Ende des Zuges schlüpfte er gerade in einen Waggon.
    »Halt! Stopp!«, rief der Professor, sprang auf, rannte zum Zug, riss eine Tür auf und stürzte im allerletzten Moment in den schon abfahrenden Zug. Völlig außer Atem blieb er erst einmal an die Wand gelehnt stehen und rang nach Luft. Er war aus Überzeugung unsportlich und solche Anstrengungen überhaupt nicht gewohnt. Dann lief er die engen Gänge entlang durch die Waggons. Irgendwo musste dieser verflixte Olchi doch stecken! Zwei dicke Frauen, die gerade ihre Koffer ins Gepäckfach hoben, versperrten Brausewein den Weg.
    »’tschuldigung!«, murmelte der Professor und drängelte sich vorbei. Dabei rutschte ihm schon wieder sein Schal von der Nase, und die
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