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Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)

Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)

Titel: Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)
Autoren: Erhard Dietl
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beiden Frauen starrten ihn an wie einen Außerirdischen.
    »Hast du den gesehen?«, flüsterte die eine. »Der arme Mann!«
    »Das war doch eine Maske«, sagte die andere. »Er übt wohl schon für den Karneval!« Brausewein ließ sich kurz auf einen freien Platz fallen. Sein Bauchweh war wieder stärker geworden und sein Magen fühlte sich an, als hätten die Mäuse darin einen Luftballon aufgepumpt. Angestrengt überlegte er. Er war sich ganz sicher, dass der Olchi in diesen Zug geklettert war. Aber wo versteckt sich so ein Olchi? Wo ist der olchigste Platz?
    »Natürlich auf der Zugtoilette!«, rief Brausewein laut und ein junger Mann, der gerade in den Großraumwagen kam, musterte ihn erstaunt.
    Brausewein lief, so schnell er konnte, weiter durch die Waggons. Aufgeregt überprüfte er alle Toilettentüren. Endlich fand er eine, die verschlossen war. Sofort rüttelte er heftig an der Türklinke. »Komm sofort raus!«, rief er. »Ich weiß, dass du dadrin bist!« Da ging die Tür auf und ein kleines Mädchen kam heraus. Es schaute Brausewein erschrocken an und rannte schnell hinüber zu seinem Sitzplatz.
    Ganz hinten im letzten Waggon fand Brausewein dann noch eine zweite Toilettentür, die verschlossen war. Er legte sein Ohr daran und zog die Augenbrauen hoch. Was war das da drinnen für ein Geräusch? War das nicht ein lautes Schmatzen? Jetzt vernahm er auch noch deutlich einen Rülpser!
    Na, wer sagt’s denn!, dachte Brausewein und grinste. Hab ich dich endlich! Plötzlich sagte eine laute Stimme hinter ihm: »Dürfte ich bitte Ihren Fahrschein sehen?« Brausewein fuhr herum – es war eine Kontrolleurin. Das fehlte ihm gerade noch! Natürlich hatte er keinen Fahrschein gekauft. Und Geld hatte er auch nicht eingesteckt. Vor Aufregung bekam er ganz weiche Knie. Er überlegte, ob esbesser war, in den Boden zu versinken oder sich in Luft aufzulösen. Die Kontrolleurin starrte auf seine grünliche Gurken-Nase.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte sie ein wenig besorgt. Schon wieder war ihm der verdammte Schal verrutscht und er hatte es nicht gemerkt.
    »Heute ist nicht gerade mein Glückstag«, versuchte Brausewein ihr zu erklären. »Ich habe Bauchschmerzen, keinen Fahrschein und kein Geld dabei und sehen Sie sich nur meine geschwollene Nase an!«»Sie können einem leidtun«, sagte die Kontrolleurin ungerührt. »Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis!«
    »Aber hier ist ein Olchi drin!«, rief Brausewein, der jetzt ein bisschen die Nerven verlor. Er klopfte ungeduldig gegen die Klotür. »Ich bin sicher, dass er da drin ist! Ich brauch ganz dringend eines seiner Haare für meine Bauchwehmedizin. Verstehen Sie doch, ich bin in einer Zwangslage!« Immer lauter hämmerte Brausewein gegen die Tür. »Komm schon raus! Ich weiß genau, dass du da drin bist!«
    »So lassen Sie das doch!«, sagte die Kontrolleurin streng. »Machen Sie hier keinen Ärger! Die nächste Station ist Schmuddelfing, da müssen Sie aussteigen, weil Sie keinen gültigen Fahrschein haben. Und jetzt möchte ich bitte Ihren Ausweis sehen!«



Brausewein seufzte. Er zog seinen Personalausweis, den er zum Glück immer dabeihatte, aus der Tasche und reichte ihn ihr. Die Kontrolleurin kritzelte etwas auf ihren Notizblock.
    »Sie bekommen von uns eine Rechnung wegen Schwarzfahrens zugesandt«, sagte sie und gab Brausewein den Ausweis zurück. Dann musste er noch einen Beleg unterschreiben. Brausewein stöhnte. Die Mäuse in seinem Bauch hüpften gerade Trampolin. Die Kontrolleurin sah ihn von der Seite her misstrauisch an. Der Professor fühlte sich plötzlich am Ende seiner Kräfte. Verzweifelt starrte er auf die verschlossene Klotür. Da drin, zum Greifen nah, war dieser Olchi mit dem Olchi-Haar, das er so dringend brauchte. So nah war er am Ziel, und jetzt kam er nicht in dieses dämliche Klo hinein. Es war wie verhext.
    Eigentlich war Brausewein auch ein bisschen wütend auf sich selber. Wieso nur hatte er sich auf dieses olchige Experiment eingelassen? Warum hatte er nicht einen Hosenbügler oder einen Schnürsenkelbinder erfunden, irgendetwas Praktisches, Ungefährliches? Warum musste es ausgerechnet eine hochkomplizierte Bauchwehmedizin sein?
    Ich geb’s auf, dachte Brausewein resigniert. In Schmuddelfing geh ich schnurstracks zum Doktor. Oder gleich auf den Friedhof. Außerdem pfeif ich auf diesen verdammten Erfinderwettbewerb.
    Er seufzte und krümmte sich wieder ein wenig zusammen.
    Die Kontrolleurin sah ihn jetzt doch etwas mitleidig an. »Was
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