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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula
Autoren: Roderick Anscombe
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abwarten und erst dann zuschlagen, wenn der Verdacht nicht automatisch auf ihn fällt.
    Nein, Brod wird Lothar durch die Terrassentür gehen lassen.
    In der Laube wird Lothar entdecken, daß nicht irgendein Mädchen geschändet werden soll, sondern seine eigene Tochter. Und anstatt von einem geheimnisvollen Edelmann in die vielen Facetten der Liebe eingeweiht zu werden, wird Stephanie einen Schurken vorfinden, den sie besser kennt, als ihr lieb sein kann.
    Ich frage mich nur, wie dieses tête-à-tête in der Dunkelheit enden wird.
    Ich selbst bin an einem Scheideweg angelangt. Meine Hoffnung, den Prinzen in der Schlucht anzutreffen, ist klein, aber sollte unsere Aktion tatsächlich gelingen, hätte ich eine große Tat für Ungarn vollbracht. Wenn ich mein Schärflein dazu beitragen kann, daß mein Land die Unabhängigkeit erringt, darf ich für mich in Anspruch nehmen, ein gewisses Maß Sühne geleistet zu haben.
    Falls dieses Tagebuch hier endet, bin ich in die Falle getappt, mit der ich eigentlich rechne. Mit Sicherheit wird man die Verschwörung nicht nur niederwerfen, sondern darüber hinaus auch totschweigen. Gut, meinen Tod nehme ich in Kauf, aber daß ich nie gelebt haben soll, das kann ich nicht dulden.
    Darum hinterlasse ich meine Aufzeichnungen an einem Ort, an dem sie zwischen den theologischen Abhandlungen meiner Großväter verstauben können. Sie sind seit zwei Generationen nicht angerührt worden, und aller Voraussicht nach wird auch dieses Tagebuch lange ungeöffnet liegenbleiben.
    Doch eines Tages, wenn ich schon längst vergessen bin, wird jemand es finden, und dann werde ich in der Phantasie meines Lesers wiederauferstehen.
    Aber in den nächsten Wochen und Monaten wird der Grund meines Todes durchsickern. Wie mein Vater und Bruder werde dann auch ich als Patriot und Märtyrer für die Sache der ungarischen Befreiung gefeiert. Ich bin der Letzte meiner Linie. Der Name stirbt mit mir. Andere, glanzvollere Namen – Aponyi, Kossuth, Karolyi, Tisza, Andrassy – sind weit über unsere Grenzen hinaus bekannt. Sie sind unsterblich. Und doch hege ich die Hoffnung, daß die Erinnerung an Draculas Würde in den Herzen und Köpfen der Menschen in diesem Winkel Ungarns noch eine Weile fortbesteht und nur langsam verblaßt.

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