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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen
Autoren: Gillian Philip
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mit einem Schlafzimmer, ließ ich die Windmühlen, die Sonnengesichter aus Plastik, die Windspiele und alle Pflanzen zurück, die seit dem letzten Sommer überlebt hatten. (Ich nahm aber den hässlichen Wasserspeier mit. Ich konnte ihn nicht zurücklassen. Er würde niemand anderen finden, der ihn so liebte, wie wir es getan hatten.)
    Gelegentlich ging ich an unserem Haus vorbei – ich musste einen Umweg machen, es war keine Ecke, an der ich je zufällig vorbeikam –, und unser Gartenfirlefanz war immer noch da. Ein bisschen verblasst, nicht mehr so glänzend, aber die neuen Bewohner hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihn loszuwerden. Da wünschte ich mir, ich hätte ihn selbst entsorgt.
    Die Reifen und die alte Decke waren natürlich weg. Ich fragte nicht, was mit ihnen passiert war.
    Mein neues Zuhause lag am Rand von Breakness. Nicht auf der Seeseite natürlich – die Häuser dort waren zu begehrt –, aber mit Blick auf flache Felder und die Schweinefarm und den Militärflugplatz mit den Hügeln und Glassford in der dunstigen Ferne. Ich konnte von Glück reden, so eine Aussicht zu haben.
    Ich hatte Ziegen – das war das Lustige. Selbstverständlich nicht meine eigenen. An den Garten des Doppelhauses grenzte ein Stück Feld, zwischen einem Schweinestall und einem Cottage, das eher einem Schuppen glich. Dort wohnten ein paar Hippietypen mit barfüßigen Kindern, die eine kleine Töpferei betrieben und ein paar struppige Hühner hatten. Als ich sie das erste Mal nach den Ziegen rufen hörte, brachten mich ihre vornehm-sonoren Stimmen aus der Fassung. Vater Hippie war früher Börsenmakler, und die barfüßigen Bengel gingen, wie sich herausstellte, auf eine Privatschule.
    Die Ziegen und ich genossen den Spaß. Ich ging immer zum Ende des Gartens und fütterte sie mit Resten – es stimmte, dass Ziegen alles fraßen: Toastkrusten, Tomatenpelle, den Rest von einem Cheeseburger, das Pappestück einer Toilettenrolle (Letzteres war ein Versehen). Sie hatten böse Augen und einen boshaften Charakter und die Geiß jagte der Hippie-Mutter immer eine Heidenangst ein und lockte sie in einen Hinterhalt zwischen dem Cottage und ihrem Gemüsebeet. Jinn hätte diese Ziegen geliebt. Sie hätte ihren Spaß gehabt.
    Ich war glücklich in meinem neuen Zuhause und vermisste das alte nur gelegentlich. Deswegen machte ich einen Umweg, um es zu sehen: nur um mich von meiner Nostalgie zu kurieren. Das Haus schien jetzt nichts mehr mit mir zu tun zu haben, und auch nichts mit Jinn.
    Â»Ich bin froh«, sagte Tom schließlich.
    Er hatte lange darüber nachgedacht, es sehr ernst genommen. Ich musste mich anstrengen, um mich zu erinnern, wie die Frage gelautet hatte.
    Â»Ich meine, ich bin nicht froh, dass er noch lebt, das ist mir völlig egal«, sagte er. »Aber es stimmt, was sie sagen. Es wäre zu einfach für ihn gewesen, wenn er gestorben wäre.«
    Â»Er kriegt lebenslänglich«, gab ich zu bedenken. »Sie haben mir gesagt, er wird für immer da drin sein.«
    Â»Ja. Bis jemand ihn heiraten will und eine Kampagne für ihn lostritt.«
    Â»Du Zyniker«, sagte ich. »Das wird nie passieren.«
    Â»Du hoffst, dass er für immer da drin bleibt? Musst du wohl.«
    Â»Ja.«
    Â»Ich frag mich, ob du dasselbe über mich gesagt hättest.«
    Wer hat eigentlich die Eistüten erfunden? Sie schmecken nicht einmal. Trocken wie Zweige, sobald man das Eis gegessen hat. Ich warf den Rest von meiner in den Fluss. Dieses Mal trieb sie eine oder zwei Sekunden lang flussabwärts, bevor sich eine Möwe darauf stürzte.
    Â»Tut mir leid, das«, sagte ich.
    Â»Ja. Also, ich weiß nicht, wie du auf die Idee gekommen bist, du könntest einen Toyota über eine Klippe stoßen.«
    Ich wusste nicht, ob er recht hatte, aber ich sagte noch einmal: »Tut mir leid. Ich dachte – ich dachte wirklich, du wärst es gewesen.«
    Â»Warum? Warum hätte ich das tun sollen?«
    Â»Ich weiß nicht. Weil ich mich dann nicht so schuldig fühlen würde? Ich weiß nicht.«
    Â»Du fühlst dich schuldig, ja?«
    Gott, die Farbe meines Gesichts muss sich in diesem Moment mit der meines Haars gebissen haben. »Hat er dir erzählt, was ich gesagt habe?«
    Â»Oh ja.«
    Tja, das hatte ich vermutet. Ich hatte es bis jetzt nur noch nicht mit Sicherheit gewusst.
    Â»Tut mir
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