Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
leid«, sagte ich. »Es tut mir wirklich leid.«
    Â»Ja.«
    Â»Ich habe es nicht …« Ich leckte mir die Lippen, räusperte mich. Es sollte nicht nach einer Ausrede klingen. »Ich habe es nicht so gemeint, was ich zu Alex gesagt habe. Ich habe nicht gemeint … Ich sage nicht, dass ich nicht verantwortlich bin. Nur. Weißt du. Ich wollte, dass du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe.«
    Â»Ich weiß.« Er sah mich beinahe an, lächelte beinahe. »Danke, dass du ihn besucht hast.«
    Na ja, er brauchte mir nicht zu danken. Es war nicht so schrecklich gewesen. Alex hatte nicht blass auf einem viktorianischen Krankenbett gelegen. Er saß in einem hightechmäßigen Rollstuhl. Und die Atmosphäre war nicht gerade toll gewesen, doch wir hatten ein bisschen hilflos Konversation gemacht und dann im selben Moment beide »Tut mir leid« gesagt. Das hätte Alex fast ein Lachen entlockt.
    Â»Das Buch gefällt ihm. Wann brauchst du es zurück?«
    Â»Keine Eile. Ich hab’s mir von einer alten Dame im Oak Tree Court geliehen. Hab gesagt, ich würde es ihr nächsten Monat zurückbringen.« Was ich tun würde. Dieses Mal.
    Jetzt da wir uns Alex von der Seele geredet hatten, war die Atmosphäre netter. Tom brach das Ende seiner Eistüte ab, schaufelte damit Eis ab und steckte sich die Mini-Eistüte ganz in den Mund. Ich spürte einen Schmerz in der Brust.
    Ich hatte zum ersten Mal recht: Es gibt nichts, was man tun kann. Dinge bleiben getan und gesagt. Man kann sie nicht ungeschehen oder ungesagt machen. Niemand konnte für Alex’ verlorene Zukunft sühnen und niemand konnte für Jinn sühnen. Aber warum sollte ich diese Befriedigung auch haben? Es gab nichts, was ich jetzt tun könnte, um Alex am Springen zu hindern. Ich konnte nicht zurücknehmen, was ich damals gesagt hatte, aber ich durfte mich auch nicht darin suhlen. Wie Foley gesagt hatte: Du musst damit leben. Musst damit leben.
    Tom stützte sich auf seine Ellbogen und sah zum Himmel hoch. »Ich war nicht für ihn da. Das ist kein tolles Gefühl, aber der kleine Scheißkerl ist aus freien Stücken gesprungen. Ich habe ihn nicht gestoßen, du hast ihn nicht gestoßen. Ich will nicht ewig wütend auf ihn sein, aber ich will mich nicht dafür entschuldigen müssen, was er getan hat. Nicht gegenüber meiner Mum oder meinem Dad oder irgendjemandem. Dafür, was er getan hat, er . Wir müssen alle einfach damit leben. Der egoistische kleine Mistkerl.«
    Â»Ich wünschte, es wäre nicht passiert.«
    Â»Ich auch.«
    Er stand auf, lächelte mich an. »Bis dann mal wieder.«
    Ich stand ebenfalls auf. Es fühlte sich irgendwie formell an, und das nicht nur, weil er einen Anzug und eine Krawatte trug. Ich dachte, ich sollte ihm die Hand schütteln, war mir aber nicht sicher, wie. Also sagte ich einfach nur: »Tschüss.«
    Er winkte mir zu, als er wegging.
    Ich beobachtete den Fluss, der schnell zum Meer hin floss, und die Kinder, die über die wacklige Brücke zum Strand liefen. Tripp-trapp, tripp-trapp. Als ich wieder auf die Uhr schaute, war es Zeit für meine Nachmittagsschicht.
    Es verschlug mir den Atem, als ich die Dicke Bertha sah. Sie saß auf dem Ledersofa vor dem Salonfenster, neben sich ihre Handtasche, und las eine Klatschzeitschrift.
    Clarissa sagte: »Bertha Turnbull ist da. Sie wollte zu dir. Hat keinen Termin.« Sie starrte mich böse an, so als sei dies meine Schuld. »So was wie Nein hat sie nicht akzeptiert.«
    Â»Oh«, sagte ich.
    Â»Vergiss nicht, dass du um zwei Mrs Bolland hast.«
    Wie sollte ich? Die mit dem Gesicht, das Steine zum Erweichen bringen konnte.
    Mir war übel, und ich wollte nicht hingehen und mit Bertha sprechen, doch Clarissa bedachte mich mit einem eisigen Blick. Das tat auch Mrs Bolland, den Kopf voller glitzernder Folien, die darauf wartete, dass ihr Haar ausgespült wurde.
    Ich stand vor Bertha, brachte aber kein Wort heraus. Schließlich seufzte sie und faltete die Zeitschrift wieder ordentlich zusammen.
    Â»Du kommst nicht mehr zu mir, also dachte ich, ich komme hierher.«
    Â»Nun«, sagte ich. »Ich … Kommst du bitte hier rüber?« Ich deutete auf einen Frisierstuhl.
    Sie stand schnell auf und marschierte herüber. Sie setzte sich, zupfte an ihrem dünnen Pony herum, schaute dann hoch und begegnete im Spiegel meinem Blick. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher