Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Lucie Flebbe
Vom Netzwerk:
Polizei und Notarzt in Wiesingers Vorgarten. Sie hielt ein pummeliges Kleinkind auf dem Arm. Mir reichte sie einen kalten Waschlappen, damit ich mir das Blut aus dem Gesicht wischen konnte. Ich presste die feuchte Kälte gegen meine hämmernde Stirn, während Staschek kurz zusammenfasste, was vorgefallen war.
    »Ach herrje«, schnaufte die Fromm eher aufgeregt, als erschrocken. »Jetzt sind der Archibald und der Lorenz tot. Können wir jetzt überhaupt noch erfahren, was mit Bine passiert ist, Frau Ziegler?«
    Den Waschlappen an meine blutende Stirn gepresst, sah ich die Großmutter an. Ihr rotwangiges Gesicht kreiste vor mir in der Luft. Der klopfende Schmerz in meiner Stirn erschwerte das Denken.
    Natürlich konnte Archibald Schröder Bine beim Zeitungsaustragen überfallen haben. Oder Bine hatte ebenfalls mitbekommen, was die Pizzafrau wirklich auslieferte, und teilte das Schicksal des Stalkers. Dumm nur, dass keiner der beiden Toten verraten konnte, was wirklich passiert war.
    Aber wenn ich an den dritten Abschnitt der Fotopinnwand dachte, blieb noch eine weitere Möglichkeit offen.
    »Ein Sachverhalt muss noch überprüft werden«, murmelte ich. »Danach werden wir die Ermittlungen abschließen, denke ich.«
    Staschek zog seine elegant geschwungenen Brauen zusammen. »Du überprüfst gar nichts mehr«, erklärte er bestimmt. »Wenn sich der Notarzt deinen Kopf angesehen hat, geht es zur Zeugenaussage aufs Präsidium. Und glaub nicht, dass ich dich da rauslasse, bevor dein Babysitter wieder auf freiem Fuß ist.«
    Doch die kommissarische Polizeipräsidentin und ihre neue Lieblingskommissarin Schnabelnase Wegner dachten nicht daran, meinen Babysitter laufen zu lassen. Inzwischen hatte ein Sanitäter meine Platzwunde geklammert und in meine Augen geleuchtet. Dann hatte ich die Geschehnisse in Lorenz Wiesingers Reihenhaus zu Protokoll gegeben, während Danner noch immer in irgendeinem Vernehmungszimmer vor sich hinschmorte. Schließlich hatte Staschek mir das Versprechen abgerungen, auf Danner zu warten, bevor ich weitere Nachforschungen anstellte, und mich gehen lassen.
    Jetzt stand ich in der Samstagsnachmittagssonne auf dem Hof des Polizeipräsidiums. Das Dröhnen meines Kopfes riet mir, mich ins Bett zu legen.
    Über dem Polizeipräsidium erhob sich der stahlblaue Förderturm des Bergbaumuseums in den sonnigen Frühlingshimmel. Von der Aussichtsplattform dort oben hatte Archibald Schröder die Lamafrau fotografiert. Einem spontanen Impuls folgend, wandte ich mich in Richtung Museum.
    Kurz darauf konnte ich Bochum überblicken.
    Für mich selbst überraschend benötigte ich die Hilfe der Metalltafeln nicht, die auf markante Punkte der Skyline in den verschiedenen Himmelsrichtungen hinwiesen. Ich erkannte die Zwillingstürme am Hauptbahnhof, den Stadtpark, den Tippelsberg als höchste Erhebung. Auch die Wege zwischen den Orten, im Norden mittlerweile bis nach Gerthe hinaus, waren mir vertraut.
    Die Gespenster meiner Vergangenheit hatte ich hier vertrieben. Hinausgescheucht. Aus meinem Revier.
    Es war nach sechs, als Danner die Tür unserer Wohnung aufschloss.
    Ich lag auf der Couch, zwei Daunenkissen unter dem Kopf und ein feuchtes, kaltes Handtuch auf der Stirn.
    Eine Sekunde lang hatte ich darüber nachgedacht, Alwin Kopelski allein zu besuchen und ihm das Foto seiner bewusstlosen Ehefrau in der Küche unter die Nase zu halten. Doch ehrlich gesagt, war mir nach dem Zusammenstoß mit dem Pizza-Fan die Lust auf Alleingänge vergangen. Also hatte ich den Rest Wäsche vom Sofa geschoben und mir von Molle Tee kochen lassen.
    In Jacke und Stiefel trat Danner an die Couch und zog mir das Handtuch vom Gesicht.
    »Es ist nur eine Beule«, erklärte ich, bevor er etwas sagen konnte.
    Danner begann zu grinsen. »Was für ein Glück, dass du so einen Dickschädel hast.« Sacht berührte er meine Stirn. »Ist dir eigentlich klar, dass du dem Polizeipräsidenten den Arsch gerettet hast?« Er zog seine Jacke aus.
    Ich rappelte mich auf.
    »Obwohl es der Schlampe sicher schwergefallen wäre, sich zu entscheiden, ob sie den Mord an Archibald lieber mir oder Mattek in die Schuhe schieben soll. So wie sie ihre Meute auf uns gehetzt hat, wären die Kollegen jedenfalls im Leben nicht auf Wiesinger gekommen.«
    Mein Herz hüpfte: »Das heißt, du wärst auch allein zu Wiesinger gegangen?«
    »Blöde Frage.« Danner küsste mich vorsichtig.
    Dann drückte er mich zurück in die Kissen und warf einen Blick in meine Teetasse. Aber die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher